Archiv für 22. März 2023

Mittwochskolumne 22.03.2023

Verkündigung des Herrn

Bern, (novaradio.ch): Diese Woche feiert die Kirche „Verkündigung des Herrn“. Am 25. März, neun Monate vor Weihnachten, feiern wir, dass Gott den Erzengel Gabriel zu Maria sandte, um sie zu fragen, ob sie die Mutter Gottes werden möchte. Viele Szenen des Evangeliums sind so eindrücklich, dass wir sie uns immer wieder vor Augen führen müssen, um die Grösse Gottes zu verstehen. Gott ist allmächtig, er ist der Schöpfer aller Dinge. Trotzdem kommt der Erzengel  Gabriel demütig zu Maria und erklärt ihr, wie sie ein Kind empfangen werde. Maria gehorcht nicht blind, sondern fragt nach, wie dies alles geschehen solle, da sie sich vorgenommen hat, jungfräulich zu bleiben. Der Erzengel erklärt ihr alles und erst nach diesen Erklärungen gibt Maria ihr Einverständnis zum Heilsplan Gottes. Gott verlangt von Maria keinen blinden Gehorsam, sondern innere Überzeugung. Als Christen dürfen wir immer wieder staunen, mit wie viel Freiheit Gott uns ausgestattet hat und wie wenig er uns zum Glauben drängt, sondern versucht, uns von seiner Liebe zu überzeugen. Gott möchte, dass wir ihn als Vater lieben. Liebe kann jedoch nur in Freiheit angenommen werden und gedeihen. In vielen Darstellungen der Verkündigung wird Maria lesend dargestellt. Sie liest ein Buch, sehr wahrscheinlich die Tora, als der Erzengel zu ihr kommt. Für uns heutige Christen ist es wichtig, die richtigen Lehren aus diesem Hochfest zu ziehen.

Als Katholiken sind wir nicht zu blindem Gehorsam aufgerufen, sondern dazu, immer tiefer ins Geheimnis der Liebe Gottes einzutauchen. Wichtig ist, dass wir hierzu viel über unseren Glauben erfahren. So wie Maria die Heilige Schrift las, sollten wir uns mit der Bibel auseinandersetzen. Es ist traurig, wie wenig die Katholiken über ihren Glauben wissen. Ein Christ, der nichts über seinen Glauben weiss, läuft ständig Gefahr, vom Glauben abzukommen, da kein Fundament in seinem Herzen ist, das ihn vor den Stürmen der Zeit schützt. Wie Maria sollen wir Fragende sein, die nachforschen und so die Lehre der Kirche verstehen lernen. Heute wird in den Medien der Eindruck vermittelt, dass viele Vorschriften der Kirche einfach willkürlich seien. Wer sich mit der Schrift und den Kirchenvätern auskennt, weiss, dass die kirchlichen Gebote zu Fragen des Zölibats, zur Frauenordination, zur Sexuellehre und anderen Themen sehr fundiert sind. Sie sind nicht – wie dies einige Theologen und leider auch Bischöfe suggerieren – Launen der damaligen Zeit gewesen. Haben wir keine Angst, diesen Fragen nachzugehen und die Position der Kirche kennenzulernen. Das Zweite Vatikanum rief die Katholiken ebenfalls auf, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Wie Maria soll unser Ja zu Gott tief aus unserem Herzen und unserem Verstand kommen und überzeugt sein. Nur so werden wir Christen des 21. Jahrhundert werden, die Salz und Licht für die Welt sind. Und denken wir daran, wie Gott demütig zu sein. Wenn der Erzengel Gabriel so demütig gegenüber Maria war, sollen auch wir in unserem Leben diese Demut beherzigen. Wenn wir unsere Mitmenschen vom Glauben überzeugen wollen, kann dies nur mit Demut und Nächstenliebe geschehen. DR