Archiv für 11. Februar 2024

Opus Dei: Unterwegs zur Hundertjahrfeier – Das Rahmendokument

Unterwegs zur Hundertjahrfeier.
Am 14. September hat der Vater die Gläubigen und Freunde des Opus Dei
zur Teilnahme an den Vorbereitungsarbeiten der Regionalversammlungen
eingeladen, deren Titel folgendermaßen lautet: Unterwegs zur
Hundertjahrfeier des Werkes. Das Charisma vertiefen und den Wunsch
auffrischen, uns für Gott, die Kirche und die Gesellschaft einzusetzen.1
Der sich nähernde Jahrestag lädt uns ein, uns zu fragen, wie wir uns den
Herausforderungen der gegenwärtigen Zeit vom Geist des Opus Dei her stellen.
Wir möchten das hundertjährige Bestehen des Werkes überall mit Blick in die
Zukunft feiern.
„Die Hundertjahrfeier“, hat uns der Vater geschrieben, „wird vom 2.
Oktober 2028 bis zum 14. Februar 2030 dauern, also bis zu dem Tag, an
dem die Arbeit des Opus Dei unter Frauen hundert Jahre lang bestanden
haben wird. Es wird also eine Feier mit zwei Daten sein, um die Einheit
zum Ausdruck zu bringen (…). Ich möchte, dass wir alle an der
Vorbereitung teilnehmen“ (Botschaft des Vaters, 10.6.2021). Für uns alle, die
wir dieser Familie des Werkes angehören, wird dies eine Gelegenheit sein, um
mit dem Licht des Glaubens und der göttlichen Gnade in zwei Wirklichkeiten
tiefer einzudringen: in die Größe der Liebe Gottes, der uns persönlich berufen
hat, und in die Schönheit der Sendung des Dienstes, den das Werk der Kirche
und der Gesellschaft leisten soll.
Diese Unterlage enthält einige Ideen, die zur Reflexion über das Jubiläum
inspirieren können, das die Tür zum zweiten Jahrhundert der Geschichte des
Opus Dei öffnet. Es soll uns alle zur Teilnahme anspornen, indem wir
Anregungen und Erfahrungen vorlegen, die dann in den regionalen
Arbeitswochen bearbeitet werden. Die Schlussfolgerungen dieser
Arbeitswochen werden die Leitlinie für die Vorbereitung des Jubiläums und

außerdem eine relevante Grundlage für den ordentlichen Generalkongress des
Jahres 2025 darstellen.
Mehr als um die Planung von Festveranstaltungen soll es bei der Vorbereitung
auf das Jahrhundertgedenken darum gehen, eine Dynamik der Vertiefung in
Gang zu setzen, die uns hilft, unseren Geist immer besser zu verstehen, zu
verkörpern und zu kommunizieren, im Dienst an der Kirche und allen
Männern und Frauen.
Die Hundertjahrfeier bietet uns vor allem eine neue Gelegenheit, das
Wesentliche unseres Lebens wiederzuentdecken: die Liebe Gottes zu jedem
einzelnen, der uns in seinem Sohn dazu beruft, durch die Gabe des Heiligen
Geistes seine Kinder zu sein. Der Vater hat uns vor einigen Jahren nochmals
daran erinnert: „Die Treue eines Christen ist eine dankbare Treue, denn
wir sind nicht einer Idee treu, sondern einer Person: Christus Jesus,
unserem Herrn, so dass jeder von uns sagen kann: ,Er hat mich geliebt und
sich für mich hingegeben‘ (Gal 2,20). Zu wissen, dass Gott uns persönlich
liebt, spornt uns mithilfe seiner Gnade zu einer treuen und beharrlichen
Liebe an. Zu einer Liebe, die voller Hoffnung auf das blickt, was Gott
durch das Leben einer jeden und eines jeden in der Kirche und in der Welt
vollbringen wird – bei all unserer Gebrechlichkeit (Botschaft des Vaters,
10.10.2017). Deshalb drängt uns die Vorbereitung auf dieses Datum dazu,
wahrhaft und täglich zunehmend beschauliche Seelen inmitten der Welt
zu sein.
Herausforderungen unserer Zeit
Dieser Jahrestag ist, wie auch der Vater gesagt hat, „ein günstige Gelegenheit,
um die Herausforderungen in den Blick zu nehmen, vor denen Kirche und
Gesellschaft stehen, und uns über unsere Möglichkeiten der Hilfestellung
Gedanken zu machen“ (ebd.). Der heilige Josefmaria hat uns eingeladen, „die
Welt leidenschaftlich zu lieben“. Er bezog sich auf die reale Welt, auf die Welt,
in der wir leben, mit ihren Möglichkeiten und Widersprüchen. Die Welt ist eine
lebendige Wirklichkeit, die sich weiterentwickelt und verändert. „Jede
Generation von Christen muss ihre eigene Zeit erlösen, muss sie heiligen“
(Christus begegnen, Nr. 132). Die Welt lieben setzt voraus, sie zu kennen und zu
verstehen. In diesen Sinn ermutigt uns das Jubiläum dazu, uns von der Lage
unserer Gesellschaften und unserer Zeit ein Bild zu machen, um sie mit dem
Licht des Evangeliums zu erhellen.

