Heilige: Benedikt von Nursia

Benedikt von Nursia (italienisch Benedetto di Norcia; * um 480 in Nursia, heute Norcia bei Spoleto in der Provinz Perugia, im umbrischen Apennin; † 21. März 547 auf dem Monte Cassino) war ein Einsiedler, Abt und Ordensgründer. Er lebte in der Zeit des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter. Um 529 gründete er die Abtei Montecassino bei Neapel in einem Apollotempel, die als Stammkloster des Benediktinerordens (lateinisch Ordo Sancti Benedicti, OSB) gilt. Auf Benedikt geht das nach ihm benannte benediktinische Mönchtum zurück, dessen Regel – die Regula Benedicti – von ihm nach 529 (um 540) als Klosterregularium verfasst wurde. In der orthodoxen, armenischen und katholischen Kirche wird er als Heiliger verehrt, auch in der evangelischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche gilt er als bedeutender Glaubenszeuge.

Entsetzt vom Leben in der Stadt, das von Verfall gekennzeichnet war – der Kaiserhof war bereits nach Konstantinopel, dem heutigen Ístanbul, umgezogen, kirchlich, politisch, wirtschaftlich, kulturell und auch moralisch lag Rom darnieder – schloss Benedikt sich einer asketischen Gemeinschaft an der späteren Kirche >San Pietro – der heutigen Friedhofskirche – in Effide – dem heutigen Affile – in den Sabiner Bergen nahe Rom an, dann zog er sich in eine unbewohnte Gegend im Aniotal nahe Subiaco zurück, wo er drei Jahre völlig einsam in einer Höhle lebte, die später Heilige Grotte genannt wurde. Täglich ließ ihm der Mönch Romanus aus einem benachbarten Kloster in Vicovaro an einem Seil ein Brot herab, eine Glocke am Seil gab dazu das Zeichen. Auf diese warf der Teufel eines Tages einen Stein, worauf sie zerbrach. Benedikt bestand auch die weiteren Versuchungen und Plagen des Bösen, der ihm als schwarzer Vogel und als schöne Jungfrau erschien, indem er sich in Dornen wälzte.

Benedikts Ruf als Heiliger wuchs, viele Menschen kamen, um ihn zu sehen. Die Mönche von Vicovaro luden ihn ein und wählten ihn zum Abt ihrer Gemeinschaft. Als sich die Mönche nicht mit seinen Regeln einverstanden erklärten, versuchten sie ihn der Überlieferung nach zu vergiften. Doch das Gift entwich demnach als Schlange aus dem Kelch, den sie ihm reichten, und das Gefäß zerbrach, als er das Kreuzzeichen darüber machte.

Benedikt verließ die Gruppe und kehrte als Vorsteher einer Eremitengemeinschaft von Schülern, die sich ihm anschlossen, in die Heilige Grotte nach Subiaco zurück. Er führte eine Ordnung nach den Vorschriften von Pachomius ein: in rund einem Dutzend kleiner Klöster lebten je zwölf Mönche – die Klöster Sacro Specco – heilige Grotte – und Santa Scholastica gibt es noch heute.

Wieder, so berichtet die Überlieferung, sollte Benedikt durch vergiftetes Brot beseitigt werden, aber sein Rabe trug es fort. Nach einem Besuch bei seiner Schwester Scholastika schaute er ihren Tod und, wie ihre Seele als Taube gen Himmel fliegt.

Mit einigen der Mönche zog Benedikt – der Überlieferung nach im Jahr 529 – fort aus Subiaco und fand auf einem Berg über Casinum, auf dem noch eine heidnische Kultstätte bestand neue Unterkunft – das heutige Kloster Montecassino. Sein Ruf und die Unsicherheit in den Tälern infolge durchziehender Barbarenhorden brachte der Gemeinschaft großen Zulauf. An der Stelle des heidnischen Tempels erbaute er eine Martin geweihte Kirche, auf der Bergspitze ein Johannes geweihtes Oratorium.

Benedikt verfasste nun – um 540 – seine berühmte, bis heutige gültige Regula Benedicti, die grundlegende Regel aller sich von da aus über das ganze Abendland ausbreitenden Klöster des Benediktinerordens mit dem Wahlspruch Ora et labora, bete und arbeite. Sie macht auch seine persönlichen Wesenszüge kenntlich: Streben nach Ordnung, Gottes- und Nächstenliebe, Bereitsein zu Nachsicht mit den Schwachen und pastorale Sorge.

