Archiv für 17. August 2022

Mittwochskolumne vom 17.08.2022

Synodaler Prozess

Bern (novaradio.ch): Die Schweizer Bischöfe haben nun die Vorschläge derjenigen Menschen nach Rom geschickt, die an den Umfragen des synodalen Prozesses teilgenommen haben. Ich gehöre zu den Menschen, die es begrüssen, dass der Papst diesen weltweiten Prozess ausgerufen hat. Es ist wichtig, dass sich Laien und Priester Gedanken machen zur Zukunft der Kirche. Weiter bin ich der Meinung, dass es durchaus Änderungen im Kirchenrecht betreffend der Macht einiger Ämter – wobei hier auch Ämter von Laien gemeint sein können –  geben sollte, die zu einer authentischeren Kirche führen würden. Machtmissbrauch ist tatsächlich etwas, was man durch gewisse Reformen einschränken müsste.

Ich bin jedoch klar dagegen, den synodalen Prozess dafür zu gebrauchen, um wesentliche Punkte der Glaubenslehre zu verändern. Es ist nicht an uns, das Evangelium neu zu schreiben. Wir haben die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass die Frohe Botschaft auch im dritten Jahrtausend ein Leuchtturm für die Menschen ist. Hierfür braucht es keine Neufassung der Botschaft Christi, sondern deren adäquate Verbreitung. Auch sind wir in der Pflicht, die kirchliche Ordnung so zu gestalten, dass sie menschenwürdig ist und dass der Auftrag Christi, wonach der Höchste unter uns der Diener aller sein soll, verwirklicht wird. In der Vergangenheit ist dies nicht immer geschehen, dies muss ehrlich gesagt werden.

Der synodale Prozess leidet unter zwei Tendenzen, die gerade in der Kirche in der Schweiz sehr stark vertreten sind. Einerseits eine Nostalgie nach vergangenen Zeiten, die in Tat und Wahrheit nie so waren, wie sich einige Nostalgiker vorstellen. Auf der anderen Seite der Glaube, man müsse alles verändern. Beide Vorstellungen sind falsch. Wir müssen den beschwerlichen Weg gehen, der die Kirche weder vor das zweite Vatikanum zurückbringt noch durch die Abschaffung des Pflichtzölibats, der Einführung der Frauenweihe oder die Änderung der Sexualmoral die Kirche dem Zeitgeist anpasst. Dieser schwere Weg ist hart und braucht langen Durchhaltewillen. Aber er ist der einzige Weg, auf dem sich die Kirche nicht verleugnen muss. Wichtig ist, den Menschen wieder vermehrt aufzuzeigen, weshalb die Kirche an gewissen Vorgaben und Regeln festhält. Nur schon deshalb ist die Beteiligung der Laien am synodalen Prozess sehr wichtig. Der mündige Katholik muss lernen, in der Zukunft die Kirche aktiv mitzugestalten, ohne jedoch das Evangelium oder die kirchliche Lehre, wie sie über 2000 Jahre gewachsen ist, zu zerstören. Dies wird ein schwerer Spagat sein, den wir aber mit Gottes Hilfe schaffen können.