Das Charisma des Opus Dei entfaltet sich unter Bedingungen, die in vielerlei
Hinsicht nicht mehr dieselben sind wie vor hundert Jahren. „Die sich
verändernden historischen Umstände können – mit den Anpassungen, die sich
für das Gesellschaftssystem daraus ergeben – dazu führen, dass etwas, das zu
einem bestimmten Zeitpunkt gerecht und gut war, auch einmal aufhört,
gerecht und gut zu sein. Daher soll es bei euch stets Raum für konstruktive
Kritik geben, die dem starren und zerstörerischen Wirken der Trägheit den
Boden entzieht“ (Hl. Josefmaria, Brief 29, Nr. 18). Während sich die
Herausforderungen jeder Epoche ändern, erneuern sich die Generationen
derer, die den Geist des Opus Dei mit ihrem Leben verkörpern, so dass sie mit
der Kraft unserer ersten Brüder und Schwestern des Werkes aktuelle und
lebenspendende Antworten geben können.
Deshalb müssen wir uns über die gegenwärtige Situation von Arbeitswelt,
Familie, Beziehungen, Kultur, Gerechtigkeit und Frieden Gedanken machen,
die zu heiligen wir berufen sind; und auch über Themen, die in den
vergangenen Jahren besonders an Bedeutung gewonnen haben und unsere
Gesellschaften prägen oder die voraussichtlich in den kommenden
Jahrzehnten Relevanz gewinnen werden. Es geht darum, mit dem Blick eines
Kindes Gottes besser zu verstehen, wie diese Welt, die wir leidenschaftlich
lieben und für die wir uns einsetzen wollen, ist und was sie braucht; das heißt
also die zahlreichen guten Wirklichkeiten, von denen wir umgeben sind, zu
entdecken und zugleich die zahlreichen Aspekte zu sehen, die der
Menschenwürde nicht Genüge tun. Um es mit Worten des heiligen Josefmaria
zu sagen, geht es darum, sich zu fragen, wie wir für alles Gute aufnahmebereit
bleiben können, mit „einer positiven und offenen Haltung, angesichts des
aktuellen Wandels der gesellschaftlichen Strukturen und Lebensweisen” (Die
Spur des Sämanns, Nr. 428); oder wie wir, was dasselbe ist, unsere Wünsche
aktualisieren und vermehren, die Botschaft Christi in alle Kreise zu tragen, zu
den vielen Menschen, die es brauchen.
Schauen wir ebenso auf die gegenwärtigen Herausforderungen der Kirche, die
die unsrigen sind: die Säkularisierung und die Art der Verkündigung der Liebe
Gottes heute; die Rolle der Laien und der Familien bei der Evangelisierung; die
Dynamik von Tradition und Erneuerung; die Einheit und der Dialog; die
Implikationen der kirchlichen „communio“ usw. Das Charisma, das Gott dem
heiligen Josefmaria anvertraut hat, ist darauf gerichtet, „der Kirche zu dienen,
wie die Kirche will, dass ihr gedient werde“ (Worte des heiligen Josefmaria bei
der Eröffnung des Centro Elis, 21.11.1965). Wenn wir die Herausforderungen

