Bern (novaradio.ch): Am 1. November feiert die Kirche Allerheiligen und am 2. November Allerseelen. Ich möchte diese Kolumne nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, für die Verstorbenen zu beten und sich selbst bewusst zu machen, dass wir alle einmal vor Gott stehen werden. Leider wird der Tod in unserer Gesellschaft immer stärker verdrängt. Viele Menschen gehen nicht mehr an den Friedhof, meiden Beerdigungen und denken auch selbst nicht über ihre Vergänglichkeit nach. Oft finden auch keine richtigen Beerdigungen mehr statt, sondern die Asche eines Toten wird einfach zuhause aufbewahrt oder verstreut. Es scheint, als würde man sich für den Tod schämen. Ganz besonders zeigt sich dies in der Tatsache, dass viele Menschen den Selbstmord als einzig möglichen Weg wählen, um einer Krankheit oder dem Alter zu entfliehen. Mir geht es nicht darum, die einzelnen Menschen, die einen Selbstmord verüben, zu verurteilen. Mir geht es um unsere Gesellschaft, die obwohl sie den Tod so verdrängt hat, eine Kultur des Todes und nicht des Lebens aufgebaut hat. Das Verdrängen von Leid hat nicht zu einer freudvolleren Gesellschaft geführt, sondern zu einer Gesellschaft, die orientierungslos ist und kein echtes Glück mehr spürt.
Der wichtigste Schritt zu einer Kultur des Lebens ist es, sich vor Augen zu führen, dass wir Menschen für die Ewigkeit geschaffen worden sind. Mit dem irdischen Tod endet nicht unsere Existenz. Daher dürfen wir uns auch vor nichts zu stark fürchten, was uns hier auf Erden passieren könnte. Natürlich haben wir Angst vor Krankheiten, Leiden und dem Tod, aber diese Furcht darf niemals grösser sein als die Hoffnung, dass Gott alles, was schlecht ist, in Gutes verwandeln kann. Jede noch so grosse Trauer kann durch Gott in überreiches Glück verwandelt werden. Der zweite Schritt ist, für unsere Verstorbenen zu beten. Wenn wir für unsere Verstorbenen beten, helfen wir ihnen und uns. Die Einheit, die uns mit den Menschen verbindet, die wir während ihrer irdischen Zeit geliebt haben, endet nicht mit dem Tod. Aber wir sollten auch für die Menschen beten, mit denen wir kein gutes Verhältnis hatten und auch für die Menschen, für die niemand betet. Der letzte Schritt ist wohl der schwierigste. Wenn wir uns bewusst sind, dass wir alle einmal sterben werden, dann muss dies auch Konsequenzen für unser jetziges Leben haben. Sich über Kleinigkeiten aufzuregen, nachtragend zu sein oder unbedingt andere Menschen dominieren zu wollen ist unsinnig in Anbetracht der Tatsache, dass wir
unsere Ewigkeit bei Gott verbringen werden und vieles von dem, was uns jetzt wichtig ist, nicht mitnehmen können. Das bedeutet nicht, dass wir im Hier und Jetzt fatalistisch leben sollen, aber dass wir im Umgang mit den vergänglichen Gütern vorsichtig und weise sind. Das einzig wichtige Gut ist Gott und die Mitmenschen, die Gott uns schenkt.
Nutzen wir den Monat November, um vermehrt für die Verstorbenen zu beten und auch uns bewusst zu werden, dass wir für die Ewigkeit bei Gott geschaffen sind. DR