Der Überlieferung zufolge besuchte 542 oder 546 Gotenkönig Totila Benedikt. Weil Totila misstrauisch war, wollte er testen, ob Benedikt wirklich prophetischen Geist besitze und gab deshalb seinem Schwertträger Riggo seine königlichen Gewänder und befahl ihm, sich dem Mann Gottes als König Totila vorzustellen. Benedikt erkannte den Schwindel und befahl Riggo: Leg ab, mein Sohn, was du anhast, weil es dir nicht gehört! So überzeugt, ließ sich Totila nun von Benedikt segnen, der ihm auch seinen Tod voraussagte; Totila fiel tatsächlich 552 bei Tagina – dem heutigen Gualdo Tadino. Benedikts Gebet bewirkte auch, dass Bruder Maurus trockenen Fußes über Wasser gehen konnte, um den ertrinkenden Placidus zu retten.

Benedikts Klosterregel stellt in den Mittelpunkt: das Leben in der Gemeinschaft und körperliche Arbeit. Diese Regel hat das gesamte abendländische Klosterleben organisiert und belebt. Den Mönchen ist jeglicher Besitz untersagt, die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen, unnötige Gespräche vermieden. Gebet und Arbeit – ora et labora, dazu der Gehorsam: das waren und das sind bis heute im von ihm gegründeten Benediktinerorden die tragenden Säulen des Zusammenlebens. Durch die Verbindung von meditativem, kontemplativem Anliegen mit aktiven, produktiven Elementen hat Benedikt eine der abendländischen Mentalität gemäße Form mönchischer Frömmigkeit gefunden.

Benedikts Ordensregeln waren auch eine Antwort auf die sich auflösende spätantike Gesellschaft: in die Unruhe und Auflösungstendenzen jener Zeit brachte er ein Prinzip ein, das dem Zeitgeist widersprach und das gerade deshalb dauerhaft wurde: die Beständigkeit, ein Innehalten in der Zeit der Völkerwanderungen. Dazu kam, dass in den Klöstern alle Menschen aufgenommen wurden und als gleich galten; der Unterschied zwischen zivilisierten Römern und barbarischen Germanen war aufgehoben. Benedikt war Pragmatiker, aber seine Regel wurde zum Modell einer zukünftigen Gesellschaft: nachdem nicht nur die Römer und Griechen, sondern auch die Germanen getauft waren, sollten die Menschen brüderlich miteinander umgehen und zusammen leben – und das Kloster dafür das Modell sein.

Gebet von Benedikt:

Verleih mir, gütiger und Heiliger Vater, in Deiner Huld:

einen Verstand, der Dich versteht,

einen Sinn, der Dich wahrnimmt,

einen Eifer, der Dich sucht,

ein Herz, das Dich liebt,

ein Tun, das Dich verherrlicht,

eine Geduld, die auf Dich harrt.

Gib mir Deine heilige Gegenwart, einen guten Tod und eine glückliche Auferstehung im Ewigen Leben. Amen.

Einen großen Teil seiner Zeit widmete Benedikt den Nöten der einheimischen Bevölkerung, er verteilte Almosen und Nahrung an die Armen. Heilungen und Totenerweckungen werden berichtet. Benedikt starb der Überlieferung nach am Gründonnerstag 547 während eines Gebets am Altar der Kirche im Kloster Montecassino, stehend und mit erhobenen Armen; seine Brüder sahen, wie er von Engeln auf teppichbelegter, lichterfüllter Straße gen Himmel getragen wurde. Nach neuerer Forschung starb er um das Jahr 560.

589 gab es in Rom das erste Benediktinerkloster an der San Giovanni in Laterano, dem Sitz des Papstes; 590 wurde mit Gregor dem Großen erstmals ein Benediktiner Papst. Im 6. Jahrhundert missionierten Benediktiner in England, im 7. Jahrhundert kam ihre Klosterregel nach Frankreich. Benedikts Verehrung ist erstmals im 7. Jahrhundert bei Willibrord nachweisbar.

Attribute:

Mit zersprungenem Becher oder Kelch, aus dem eine kleine Schlange entweicht; Regelbuch, Pelikan, Rabe, Dornen, Kugel, Sieb

Patron des Abendlandes und von Europa;

der Schulkinder und Lehrer; der Bergleute, Höhlenforscher, Kupferschmiede, der Sterbenden; gegen Pest, Fieber, Entzündungen, Nieren- und Gallensteine, Vergiftung und Zauberei

Bauernregeln (für den 21. März):

Willst Du Gersten, Erbsen, Zwiebeln dick, / so säe an St. Benedikt.

Auf St. Benedikt achte wohl, / dass man Hafer säen soll.

St. Benedikt / macht die Möhren dick.

Sankt Benedikt / den Garten schmückt.

Der Benedikt leitet deine Hand, / säest du mit ihm die Frucht in’s Land.