der Kirche in jedem Land und in der Gesamtkirche gut kennen, wird sich
unsere Bereitschaft für diese Sendung erhöhen.
Die Gabe des Geistes wiederentdecken
In seiner Botschaft vom 10.6.2021 schlägt der Vater vor, dass dieses eine Zeit
der Reflexion über „unsere Identität, unsere Geschichte und unsere
Sendung“ sein soll, mit einer Zukunftsvision und dem Wunsch nach
persönlicher Erneuerung.
Der Beginn der Vorbereitung auf das Hundertjahrjubiläum fiel mit der
Veröffentlichung des Motu Proprio „Ad charisma tuendum“ zusammen, mit
dem der Heilige Vater uns aufmuntert, unseren Fokus auf die Gabe zu richten,
die Gott dem heiligen Josefmaria anvertraut hat, um sie in Fülle zu leben. Papst
Franziskus fordert uns auf, das Charisma des Opus Dei zu pflegen, „um das
evangelisierende Wirken seiner Mitglieder zu fördern“ und auf diese Weise
„den Ruf zur Heiligkeit in der Welt durch die Heiligung der Arbeit und der
familiären und gesellschaftlichen Aufgaben zu verbreiten“. Die Botschaft, die
der heilige Josefmaria dem Willen Gottes gemäß verbreiten sollte, besitzt eine
außergewöhnliche Anziehungskraft und einige Anwendungsmöglichkeiten, die
die Kreativität anregen.
Wenn wir überlegen, welche Texte uns bei dieser Reflexion zur Vorbereitung
der Arbeitswochen hilfreich sein könnten, werden uns viele Schriften des
heiligen Josefmaria in den Sinn kommen, die verschiedene Aspekte des
Charismas des Opus Dei entfalten. Unter vielen anderen Möglichkeiten werden
hier drei seiner Briefe empfohlen:
Als erstes der Brief 292, der geschrieben wurde, um verschiedene Aspekte der
Sendung der Gläubigen und Freunde des Werkes bei der Heiligung der Welt
und des ehelichen und familiären Lebens zu unterstreichen. Sein Inhalt stellt
einen Aufruf an alle Christen dar, mit Jesus Christus an der Erlösung
mitzuwirken, nicht gleichgültig zu bleiben, als Ferment in der Masse zu
wirken, Sauerteig zu sein, „der die Menschen vergöttlicht und sie, indem er
sie göttlich macht, zugleich wahrhaft menschlich macht“ (Nr. 7a).
Als zweites der Brief 63, der verschiedene Aspekte des Geistes des Opus Dei
behandelt. Der heilige Josefmaria reißt unterschiedliche Themen an, die durch
den roten Faden des Spezifischen des von ihm gelehrten Geistes, ihrer

Verwurzelung im Evangelium und ihrer Ausformung im Leben der ersten
Christen zusammengehalten werden.
Als drittes der Brief 44, in dem es um die Liebe bei der Weitergabe des
Glaubens geht. Der heilige Josefmaria erläutert, wie das Gespräch der
Glaubensverkündigung mit Männern und Frauen, die sich dem Glauben der
Kirche nähern wollen, sein soll und dabei Einfühlungsvermögen und die
Achtung der Gewissensfreiheit mit der Treue zum Glaubensgut in Einklang
gebracht werden.
Wenn wir einmal einen aufmerksamen Blick auf den Kontext, in dem wir
leben, geworfen und unsere Überlegungen mit den Menschen in unserem
Umkreis geteilt haben, werden wir sicher besser gerüstet sein, die
angemessensten Wege suchen, um mit unseren Worten und unserem Leben die
christliche Botschaft zu verkünden und den Geist des Opus Dei weiterzugeben.
Dieser stellt gerade wegen seiner säkularen Natur eine Brücke des Dialogs in
den Bereichen Arbeit, Familie, zwischenmenschliche Beziehungen, nahes
Umfeld, Wissenschaft, Kunst oder Politik dar; eine ausgestreckte Hand zur
Begegnung mit allen, die danach suchen, sich der Wahrheit zu nähern, die
Würde der Personen und der Schöpfung zu fördern, das Gute zu tun und
Schönes zu schaffen.
Angesichts komplexer Situationen und beschleunigter Veränderungen haben
die Worte des heiligen Augustinus auch heute ihre Gültigkeit: „Die Menschen
klagen darüber, dass die Zeiten böse sind. Hört auf mit dem Klagen. Bessert
euch selbst. Denn nicht die Zeiten sind böse, sondern unser Tun. Und wir sind
die Zeit“ (Sermo 8, 8). Daher ist die erste Erneuerung, die wir anstreben, die
eigene, die jedes einzelnen. Um die Welt Gott näherzubringen, bemühen wir
uns als erstes selbst um diese Nähe: beschaulich zu sein im Alltag.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
In der Hundertjahrfeier vereinen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft;
Dankbarkeit und Hoffnung, Bitte um Vergebung und um Gnade. Papst
Johannes Paul II. hat am Ende des Jubiläumsjahres 2000 dazu ermutigt,
dankbar auf die Vergangenheit zurückzuschauen, die Gegenwart mit
Begeisterung zu leben und sich voll Hoffnung der Zukunft zuzuwenden: „Duc
in altum“ (Apost. Schreiben Novo millennio ineunte, Nr. 1). Ebenso schlug
der selige Álvaro vor wichtigen Jahrestagen zu beten vor: „Danke, verzeih

