Mittwochskolumne

Kein Ostern ohne Karfreitag

Heute am Mittwoch freuen wir uns auf das bevorstehende Osterfest. Aber vor Sonntag kommt der Freitag, vor Ostern Karfreitag. Die Freude der Auferstehung ist unmöglich, ohne dass Jesus vorher den Kreuzestod für uns erlitten hätte. Die Frage, ob wir uns als wahre Christen bezeichnen können, entscheidet sich nicht daran, wie wir Ostern feiern, sondern wie wir durch die Karfreitage unseres Lebens gehen. Jeder von uns erlebt Leid in seinem Leben, da dies eine Grundkonstante jeder menschlichen Existenz ist. Enttäuschungen, Krankheiten, der Verlust lieber Menschen – all dies gehört zum Leben. Es ist falsch zu glauben, Gott wäre eine Wundermaschine, die durch Gebet dazu bewogen werden kann, uns alles Leid von unseren schwachen Schultern zu nehmen. Gott möchte uns zu wahren Menschen machen, die seine Liebe in aller Tiefe spüren können. Hierzu gehört, dass wir an seinem Erlösungswerk Anteil haben. Gott wird uns nicht das Leid ersparen, uns aber in jeder Situation stärken. Vor 12 Jahren starb meine Mutter, die heute Geburtstag hätte. Für mich war die Vorstellung, meine Mutter zu verlieren, so schlimm, dass ich mir nicht vorstellen konnte, ihren Tod zu ertragen. Ihr Tod war eine meiner schlimmsten Ängste. Innerhalb von drei Monaten verstarb dann meine Mutter an Krebs. Gerade in dieser Zeit zeigte Gott mir, dass seine Liebe auch die schlimmsten Ängste übersteigt und einen Frieden schenkt, den die Welt nicht kennt. Mein damaliger Karfreitag führte mich zu Ostern, da ich reifer wurde und innerlich stärker. Im Wissen, dass meine Mutter nun bei Gott ist, konnte ich mein Leben weiterführen, ohne dass mich Hass und Verzweiflung zerstörten. So viele Menschen zerbrechen an ihren Karfreitagen im Leben, da sie diese Hoffnung auf Gott nicht haben. Sie sehen nicht, dass Ostern kommt und Gott für jeden Menschen ein frohes Ende möchte. Gott liebt jeden Menschen, auch den grössten Sünder. Dies sei auch all denjenigen Katholiken gesagt, die den jetzigen Krieg und die Corona-Krise zum Anlass nehmen, das baldige Ende der Erde zu prophezeien. Da Gottes Liebe und Barmherzigkeit ohne Grenzen ist, können wir Menschen nicht wissen, wann das Ende bevorsteht. Jesus sagt dies auch eindrücklich im Evangelium. Daher sind solche endzeitlichen Prophezeiungen und Aussagen überflüssig. Anstatt das Ende zu sehen, sollten wir alle durch Jesus Christus einen Neuanfang wagen. Der jetzige Karfreitag mit Corona und Krieg kann durch Gebet und Umkehr zu einem grossen Ostern führen. Die jetzige Krise der Kirche, die sich in wenigen Berufungen und Glaubensschwund zeigt, kann zu einem grossen österlichen Frühling werden. Glauben wir daran. Jeder Karfreitag ist für ein grosses Osterfest bestimmt! Frohe Ostern Ihnen allen.

Kommentare sind geschlossen.