Die Legende ohne historischen Anhaltspunkt schildert Agatha als eine wohlhabende, adlige sizilianische Jungfrau aus Catania – ihr Haus stand der Überlieferung zufolge an der Stelle der ab 1409 Kirche errichteten San Placido. Demnach war die Jungfrau von großer Schönheit, wies aber die Brautwerbung des Statthalters Quintianus zurück, da sie Christin sei; der nutzte den kaiserlichen Erlass zur Christenverfolgung, ließ sie verhaften und ins Bordell der Aphrodisia bringen, damit sie zur Unzucht verführt werden sollte. Diese jedoch versuchte das erst gar nicht, der Statthalter veranlasste Verhöre, Folter und sadistische Qualen.
Mit den Händen an einen Balken gehängt, wurden Agatha demnach die Brüste mit einer Zange zerrissen, mit einer Fackel gebrannt und schließlich abgeschnitten. In der Nacht erschien ihr dann Petrus im Kerker – der stand demnach an der Stelle der im frühen Mittelalter errichteten Kirche Sant’Agata al Carcere – mit heilendem Balsam, aber sie wies die Erquickung zurück.
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Tags darauf legte man Agatha – der Überlieferung zufolge an der Stelle der im 18. Jahrhundert erbauten Kirche Sant’Agata alla Fornace – auf spitze Scherben und glühende Kohlen, bis ein Erdbeben die Stadt Catania erschütterte, worauf das Volk Quintianus bedrohte, bis der von Agatha abließ und sie wieder ins Gefängnis warf, wo sie dann starb.
Ein von hellem Licht strahlender Jüngling erschien und legte eine Marmortafel in den Sarkophag mit der Aufschrift: Ein heiliger und freiwilliger Geist, belohnt von Gott, Rettung für das Land
. Quintianus wurde alsbald von einem Pferd getreten und starb. Am ersten Jahrestag von Agathas Tod wurde der die Stadt Catania bedrohende Lavastrom des Vulkans Ätna abgelenkt durch die aus dem Grab – über dem ab 380 die Kirche Sant’Agata la Vetere erbaut wurde – bis 1091 die Kathedrale der Stadt – sich erhebende Marmortafel, nach anderer Überlieferung durch ihren weißen Seidenschleier, den man dem Lavastrom entgegentrug. Die Überlieferung berichtet, dass der Schleier aus ihrem Grab – das 546 von Papst Vigilius besucht wurde – mehrfach bei Prozessionen vom Wind davongetragen wurde und so den Ausbruch des nahe gelegenen Ätna ankündigte. So wurde Catania Dank Agaths Fürsprache mehr als Mal vor der Zerstörung durch Lava gerettet, zudem 535 vor den Ostgoten, 1231 vor Kaiser Friedrich II. und 1575 sowie 1743 vor der Pest bewahrt.
Die Verehrung von Agatha ging schon bald über Sizilien hinaus: Ambrosius erwähnte sie, bereits um 500 ließ Papst Symmachus ihr an der Via Aurelia in Rom eine Basilika errichten nahe der heutigen Kirche San Pancrazio. Papst Gregor I. berichtete von der Wirkung ihrer Reliquien und weihte ihr 592 in Rom die vormals arianische Kirche Sant’Agata dei Goti.
Ab dem 6. Jahrhundert wurde Agatha von Palermo als Tochter der Stadt bezeichnet, in der Kathedrale werden Reliquien verehrt; dennoch hat Catania wohl tatsächlich den richtigten Anspruch. Ihre Gebeine liegen – ebenso wie der Schleier, der den Lavastrom aufhielt – heute in der Kathedrale in Catania, wo auch eine vergoldete und mit vielen Juwelen besetzte Silberbüste mit einer Krone, die Richard Löwenherz gestiftet habe, zu bewundern ist.
Die Bewohner von Catania verehren Agatha als ihre Schutzheilige; ab 3. Februar wird das große dreitägige Straßenfest Santuzza
gefeiert, eröffnet mit einer Prozession der städtischen Würdenträger und des Klerus zum Dom.