mir, hilf mir mehr!“ Diese Worte können uns als Inspiration für die
Hundertjahrfeier dienen.
Es wird eine Zeit der Dankbarkeit sein: Anerkennung der Gabe Gottes, die das
Charisma des Werkes, das Leben unseres Gründers und die vielfachen Gnaden
bedeuten, die wir in diesen Jahren empfangen haben. Dankbarkeit allen
Menschen gegenüber, die sich eingesetzt haben, diesen Geist in ihrem
persönlichen Umfeld lebendig werden zu lassen. Und Dankbarkeit auch den
Personen und Institutionen gegenüber, die uns begleitet haben: Eltern und
Familien der Gläubigen des Werkes, Männer und Frauen, die mit dem heiligen
Josefmaria zusammengearbeitet haben, Katholiken und Nichtkatholiken, die
dem Opus Dei auf der ganzen Welt großzügig geholfen haben und dies
weiterhin tun. Wir möchten uns besonders auch all jener erinnern, die einen
Lebensabschnitt lang in diesen ersten hundert Jahren dieser Familie angehört
haben und mit welchen uns ein besonderes Band verbindet.
Wir danken, es wird aber auch eine Zeit des Um-Vergebung-Bittens sein: für
persönliche und kollektive Grenzen, für die Versäumnisse und den Schaden,
den jeder von uns verursacht hat. Die Erinnerung an die Vergangenheit
bedeutet eine Wiederentdeckung der Ursprünge und des Wesens des
Charismas, seiner Originalität und seines Wertes. Und auch ein vertieftes
Eindringen in die Geschichte, in Personen und konkrete Momente, mit ihren
Licht- und Schattenseiten: Die – persönliche wie institutionelle – Geschichte ist
Teil der Identität.
Schließlich wird es eine Zeit der Hoffnung sein, im Vertrauen in die Gnade und
in die Aktualität und Kraft des Charismas des Opus Dei, jetzt und in Zukunft die
komplexesten Wirklichkeiten zu erhellen. Wir vertrauen auf die Macht des
Heiligen Geistes, nicht auf unsere eigenen Kräfte. So bereiten wir uns auch auf
das Heilige Jahr 2025 vor, das erste des dritten Jahrtausends, das „Pilger der
Hoffnung“ zum Thema haben wird (Papst Franziskus, Brief an Msgr. R.
Fisichella zum Heiligen Jahr 2025, 11.2.2022).
Bei dieser Vertiefung in das Charisma gibt es eine individuelle Dimension, die
jedes Einzelnen, es gibt aber auch eine institutionelle Dimension, die jeder
einzelnen der so verschiedenartigen Initiativen, die die Mitglieder des
Opus Dei mit Gottes Gnade im Laufe der Jahrzehnte auf die Beine gestellt
haben. Wenn wir an diese Initiativen denken, ist der entscheidende Punkt der,
dass jede einzelne danach trachtet, treibende Kraft für einen bedeutsamen

christlichen Beitrag in ihrem Feld zu sein, sei dies nun Erziehung, Gesundheit,
Armut, Jugend, Familie, Kommunikation usw., und sich daher großherzig
entfaltet, um das Evangelium mit Weite und Tiefe zu verkünden. Jeder
einzelne, der an diesen Initiativen beteiligt ist, möge an ihren Ursprung
zurückdenken und überlegen, wie er den beruflichen und apostolischen
Träumen, die sie entstehen ließen, noch mehr Strahlkraft verleihen kann. Und
danach möge er mit neuem Schwung weitertun, die Richtung ändern, wenn
sich die ursprünglichen gesellschaftlichen Bedürfnisse geändert haben,
oder eine Etappe abschließen, was ihm erlaubt, eine neue zu beginnen,
die den gegenwärtigen Anforderungen der Kirche oder der Gesellschaft
besser entspricht.
Es geht um den Versuch, die eigene Identität und Geschichte zu erfassen,
transparent zu sein und sich zu bemühen, ein eigenes Narrativ zu finden. Zu
diesem Zweck wird es hilfreich sein, mit der Meinung von Angestellten,
ehemaligen Schülern, begünstigten Familien zu rechnen sowie mit Meinungen
aus dem Umfeld, in dem man agiert: die verschiedenen Auffassungen zu hören
und sich allen zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam auf die jeweiligen
örtlichen Bedürfnisse zu reagieren.
Unter den Notleidenden
Die Perspektive des Jahrestages eröffnet eine neue Möglichkeit, um, wie der
Vater schreibt, „die Liebe Gottes in unserem Leben dankbar zu erkennen
und sie unseren Mitmenschen, vor allem den Notleidenden, zu bringen“
(Botschaft, 10.6.2021).
Wir finden Christus im geoffenbarten Wort, in den Sakramenten und auch in
unseren Mitmenschen, besonders in den Armen. Papst Franziskus hat uns
auch darauf hingewiesen: „Wir sind aufgerufen, Christus in ihnen zu
entdecken, uns zu Wortführern ihrer Interessen zu machen, aber auch ihre
Freunde zu sein, sie anzuhören, sie zu verstehen und die geheimnisvolle
Weisheit anzunehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will“ (Apost. Schreiben
Evangelii gaudium, Nr. 198). Der heilige Josefmaria erinnerte öfters daran,
dass er in den Armen und Kranken die Kraft fand, um das Opus Dei
voranzubringen, und dass er sich auf ihr Gebet stützte, das besonders
wertvoll ist.

