Archiv für 31. August 2024

NEWS: Göttliche Disökonomie

Der Begriff „Göttliche Disökonomie“ klingt auf den ersten Blick paradox, da er zwei Konzepte vereint, die scheinbar unvereinbar sind: die Göttlichkeit, die oft mit Ordnung, Perfektion und Harmonie assoziiert wird, und die Disökonomie, die Unordnung, Chaos und ineffiziente Verteilung impliziert. Doch gerade in dieser Spannung liegt eine tiefere philosophische und theologische Bedeutung, die es wert ist, ergründet zu werden.

In vielen religiösen und spirituellen Traditionen wird die göttliche Ordnung als eine harmonische, allumfassende Kraft betrachtet, die das Universum in einem perfekten Gleichgewicht hält. Diese Vorstellung vermittelt ein Bild von einem wohlgeordneten Kosmos, in dem jede Handlung und jedes Ereignis einem göttlichen Plan folgt. Doch die Realität, wie sie sich in der Welt manifestiert, scheint oft weit entfernt von dieser idealisierten Ordnung. Kriege, Naturkatastrophen, Ungerechtigkeiten und Leiden aller Art lassen den Eindruck entstehen, dass die Welt in einem Zustand der Disökonomie, also des Mangels an wirtschaftlicher und sozialer Harmonie, gefangen ist.

Die Idee der göttlichen Disökonomie könnte jedoch darauf hinweisen, dass dieses scheinbare Chaos und die Unordnung nicht außerhalb des göttlichen Plans stehen, sondern integrale Bestandteile davon sind. In dieser Sichtweise wäre das, was wir als „Unordnung“ oder „Fehler“ in der Welt wahrnehmen, nicht das Ergebnis eines Mangels an göttlicher Kontrolle, sondern eine bewusste, wenn auch für den menschlichen Verstand schwer fassbare, Ausdrucksform göttlicher Weisheit. Das Chaos wäre dann kein Widerspruch zur göttlichen Ordnung, sondern ein Teil eines größeren, vielleicht unsichtbaren Musters, das nur aus einer höheren Perspektive heraus verstanden werden kann.

Dies führt zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Begriff der Theodizee, der Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Leids in der Welt. Die göttliche Disökonomie könnte eine Antwort auf diese uralte Frage bieten, indem sie das Leiden und die Unvollkommenheiten der Welt als notwendige Elemente eines göttlichen Plans interpretiert, der über unser gegenwärtiges Verständnis hinausgeht. Vielleicht sind diese Elemente notwendig, um Wachstum, Entwicklung und Transformation zu ermöglichen – sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene.

In diesem Zusammenhang könnte die göttliche Disökonomie auch als ein Aufruf zur Demut verstanden werden. Sie erinnert uns daran, dass menschliches Wissen und menschliche Logik ihre Grenzen haben und dass wir nicht immer in der Lage sind, die volle Bedeutung der Ereignisse um uns herum zu erfassen. Es fordert uns auf, Vertrauen in eine höhere Ordnung zu haben, selbst wenn uns diese Ordnung als chaotisch oder ungerecht erscheint.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die göttliche Disökonomie ein Konzept ist, das uns dazu herausfordert, die Welt in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit anzunehmen und gleichzeitig die Möglichkeit zu erwägen, dass hinter dem scheinbaren Chaos eine tiefere, göttliche Weisheit verborgen liegt. Es ermutigt uns, unseren Blick über die offensichtlichen Unstimmigkeiten des Lebens hinaus zu richten und das Potenzial für eine größere Ordnung zu erkennen, die sich vielleicht erst in einer anderen Dimension oder zu einem späteren Zeitpunkt offenbart.

NEWS: Der Papst und die Migranten: Eine Stimme für die Entrechteten

Die Flüchtlingskrise hat in den letzten Jahren weltweit Schlagzeilen gemacht und die internationale Gemeinschaft vor immense Herausforderungen gestellt. Eine Stimme, die in dieser komplexen und oft polarisierten Debatte immer wieder Gehör findet, ist die des Papstes. Papst Franziskus, das Oberhaupt der katholischen Kirche, hat von Beginn seines Pontifikats an das Schicksal von Migranten und Flüchtlingen in den Mittelpunkt seiner Botschaften gestellt.

Papst Franziskus, selbst Enkel von italienischen Einwanderern in Argentinien, zeigt ein tiefes Verständnis und Mitgefühl für die Herausforderungen, denen Migranten gegenüberstehen. Er hat wiederholt betont, dass Migration kein Verbrechen ist, sondern eine Reaktion auf untragbare Lebensumstände wie Krieg, Armut und Umweltkatastrophen. Für ihn ist die Pflicht zur Nächstenliebe und Solidarität mit den Schwächsten ein zentrales Gebot des christlichen Glaubens.

