Mittwochs Kolumne

Mittwochs-Kolumne

Synodaler Weg

Bern, 06.10.2021 (novaradio.ch): Zurzeit ist der Synodale Weg das beherrschende Thema in den deutschsprachigen katholischen Ländern. Es ist wichtig, dass Menschen gemeinsam über die Kirche reden. Ebenfalls scheint es zentral, sich den Fragen der Zeit zu stellen. Die Auffassung zu vertreten, die Kirche müsse ihre Art, wie sie die Menschen erreicht, nicht überdenken, stellt meines Erachtens einen falschen Konservatismus dar. Der damalige Bischof Kurt Koch hat im Bistum Basel den Pastoralen Entwicklungsplan (PEP) mit dem Wunsch lanciert, den „Glauben neu ins Spiel zu bringen“. Der Grundgedanke, dass die Kirche präsenter sein und neue Wege finden muss, den Glauben zu verkünden, ist bis heute aktuell. Leider konzentrieren sich viele Exponenten der Kirche nicht auf die Mittel, die frohe Botschaft zu verkünden, sondern auf den Inhalt der Botschaft. Die heissen Themen, die diskutiert werden, handeln oft nur von lehramtlichen Fragen wie Änderung der Sexualmoral, Frauenordination und Aufhebung des Zölibats. Die Beschäftigung mit diesen Fragen muss in ein Fiasko führen, da die deutschsprachigen Länder nur einen kleinen Teil der Weltkirche darstellen und ein Alleingang in ein sicheres Schisma führt, das wohl viele Gläubige nicht mitgehen werden. Zudem berücksichtigt diese Fixierung auf lehramtliche Fragen nicht die Tatsache, dass andere christliche Konfessionen, die von diesen Themen nicht betroffen sind, meist noch unter grösserem Mitgliederschwund leiden.
Ein synodaler Weg, der Sinn macht, stellt sich vor die viel schwierigere Frage, wie der Glauben in der heutigen Welt verkündet werden kann. Gerade in der Deutschschweiz wurde in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig getan, um eine Neuevangelisierung anzustreben. Das Evangelium, die frohe Botschaft, ist in unserer Gesellschaft nicht mehr präsent. Dies ist nicht nur die Schuld der Bischöfe, sondern von uns allen. Laien und Priester müssen sich fragen, wie man es schaffen kann, Menschen zu erreichen, die ohne Glauben aufgewachsen sind. Es ist unsere Aufgabe als Christen, die Fülle des Lebens, die der Glaube uns verspricht, nicht nur für uns zu behalten, sondern mit unseren Mitmenschen zu teilen. Am besten gelingt uns dies, indem wir authentisch leben und durch unsere Taten zeigen, dass wir nicht nur auf dem Papier Christen sind. Ich glaube nicht, dass es das Gebot der Stunde ist, die über 2000 Jahre gewachsene Kirche fundamental durch eine Änderung des Lehramts zu ändern. Ich glaube aber, es ist das Gebot der Stunde, dieser Kirche neues Leben einzuhauchen, indem neue Wege gefunden werden, das Evangelium im dritten Jahrtausend zu verkünden. Ein synodaler Weg, der sich dies zum Ziel setzt, hat eine Daseinsberechtigung. Ein synodaler Weg, der das Wesen der Kirche verändern möchte, führt ins Abseits.

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