Wie unsere Umstände auch sein mögen, es wird in unserem Umkreis immer
bedürftige Personen geben. Die Liebe, die uns zur Begegnung führt, steht in
innigem Zusammenhang mit der Anerkennung, dass ein jeder Gott und die
anderen braucht, und mit dem Verzicht auf das, was uns in unsere bloß
persönlichen Interessen einschließt. Die Armut erinnert uns daran, dass
unsere Schätze in Gott und in den zwischenmenschlichen Beziehungen liegen
und dass wir, wenn wir ein großzügiges und frohes Leben führen wollen, alle
wirklich von den materiellen Gütern losgelöst leben müssen im Heute einer
Konsumgesellschaft. Diese persönliche Erfahrung wird unseren Blick reinigen,
so dass wir den anderen entdecken, wie der heilige Josefmaria sagte: „Die
Armen – sagte unser Freund – sind mein bestes geistliches Buch und das
Hauptmotiv für meine Gebete. Ich leide mit ihnen, und ich leide mit Christus
wegen ihnen … Und weil ich mit ihm leide, wird mir klar, dass ich ihn liebe
und dass ich sie liebe” (Die Spur des Sämanns, Nr. 827).
Durch unsere berufliche Arbeit – durch unseren Alltag – können wir dazu
beitragen, die Liebe Gottes unter denen zu verbreiten, die es am meisten nötig
haben. Die Welt der Familie, der Arbeit und der gesellschaftlichen Netze
brauchen Zeugnisse der Zusammenarbeit, der gegenseitigen Unterstützung
und der Zurückhaltung zum Wohl der anderen, unserer Schwestern und
Brüder, gemäß einem säkulären Stil der Nachfolge Jesu. Unser Lebensstil sitzt
im Kern einer glaubwürdigen Evangelisierung.
Die beispiellose Entwicklung, die die Menschheit in den Bereichen der
Technologie, der Wirtschaft und der Kommunikation erreicht hat, bietet eine
Fülle von Ressourcen, die dazu dienen können, die Ungleichheiten zu
beseitigen und die Mängel zu beheben, denen wir begegnen: sei es an Nahrung,
Zuwendung, Wohnung, Arbeit, Erziehung, Rechten, Gesundheit oder Freiheit …
Wir nehmen diese Mängel als Vorenthaltung von etwas wahr, das der
Menschenwürde und der rechten Ordnung der Gesellschaft zu eigen ist. Diese
individuellen und gesellschaftlichen, globalen und komplexen
Herausforderungen verlangen nach einer neuen „Fantasie der Liebe“ (Apost.
SchreibenNovo millennio ineunte, Nr. 50), wie Papst Johannes Paul II. sagte, die
aus der Nähe zum Leidenden zur integralen Entfaltung der Person beiträgt und
so Ausdruck der persönlichen Fürsorge Gottes für jeden einzelnen ist.
Unser Gründer betonte, dass „ein Mensch oder eine Gesellschaft, die auf die
Bedrängnisse und Ungerechtigkeiten nicht reagieren und sich nicht bemühen,
sie zu lindern, nicht Mensch und nicht Gesellschaft nach dem Maß des