Der Papst hat sich nicht nur in Worten, sondern auch in Taten für Migranten eingesetzt. Sein erster offizieller Besuch nach seiner Wahl führte ihn auf die italienische Insel Lampedusa, ein Symbol für die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer. Dort hielt er eine bewegende Predigt, in der er die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ anprangerte, die dazu führt, dass das Leiden von Millionen von Menschen übersehen wird.

In seinen Enzykliken und Reden hat Franziskus wiederholt die Regierungen weltweit dazu aufgerufen, humane Lösungen für die Migrationskrise zu finden. Er fordert eine Politik, die auf Integration und Respekt vor der Menschenwürde basiert, anstatt auf Abschottung und Ausgrenzung. Gleichzeitig appelliert er an die Gesellschaft, Vorurteile und Ängste gegenüber Migranten abzubauen und ihnen mit Mitgefühl und Offenheit zu begegnen.

Doch der Papst geht auch auf die Ursachen der Migration ein. Er betont, dass es nicht ausreicht, sich nur um die Symptome zu kümmern. Die internationalen Gemeinschaften müssen sich den Wurzeln der Krise widmen: der Bekämpfung von Armut, Ungleichheit, Umweltzerstörung und bewaffneten Konflikten. Nur durch die Schaffung gerechterer und sicherer Lebensbedingungen können die Fluchtursachen nachhaltig bekämpft werden.

Kritiker werfen dem Papst vor, die Realität und die Herausforderungen, die die Aufnahme von Migranten mit sich bringt, zu ignorieren. Doch Franziskus bleibt in seiner Überzeugung standhaft, dass die Menschlichkeit und die universellen Werte des Friedens und der Brüderlichkeit über politischen und wirtschaftlichen Interessen stehen müssen.

In einer Welt, die immer mehr von Spaltungen und Ressentiments geprägt ist, setzt der Papst ein Zeichen der Hoffnung. Seine Botschaft erinnert uns daran, dass jeder Mensch – unabhängig von Herkunft, Religion oder Status – das Recht auf ein Leben in Würde und Sicherheit hat. In seiner Fürsprache für Migranten ruft er uns alle dazu auf, über unsere eigenen Grenzen hinauszuschauen und uns für eine gerechtere Welt einzusetzen.

NEWS: „Paul VI. ist ein Mann voller Widersprüche“ – Der Brief von Marcel De Corte an Jean Madiran von 1970

Der Brief von Marcel De Corte an Jean Madiran aus dem Jahr 1970 beleuchtet einen komplexen und kontroversen Aspekt der katholischen Kirche: das Pontifikat von Papst Paul VI., einem Papst, der von vielen als ein Mann voller Widersprüche angesehen wurde. Marcel De Corte, ein belgischer Philosoph und Intellektueller, drückt in diesem Schreiben seine tiefe Besorgnis über die Entwicklungen in der katholischen Kirche unter der Führung Pauls VI. aus und stellt die Frage, wie diese Widersprüche das Wesen der Kirche und den Glauben ihrer Gläubigen beeinflussen.

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Paul VI., geboren als Giovanni Battista Montini, trat sein Pontifikat in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher und kirchlicher Umwälzungen an. Die 1960er Jahre waren geprägt von kulturellen Revolutionen, politischen Spannungen und einer zunehmenden Säkularisierung, die auch innerhalb der Kirche zu intensiven Diskussionen führten. Paul VI. erbte das Zweite Vatikanische Konzil, das von seinem Vorgänger Johannes XXIII. initiiert wurde, und setzte dessen Reformen fort. Diese Reformen, die eine Öffnung der Kirche zur modernen Welt propagierten, wurden von einigen als notwendig und zukunftsweisend, von anderen jedoch als riskant und zerstörerisch empfunden.

In seinem Brief kritisiert De Corte Paul VI. scharf und sieht in ihm eine Figur, die zwischen traditionellen und modernen Einflüssen hin- und hergerissen ist. Für De Corte verkörpert Paul VI. den Zwiespalt zwischen dem Bewahren der kirchlichen Tradition und dem Streben nach Anpassung an eine sich schnell verändernde Welt. Diese Widersprüche zeigen sich etwa in der Liturgiereform, die De Corte als eine Abkehr von den ewigen Werten der Kirche ansieht, während Paul VI. selbst betonte, dass diese Reformen notwendig seien, um den Glauben den Menschen näherzubringen.