Den Abschluss der von Hunderttausenden begleiteten Prozession in Catania bilden elf große Kerzen, die Cannalore
(Candelore): bis zu sechs Meter hohe Holzgestelle, dekoriert mit barocken Schnitzereien, Blumen und Fahnen; sie werden von Männern der elf Handwerkszünfte durch die Quartiere der Stadt getragen. Der Tag endet mit einem grandiosen Feuerwerk auf der Piazza Duomo. An den beiden folgenden Tagen wird der Reliquienschrein auf einer Sänfte von einer Ehrengarde in weißen Gewändern durch das historische Zentrum gezogen. Früher durften die Frauen in dieser Festzeit ihre traditionellen Rollen ablegen und – verhüllt in schwarzen Gewändern – sich alle Freiheiten genehmigen, die Damen
sonst verboten sind. Manche Interpreten sehen in diesen Bräuchen Spuren der alten Verehrung der heidnischen Göttinnen Isis – der ägyptischen Göttin der Liebe und Sonnenmutter
-, oder Kore – der griechischen Unterwelt- und Fruchtbarkeitsgöttin, der Tochter des Zeus.
1040 entwendete der byzantinische General Giorgio Maniace Agathas Reliquien und brachte sie nach Konstantinopel – das heutige Ístanbul. 1126 wurden sie von zwei Soldaten, die in der byzantinischen Armee gedient hatten, dort gestohlen und dem Bischof von Catania zurückgegeben.
Auf Malta gibt es die Überlieferung, dass Agatha vor den Nachstellungen des Statthalters Quintianus zunächst auf diese Insel geflohen sei und sich in den Katakomben unter der heutigen Agatha-Kirche in Rabat verborgen habe, bevor sie wieder nach Catania zurückkehrte. Agatha ist auch Schutzheilige von Malta, das sie 1551 vor der türkischen Invasion bewahrt habe. In Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz wird Agathenbrot
gebacken die Form kleiner Brüste, das am 5. Februar oder an dessen Vorabend gesegnet wird, es schütze vor Fieber und Krankheiten der Brust und helfe gegen Heimweh, das ja oft wie Feuer brennt
; man gab dieses Brot auch den Frauen gleich nach der Geburt eines Kindes, um den Milchfluss zu sichern.
Dem Vieh wurde Agathenbrot
vor dem Almauftrieb gefüttert, damit sich die Kühe vertragen, Ochsen vor dem ersten Anspannen vor einem Pflug und Kühen vor dem Kalben; in Ecken gestreute Krumen dieses Brotes bewahren vor Feuer. Auch Agathenkerzen
schützen vor Feuer und Blitzschlag. Aus Catania stammt die Leckerei minni di virgini
, Jungfrauenbrüste
, eine übergroße Praline mit einem Knübbelchen obenauf.
In Agathazell bei Immenstadt ist Agatha die Kirchenpatronin. In der Pfarrkirche wurden früher am Gedenktag zwei bis drei Messen gelesen, mehrere Körbe Weißbrot geweiht und an die Stadtarmen verteilt, was sich bis heute erhalten hat. Diese Agathawecken
wurden auch bei Feuerbrünsten in die Flammen geworfen und sollten die Löschbemühungen günstig beeinflussen.
Auf dem Kristberg nördlich von Silbertal in Vorarlberg wurde 1507 eine Agatha geweihte Kirche errichtet, der Überlieferung nach als Einlösung des Gelübdes zur Rettung verschütteter Bergleute aus einem eingestürzten Stollen des Silberbergwerks an dieser Stelle. In dem Kirchlein war lange ein grauer Fleck zu sehen, der die Ausstiegstelle markiert habe; bei Renovierungsarbeiten Ende des 20. Jahrhunderts wurde hier tatsächlich ein Ausgang aus einem Stollen entdeckt. Bis heute wird hier am Gedenktag in einem festlichen Gottesdienst Agathenbrot
gesegnet.
Attribute: Fackel oder Kerze, auf einer Platte ihre Brüste tragend
Patronin von Malta, Catania auf Sizilien und Sencelles auf Mallorca; in der Schweiz: der Feuerwehr; der Ammen, Hebammen, Hirtinnen, Weber, Bergarbeiter, Hochofenarbeiter, Goldschmiede, Glockengießer, Glaser und Hungerleidenden; gegen den Ausbruch des Ätna; bei Kinderlosigkeit und Brandwunden; gegen Krankheiten der Brüste, Fieber, Brandgefahr, Hungersnot, Unwetter, Viehseuchen, Erdbeben und Unglück
Bauernregeln:
St. Agatha, die Gottesbraut, / macht, dass Schnee und Eis gern taut.
Am Agathentag rieselt’s Wasser den Berg hinab.
An St. Agathe Sonnenschein, / bringt recht viel Korn und Wein.
Ist Agathe klar und hell / kommt der Frühling nicht so schnell.
Der Tag der heiligen Agathe, / der war oftmals reich an Schnee.