liebenden Herzens Christi“ sind (Christus begegnen, Nr. 167). Auch heute bietet
sich uns vor dem Horizont des Jahrhundertjubiläums„eine besondere
Gelegenheit, den Dienst an den Bedürftigen auf persönliche und kollektive
Weise neu zu beleben und uns seiner Bedeutung in der Botschaft des
heiligen Josefmaria bewusst zu werden“ (Vortrag des Prälaten des Opus Dei
auf der Tagung Be to Care, 29.9.2022). Dieser Vortrag des Vaters enthält
wertvolle Gedanken für das Nachdenken darüber, was eine „neue Fantasie der
Liebe“ mit sich bringt.
In diesen Jahren der Vorbereitung auf die Hundertjahrfeier müssen wir uns
nach der sozialen Dimension der christlichen Berufung fragen, nach der
Geltung und Reichweite der Soziallehre der Kirche, nach den Folgen, die sich
aus der Heiligung der Arbeit für den Aufbau einer menschlicheren und
christlicheren Gesellschaft ergeben. Wir können auch nachdenken über das
mögliche soziale Vermächtnis dieses Jubiläums, als greifbaren Ausdruck der
Dankbarkeit, die wir für die erhaltenen Gaben empfinden.
Gott macht alles neu (Offb 21, 5)
„Ihr, die jungen Leute, werdet eine wichtige Rolle spielen“, erklärte der
Vater in seiner Botschaft vom 10.6.2021. Sie sind es, die die Botschaft des
heiligen Josefmaria in die nächsten hundert Jahre hineintragen werden. „Alles
ist getan, und alles ist noch zu tun“, sagte der heilige Josefmaria gelegentlich.
Jugend ist nicht nur ein biologisches Faktum. Sie ist ein Merkmal, das über die
Zeit erhalten werden kann. „Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser
äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert“ (2
Kor 4,16). Die Gnade Gottes verjüngt uns, wenn wir uns ihr öffnen. Gott
erneuert die Welt, alle Dinge, alle Bereiche – unter Mitwirkung der Christen,
die Botschafter seiner Barmherzigkeit sein wollen.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Opus Dei lud der heilige Josefmaria
ein zu „einer Erneuerung der Treue zum göttlichen Ruf, um inmitten der Welt
Säleute der Freude und des Friedens zu sein“ (Weihnachtsbrief 1952). Wenn
die Hundertjahrfeier jetzt näherrückt, werden wir die Schönheit des
Gründungscharismas wiederentdecken und es mit Treue, Kreativität und
Freude unter den aktuellen Umständen der Kirche und der Welt durchdenken,
leben und weitergeben können, und zwar sowohl persönlich als auch
institutionell. So antworten wir auf den Ruf von Papst Franziskus, der uns vom

Beginn seines Pontifikats an „zu einer neuen Etappe der Evangelisierung, die
von dieser Freude geprägt ist” (Apost. Schreiben Evangelii gaudium, Nr. 1),
eingeladen hat.
Wir vertrauen den Weg zum Hundertjahrjubiläum der heiligen Maria, der
Ursache unserer Freude, und dem heiligen Josef, dem Vorbild der Treue, an.
Rom, 18.12.2023
1 „Josefmaria Escrivá de Balaguer hat im Opus Dei die
Regionalversammlungen oder Arbeitswochen vorgesehen als Werkzeuge der
Reflexion, der Teilhabe und des Einander-Zuhörens unter den Mitgliedern des
Werkes. Von Anfang an hatten sie beratenden Charakter und dienten dazu,
jedem die Möglichkeit zu geben, die eigene Ansicht über Themen zu äußern,
die den Geist und die Formen der Ausbreitung des Opus Dei auf der ganzen
Welt betreffen“ (José Luis González Gullón, “Las semanas de trabajo en los años
fundacionales”, Studia et Documenta 17, 2023, S. 268).
2 Studia et Documenta n. 17 (2023): 279-351
(https://www.isje.org/setd/2023/SetD-17-2023-10-CANO.pdf).
3 Josemaría Escrivá de Balaguer, Cartas (II), Rialp (2022): Carta n. 6.
4 Josemaría Escrivá de Balaguer, Cartas (I), Rialp (2020): Carta n. 4
(https://opusdei.org/es-es/article/carta-caridad-san-josemaria/).

NEWS: Frauendiakonat schon beschlossen

Papst Franziskus empfing gestern die Teilnehmer der Vollversammlung des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung in Audienz und kam dabei auf die „Frauenfrage“ zu sprechen. Bekanntlich ist das Engagement von Franziskus in dieser Frage deutlich geringer als für die Homo-Agenda. Vorhanden ist es aber schon.

Es gilt in Rom nach allen uns vorliegenden Informationen als beschlossene Sache, daß ein Frauendiakonat eingeführt wird. Die Aussage von Sr. Linda Pocher, als Quintessenz der jüngsten Sitzung des Kardinalsrates, Papst Franziskus unterstütze die Einführung des Frauendiakonats, ist nur der jüngste Beleg. Sr. Pocher war eine der drei Beraterinnen, die Anfang der Woche zwei Tage lang mit Franziskus und dem C9-Kardinalsrat über die „Frauenfrage“ sinnierten. 

Getüftelt wird nur mehr am „richtigen Zeitpunkt“ sowie an Präsentation und Tarnung, damit „alle zufriedengestellt“ werden, also Feministinnen und Konservative.

Die Feministinnen, indem sich in der Praxis ihr Traum vom Zugang zum Weihesakrament verwirklicht. Die Konservativen, indem man ihnen erklärt, daß das, was in der Praxis wie ein Zugang aussieht, in Wirklichkeit gar keiner sei.

Die Traditionalisten sind, laut Santa Marta, per definitionem „Indietristen“, weshalb auf sie keine Rücksicht genommen werden muß.

Konkreter: Man wird die Frage nach Sakrament und Amt herunterspielen und möglichst verstecken. Stattdessen wird alles Gewicht auf die Deutung gelegt, es werde sich bei den neuen Diakoninnen um Diakonissen wie Phöbe handeln, nämlich um „Dienerinnen“: „Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die Dienerin der Gemeinde von Kenchreä“ (Röm 16,1).

Die gänzlich verschiedene Bedeutung von Diakonin und Diakonisse wird man dabei so lange durcheinanderwirbeln, bis alle vor Schwindel taumeln, wie es schon bisher unter Franziskus der Fall war (siehe u. a. Neuer Versuch zur Einführung des Frauendiakonats). Wer auf die Notwendigkeit der Begriffsklärung hinweist, ist ein „Indietrist“ und „Heuchler“.

In diesem Kontext ist aufmerksam zu lesen, was Franziskus gestern den Mitgliedern des Gottesdienstdikasteriums sagte – und was nicht:

„Jede Reform der Kirche ist immer auch eine Frage der ehelichen Treue: Die Brautkirche wird immer schöner sein, je mehr sie Christus, den Bräutigam, liebt, bis hin zur völligen Zugehörigkeit zu ihm, bis hin zur völligen Gleichgestaltung mit ihm. Und dazu sage ich eine Sache über die Dienstämter der Frauen. Die Kirche ist Frau, die Kirche ist Mutter, die Kirche hat ihre Gestalt in Maria, und die Kirchenfrau, deren Gestalt Maria ist, ist mehr als Petrus, das heißt, sie ist etwas anderes. Man kann nicht alles auf das Amtliche reduzieren. Die Frau an sich hat ein sehr großes Symbol in der Kirche als Frau, ohne daß man es auf das Amt reduzieren kann. Deshalb habe ich gesagt, daß jeder Fall von Kirchenreform immer eine Frage der ehelichen Treue ist, weil sie eine Frau ist. Die Konzilsväter wußten, daß sie die Liturgie in den Mittelpunkt stellen mußten, weil sie der Ort schlechthin ist, an dem man dem lebendigen Christus begegnet. Der Heilige Geist, der die kostbare Gabe ist, die der Bräutigam selbst mit seinem Kreuz für die Braut bereitgestellt hat, ermöglicht jene actuosa participatio, die das Leben in der Taufe ständig belebt und erneuert.“

Der Faktor Zeit ist die größte Unbekannte im derzeitigen Pontifikat. Der richtige Zeitpunkt, jener, der die geringsten Widerstände verspricht, spielt für Franziskus eine wichtige Rolle. Man bedenke, wieviel Zeit vergangen ist, seit er Bischof Erwin Kräutler aufforderte, „Vorschläge“ für eine Reform des Priestertums zu liefern, konkret, die Beseitigung des priesterlichen Zölibats. Als es Anfang 2020 soweit war, schreckte Franziskus zurück. Jeden Augenblick kann sich alles, in die eine oder andere Richtung, ändern.

Quelle: katholisches.info

NEWS: Geheimtreff von Prag

In Prag fand ein „geheimes Treffen“ hoher Prälaten statt, um über das jüngste Eindringen der Gender-Ideologie in die Kirche zu beraten. Das sorgt in Santa Marta für einige Unruhe.

Die Enthüllung erfolgte gestern durch Loup Besmond de Senneville, den Rom-Korrespondenten von La Croix, der Tageszeitung der französischen Bischöfe. Wenn die Öffentlichkeit von etwas noch nichts weiß, kann es entscheidend sein, wer sie informiert und wie sie informiert wird.

Besmond de Senneville beschrieb das Treffen ein wenig wie jene der Mafia von Sankt Gallen. Nur: In Prag trafen sich nicht progressive Geheimbündler und auch nicht jene, die das Treffen finanzierten, gehören jenen Zirkeln an. Im Gegenteil. Es soll also ein wenig der Eindruck erweckt werden, bei den Prager Beratungen handle es sich um eine Art Gegen-Mafia. Die Art der Enthüllung läßt jedenfalls erkennen, woher die Informationen kommen, und mehr noch, daß das Prager Treffen in Santa Marta für Unruhe sorgt.

Wahr ist: In Prag trafen sich im vergangenen September neun Kardinäle und elf Bischöfe, um über das Eindringen der Gender-Ideologie in die Kirche zu beraten. Zur Erinnerung: Mehrere Kardinäle hatten Papst Franziskus 2023 Dubia vorgelegt. Sie alle bezogen sich im weiteren oder engeren Sinn auf die Gender-Ideologie, entweder direkt auf das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia oder auf das Arbeitsdokument und weitere Vorbereitungen zur Synodalitätssynode. Auch der ehemalige Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka OP hatte solche Dubia vorgelegt.

