Ein Kommentar von NovaRadio.ch
Es ist wieder so weit. Das Generalsekretariat der Synode hat ein weiteres Dokument zur sogenannten „Synodalität“ veröffentlicht – ein Begriff, der in der kirchlichen Landschaft der Gegenwart omnipräsent, aber kaum klar definiert ist. Wer die Entwicklung der letzten Jahre aufmerksam verfolgt hat, wird feststellen: Die „Synodalität“ hat sich von einem theologischen Fachbegriff zu einer Art ideologischem Containerbegriff entwickelt, in dem sich verschiedenste Agenden – pastorale, strukturelle und zunehmend auch lehramtliche – sammeln und vermischen.
Eine inflationäre Sprache mit diffuser Substanz
Das neue Dokument reiht sich nahtlos ein in eine wachsende Bibliothek synodaler Verlautbarungen. Doch je mehr Seiten produziert werden, desto weniger Substanz scheint darin zu liegen. Die zentrale Problematik: Es mangelt an theologischer Tiefenschärfe. Zwar wird viel von „Hören“, „Teilhabe“ und „Weggemeinschaft“ gesprochen – doch selten in präziser dogmatischer Sprache. Stattdessen begegnet uns ein Sprachduktus, der eher an säkulare Partizipationsprozesse erinnert als an das apostolische Selbstverständnis der Kirche.
Die Kirche ist keine Demokratie, sondern göttlichen Ursprungs. Christus ist das Haupt des Leibes, nicht ein gewählter Vorsitzender. Und das Lehramt der Kirche ist nicht Ausdruck eines kollektiven Mehrheitswillens, sondern Dienst an der überlieferten Wahrheit. Eine authentische Synodalität – wie sie etwa bei den frühen Konzilien oder auch im Konzil von Trient sichtbar war – steht immer unter dem Primat der Offenbarung und der apostolischen Sukzession.
Der anthropologische Kurzschluss
Die neue synodale Sprache betont stark das „Volk Gottes“ – ein biblischer und berechtigter Begriff. Doch das Dokument läuft Gefahr, diesen Begriff funktionalistisch zu verengen. Das „Volk Gottes“ wird nicht mehr von seiner Taufgnade, seiner sakramentalen Verfasstheit und seiner eschatologischen Berufung her verstanden, sondern zunehmend als eine soziologisch-partizipative Grösse. Dadurch wird der sensus fidei (der Glaubenssinn der Gläubigen) zu einer Art demokratischem Korrektiv des Lehramts umgedeutet – eine gefährliche Verkehrung der kirchlichen Ordnung.
Papst Benedikt XVI. warnte bereits davor, das Konzil unter dem Stichwort „Volk Gottes“ zu verflachen und den Glauben auf einen Diskursprozess zu reduzieren. Der Glaube aber kommt vom Hören – und zwar vom Hören des geoffenbarten Wortes Gottes, das in der Kirche bewahrt, überliefert und autoritativ ausgelegt wird.
Ein leerer Prozess ohne Ziel?
Noch beunruhigender ist die Tendenz, die Synodalität als einen „Prozess ohne Richtung“ zu inszenieren. Immer wieder ist von einem „gemeinsamen Weg“ die Rede – doch wohin führt dieser Weg? Welche Wahrheit leitet ihn? Welche Autorität prüft ihn? Wer das Ziel nicht kennt, läuft Gefahr, sich im Dialog um seiner selbst willen zu verlieren. Ohne die Rückbindung an das depositum fidei – das unveränderliche Glaubensgut – wird jeder synodale Weg zur blossen Meinungsrunde. Doch das ist nicht die Sendung der Kirche.
Die Kirche ist nicht gerufen, sich selbst zu diskutieren, sondern Christus zu verkünden – „in Zeit und Unzeit“ (2 Tim 4,2). Eine echte Reform ist immer eine Reform in Christus, nicht eine Reformation durch Strukturveränderung.
Der Bedarf an Klarheit
Was die Kirche heute braucht, ist nicht noch ein weiteres synodales Dokument, sondern eine Rückkehr zur Klarheit des Glaubens. Wir brauchen kein permanentes „Zuhören“, sondern ein klares Zeugnis. Wir brauchen keine neuen Foren, sondern heilige Hirten. Wir brauchen nicht mehr Prozesse, sondern mehr Heiligkeit.
Der heilige Papst Pius X. sagte einst: „Die erste Pflicht der Kirche ist, die Wahrheit zu lehren.“ Wer Synodalität ernst nehmen will, muss sie in dieser Linie denken: als Ausdruck der kirchlichen Communio unter dem Primat der Wahrheit und des Glaubens. Alles andere ist Verwirrung.
Was bedeutet echte Synodalität?
Echte Synodalität gründet sich auf die biblische und kirchliche Wirklichkeit der Communio — der Gemeinschaft der Heiligen unter dem Haupt Christus. Sie ist kein demokratischer Prozess, sondern eine geistliche Wirklichkeit, in der Bischöfe, Priester und Gläubige gemeinsam im Hören auf den Heiligen Geist den Willen Gottes suchen.
Wichtig dabei ist:
- Der Primat Christi: Christus ist das Haupt der Kirche, Quelle und Ziel jeder Synode.
- Das Lehramt: Es bewahrt und interpretiert die überlieferte Glaubenswahrheit und hat dabei eine richtende Autorität.
- Der sensus fidei: Der Glaubenssinn des Volkes Gottes stärkt die kirchliche Lehre, kann sie aber nicht relativieren oder ersetzen.
- Die Offenbarung: Synodalität steht immer im Dienst an der göttlichen Offenbarung und darf nicht zum Selbstzweck werden.
- Gemeinschaft im Glauben: Sie fördert die Einheit in Wahrheit, nicht die Beliebigkeit.
Nur so wird Synodalität zum Weg, der die Kirche nicht spaltet, sondern heiligt und eint.
NovaRadio.ch steht für katholische Treue, theologische Tiefe und klare Orientierung. Wir begleiten die kirchlichen Prozesse – aber nicht naiv, sondern kritisch, betend und mit dem festen Blick auf den Herrn der Kirche: Jesus Christus.
