Bern (novaradio.ch): Viele Menschen zweifeln an Gott, da sie das Böse, das in der Welt ist, nicht mit der Vorstellung eines liebenden Gottes vereinbaren können. Sie glauben, dass ein Gott, der allmächtig ist, es nicht zulassen kann, dass durch Kriege, Hunger und Katastrophen so viele unschuldige Menschen leiden und sterben. Als Christ müssen wir auf diese Kritik eine Antwort geben können. Meine Antwort ist hier immer recht hart, um das Gegenüber wachzurütteln. Ich sage immer, dass es keine unschuldigen Menschen gibt. Durch die Erbsünde ist die Schuld Adams auf alle Generationen übergegangen und wir alle sind dafür verantwortlich, dass wir den freien Willen nicht genutzt haben, Gott zu folgen, sondern eigene Wege zu gehen. Die Schuld Adams ist unsere Schuld. Neben diesen theologischen Erörterungen, wie die Krankheit und der Tod generell in die Welt kamen, ist zu erwähnen, dass sehr viel Leid, welches in der Welt ist, die direkte Folge menschlicher Entscheidungen und nicht Gottes Fügung ist. Nicht Gott führt Kriege, sondern Menschen. Nicht Gott tötet Menschen, sondern Menschen töten Menschen. Auch ist es nicht Gott, der dafür verantwortlich ist, dass der Reichtum auf der Erde so ungleich verteilt ist, sondern wir Menschen.

Neben diesen Überlegungen ist es mir aber wichtig, eine Sache zu erwähnen, die bei dieser Theodizee-Frage vergessen wird. Wir dürfen unseren Blick nicht nur auf das Böse wenden, sondern vor allem die Schönheit Gottes Schöpfung bewundern und Gott dafür lenken. Natürlich gibt es viele schlimme Dinge auf dieser Welt, aber sie sind nicht vergleichbar mit allem Guten, das Gott erschaffen hat. Das Böse ist immer nur ein Mangel an Gutem. Es ist unsere Aufgabe als Christen, unseren Mitmenschen diesen Blick auf die Welt zu eröffnen. Wir dürfen nicht als Pessimisten durch die Welt gehen, die sich über jede schlechte Sache aufregen und sofort verzweifeln. Als Christen müssen wir vor allem das Gute sehen. Auch bei unseren Mitmenschen ist es wichtig, diese nicht zuerst als Sünder zu betrachten, sondern zuerst als wunderbare Geschöpfe Gottes, die man lieben sollte. Möge die Muttergottes uns dabei unterstützen, die Welt mit neuen Augen zu sehen, damit wir nicht am Bösen verzweifeln, sondern alles tun, damit dieses von der Welt weiche und Gottes Liebe noch sichtbarer wird. DR

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