Die Finanzierung des Treffens hatte eine US-amerikanische katholische Denkfabrik übernommen, das Austin Institute for the Study of Family and Culture, das aus der Perspektive von Santa Marta dem „indietristischen“ Spektrum zuzurechnen ist. Treffpunkt war das Hotel Mozart in der Prager Altstadt nahe der Karlsbrücke. Das Thema der mehrtägigen Beratungen vom 26. bis 28. September lautete: „Gender-Ideologie, Wissenschaft und das Wesen der göttlichen Offenbarung“. Das Austin Institute lud auch die Referenten ein, darunter P. Robert Gahl, ein Opus-Dei-Priester und Professor in Harvard, der zum Thema: „Gender-Ideologie und Inkarnation: Heilung der anthropologischen Häresie“ sprach. Zu den Referenten gehörte auch Kardinal Willem Eijk, der anhand der „lesbischen Identität“ und „Gender-Studien über die Braut, Mutter und Tochter Gottes“ die „Bedrohung der Gender-Theorie für die Familie und die Verkündigung des christlichen Glaubens“ aufzeigte.

Die Unruhe in Rom hat damit zu tun, daß sich in Prag nicht die „üblichen Verdächtigen“ versammelten. Die Mehrzahl der Kardinäle stammte aus Asien: Patrick D’Rozario (Bangladesch), William Goh (Singapur), Virgilio Do Carmo da Silva (Osttimor) und Oswald Gracias (Indien). Letzterer vertritt Asien seit 2013 im C9-Kardinalsrat. Weitere anwesende Kardinäle waren Willem Eijk, Erzbischof von Utrecht und Primas der Niederlande, und Angelo Bagnasco, unter Papst Benedikt XVI. langjähriger Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, und Ignatius Kaigama, der Erzbischof von Abuja (Nigeria). Kardinal Dominik Duka, der emeritierte Erzbischof von Prag und Primas von Böhmen, wurde bereits erwähnt.

Zu den in Prag anwesenden Bischöfen gehörte auch Msgr. Salvatore Cordileone, der Erzbischof von San Francisco in den USA.

Von einem „Geheimtreffen“ kann keine Rede sein, da Kardinal Kaigama sogar auf seiner Facebook-Seite davon berichtete.

Die Begegnung fand unmittelbar vor Beginn der Synodalitätssynode in Rom statt, die auch der Grund für das Prager Treffen war. Die meisten Teilnehmer reisten anschließend nach Rom weiter, um an der Synode teilzunehmen.

Das Austin Institute for the Study of Family and Culture hatte bereits Ende 2022 ein ähnliches Treffen organisiert. Bei diesem Treffen stellte der australische Kardinal George Pell sein in Buchform erschienenes Hafttagebuch vor und übte bei dieser Gelegenheit scharfe Kritik am Pontifikat von Franziskus. Wenige Tage später war der Kardinal tot. Seine Nachwirkung zeigte sich aber noch beim Prager Treffen, wo der ehemalige Pfingstlerpastor Robert Sirico, der sich zum katholischen Glauben bekehrt hatte und heute katholischer Priester ist, über das theologische Erbe von Kardinal Pell referierte.

Vorsitzender des 2012 gegründeten Austin Institute for the Study of Family and Culture ist Mark Regnerus, Professor an der Universität Austin. Ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Regnerus sind Homosexualität und homosexuelle Bindungen. Auf diesem Gebiet zählt er zu den wissenschaftlichen Koryphäen. Seine Studien zeigen, was Homo-Lobby und Mainstream nicht hören wollen, den destruktiven Lebensstil und die negativen Folgen der Homosexualität auf, bspw. die Schwierigkeiten, die Kinder im Erwachsenenleben haben, die bei Homosexuellen aufwachsen. Die Homo-Lobby reagierte mit Diffamierungskampagnen gegen Regnerus, dessen Entfernung von der Universität man durchsetzen wollte.

Besmond de Senneville schreibt zu den Hintergründen: „Das geheime Treffen in der tschechischen Hauptstadt fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem das Gefühl wächst, daß die Kirche angesichts des Alters von Papst Franziskus und seiner zunehmenden gesundheitlichen Probleme dem ‚Ende seiner Herrschaft‘ entgegengeht.“

Tatsache ist, daß das Treffen in Prag themenbezogen war. Allerdings, wie bei Begegnungen üblich, werden Kontakte geknüpft und findet Vernetzung statt.

Quelle: katholische.info

Nachrichtensendung vom 09.02.2024

Anglikanische Bischöfin bei Papst

Churer Priesterrat illegal