Soll das Korn gar üppig stehen, / so soll man es an St. Benedikt säen.

Worte des Heiligen

Benedikts Regula wurde unter Kaiser Karl „dem Großen” die allgemeine Regel der Klöster in seinem Reich.

Die Demut:

Laut ruft uns, Brüder, die Heilige Schrift zu: Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden (Lukasevangelium 18, 14). Mit diesen Worten zeigt sie uns also, dass jede Selbsterhöhung aus dem Stolz hervorgeht. Davor hütet sich der Prophet und sagt: Herr, mein Herz ist nicht überheblich, und meine Augen schauen nicht hochmütig; ich ergehe mich nicht in Dingen, die für mich zu hoch und zu wunderbar sind. Wenn ich nicht demütig gesinnt bin und mich selbst erhöhe, was dann? Du behandelst mich wie ein Kind, das die Mutter nicht mehr an die Brust nimmt. (Psalm 131, 1f)

Brüder, wenn wir also den höchsten Gipfel der Demut erreichen und rasch zu jener Erhöhung im Himmel gelangen wollen, zu der wir durch die Demut in diesem Leben aufsteigen, dann ist durch Taten, die uns nach oben führen, jene Leiter zu errichten, die Jakob im Traum erschienen ist. Auf ihr sah er Engel herab- und hinaufsteigen. Ganz sicher haben wir dieses Herab- und Hinaufsteigen so zu verstehen: Durch Selbsterhöhung steigen wir hinab und durch Demut hinauf.

Die so errichtete Leiter ist unser irdisches Leben. Der Herr richtet sie zum Himmel auf, wenn unser Herz demütig geworden ist. Als Holme der Leiter bezeichnen wir unseren Leib und unsere Seele. In diese Holme hat Gottes Anruf verschiedene Sprossen der Demut und Zucht eingefügt, die wir hinaufsteigen sollen. (7. Kapitel)

Die Ehrfurcht beim Gebet:

Wenn wir mächtigen Menschen etwas unterbreiten wollen, wagen wir es nur in Demut und Ehrfurcht. Um wie viel mehr müssen wir zum Herrn, dem Gott des Weltalls, mit aller Demut und lauterer Hingabe flehen.

Wir sollen wissen, dass wir nicht erhört werden, wenn wir viele Worte machen, sondern wenn wir in Lauterkeit des Herzens und mit Tränen der Reue beten.

Deshalb sei das Gebet kurz und lauter; nur wenn die göttliche Gnade uns erfasst und bewegt, soll es länger dauern. In der Gemeinschaft jedoch sei das Gebet auf jeden Fall kurz. (20. Kapitel)

Der gute Eifer der Mönche:

Wie es einen bitteren und bösen Eifer gibt, der von Gott trennt und zur Hölle führt, so gibt es den guten Eifer, der von den Sünden trennt, zu Gott und zum ewigen Leben führt. Diesen Eifer sollen also die Mönche mit glühender Liebe in die Tat umsetzen, das bedeutet:

Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen (vgl. Römerbrief 12, 10); ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen;

im gegenseitigen Gehorsam sollen sie miteinander wetteifern;

keiner achte auf das eigene Wohl, sondern mehr auf das des anderen;

die Bruderliebe sollen sie einander selbstlos erweisen;

in Liebe sollen sie Gott fürchten;

ihrem Abt seien sie in aufrichtiger und demütiger Liebe zugetan.

Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen.

Er führe uns gemeinsam zum ewigen Leben. (72. Kapitel)

Quelle: Die Benediktusregel lateinisch / deutsch, hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz. Beuroner Kunstverlag, Beuron 1992

Zitate von Benedikt:

Wenn wir in Geduld an den Leiden Christi Anteil haben, dann dürfen wir auch mit ihm sein Reich erben. (Prolog)

Der Liebe zu Christus nichts vorziehen. (4. Kapitel)

Die Älteren ehren, die Jüngeren lieben. In der Liebe Christi für die Feinde beten. Nach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren. Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln. (4. Kapitel)

Kann [der Cellerar des Klosters] einem Bruder nicht geben, dann schenke er ihm wenigstens ein gutes Wort. Es steht ja geschrieben: Ein gutes Wort geht über die beste Gabe. (31. Kapitel)

Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen: Man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus; hat er doch gesagt: Ich war krank und ihr habt mich besucht und Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. (c. 36)

Quelle: Die Benediktusregel lateinisch / deutsch, hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz. Beuroner Kunstverlag, Beuron 1992

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,

Benediktinerabtei Schäftlarn,

für die Katholische SonntagsZeitung

Quelle: Wikipedia, heiligenlexikon

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