Ein weiteres Beispiel für die Widersprüchlichkeit Pauls VI. ist sein Umgang mit der sogenannten „Kultur des Todes“, wie sie in der Enzyklika Humanae Vitae zum Ausdruck kommt. Während Paul VI. in dieser Enzyklika eine strikte Haltung gegen künstliche Empfängnisverhütung einnimmt und die Heiligkeit des Lebens betont, zögert er zugleich, diese Lehre mit der notwendigen Klarheit und Autorität durchzusetzen, was zu weitverbreiteter Verwirrung und sogar zu offenen Widersprüchen innerhalb der Kirche führte.

De Corte argumentiert, dass diese Widersprüchlichkeit Pauls VI. die Kirche in eine tiefe Krise gestürzt habe. Die Verunsicherung unter den Gläubigen, das Auseinanderdriften der Meinungen innerhalb der kirchlichen Hierarchie und die wachsende Kluft zwischen traditionellem und modernem Katholizismus seien direkte Folgen dieser ambivalenten Haltung des Papstes. Für De Corte ist Paul VI. weniger ein entschlossener Führer als vielmehr ein Symbol für die Unsicherheiten und Spannungen seiner Zeit.

Der Brief endet mit einer warnenden Note: Die Widersprüche Pauls VI. könnten, so fürchtet De Corte, langfristig die Einheit der Kirche gefährden und den Glauben ihrer Anhänger unterminieren. Diese Analyse spiegelt die tiefe Sorge wider, die viele konservative Katholiken in dieser Zeit empfanden, und eröffnet ein Fenster in die komplexe und oft kontroverse Gestalt von Paul VI., einem Papst, der trotz seiner Bemühungen um Dialog und Reform als Mann voller Widersprüche in die Geschichte eingegangen ist.

Mittwochskolumne: Nie einen Menschen als verloren betrachten

Bern (novaradio.ch): Gestern feierte die Kirche die Heilige Monika, heute feiert die Kirche ihren Sohn, den Heiligen Augustinus. Die Heilige Monika hat jahrelang für die Bekehrung ihres Sohnes gebetet und ist damit ein Vorbild geworden für alle Mütter, die für ihre Töchter und Söhne beten und hoffen, dass sie einmal zu Gott finden. Das Beispiel der Heiligen Monika lehrt uns, dass wir nie einen Menschen als verloren betrachten dürfen. Auch wenn wir bei einem Mitmenschen viele schlechte Charaktereigenschaften sehen und glauben, dass er gänzlich von Gott nichts wissen will, so dürfen wir nie die Hoffnung verlieren, dass Gott eine solche Person für sich gewinnen kann. Es ist unsere christliche Pflicht, für die Bekehrung jedes Menschen zu beten und auch mit unseren Taten dabei zu helfen, dass jeder Mensch die Liebe Gottes kennenlernt. Wichtig ist dabei, dass wir bei jedem Menschen unterscheiden zwischen der Sünde und dem Sünder. Im Umgang mit unseren Nächsten müssen wir klarmachen, dass wir zwar die Sünde verurteilen, jedoch den Sünder lieben. Das schaffen wir, indem wir auch demütig auf unsere eigenen Fehler und Schwächen hinweisen und unseren Mitmenschen nicht arrogant gegenübertreten. Wenn jemand, der bisher nichts vom Glauben wissen wollte, realisiert, dass Christen sich nicht für etwas Besseres halten, sondern sich ihrer Schwächen bewusst sind, strahlt das Christentum noch mehr Grösse und Würde aus. Wir müssen als Christen lernen, immer unsere eigene Schwäche zu betonen und auf Christus zu zeigen, der unsere Stärke ist. Der einzelne Christ schafft nichts aus sich selbst heraus, sondern nur durch die Gnade Gottes. Diese Demut und Bescheidenheit wird viele Menschen zu Christus führen, da sie den Mut fassen werden, trotz ihrer eigenen Fehler Gott zu suchen. Und selbstverständlich dürfen wir es nie unterlassen zu beten. Die Heilige Monika hat mit ihrem ständigen Gebet das Herz ihres Sohnes für Gott geöffnet. Beten wir daher auch ständig für unsere Mitmenschen. Es gibt nichts Stärkeres auf dieser Welt als ein Gebet, das voller Vertrauen in Gott ist. Kein Mensch ist verloren, jeder kann durch das Gebet gerettet werden. Es liegt an uns, dieses Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit und Güte zu haben. DR

PRO – LIFE: Marsch fürs Läbe 2024

Am 14. September 2024 findet wieder der Marsch statt. Hier können Sie eine Medienmitteilung: