Mittwochskolumne: Das Heilige Jahr

Bern (novaradio.ch): Ich hoffe, dass Sie alle gut ins Neue Jahr gestartet sind. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen, Glück und Gesundheit für 2025. Dieses Jahr 2025 ist für uns Katholiken sehr speziell, da es ein Heiliges Jahr ist, das alle 25 Jahre stattfindet. Bereits die Israeliten feierten alle 50 Jahre ein sogenanntes Jobeljahr, bei dem die Schulden erlassen und die Besitzverhältnisse neu aufgeteilt wurden. Wir Katholiken sollten dieses Jahr auch nutzen, um unsere Lebensverhältnisse – wo nötig – neu zu regeln. Die Frage sollte dabei im Zentrum stehen, ob unser jetziges Leben wirklich nach christlichen Massstäben geführt ist oder wir uns der Welt und ihren Begierden angepasst haben. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht einfach und ich merke selbst, wie oft ich versuche, der Antwort aus dem Weg zu gehen. Das Ziel dieser Konfrontation mit dem eigenen Handeln soll jedoch nicht zu einer Fundamentalkritik führen, bei der wir nur noch negativ auf unser Leben blicken, sondern uns ermutigen, neue Wege einzuschlagen, wenn dies nötig ist. Vielleicht wird uns Gott gerade in diesem Heiligen Jahr Perspektiven eröffnen, wie wir in unserem Leben seine Gebote und seinen Willen besser verwirklichen können. Ich bin überzeugt, dass Gott uns diese Wege zeigen wird, wenn wir versuchen, unseren Mitmenschen auch neue Chancen zu geben. Nutzen wir daher das Heilige Jahr, um Menschen, die uns Böses getan haben, von ganzem Herzen zu verzeihen. Wenn die alten Israeliten alle Schulden erlassen und ihren Besitz aufgeben konnten, um für mehr Gerechtigkeit im Volk zu sorgen, so können wir auch die Fehler unserer Mitmenschen verzeihen, um der Gerechtigkeit und dem Frieden mehr Raum zu geben in unserer Gesellschaft. Das Heilige Jahr ist also kein Selbstläufer, bei dem wir nur durch eine Pforte in Rom gehen können, damit unser Leben besser wird und Gott uns unsere Schulden erlässt. Das Heilige Jahr ist ein Aufruf, uns zu heiligen. Fangen wir damit an, indem wir einen Schritt auf unsere Mitmenschen machen, denen wir etwas vorzuwerfen haben. Verzeihen wir ihnen von ganzem Herzen und gehen wir dann durch die Pforten in Rom, um Verzeihung für unsere Sünden zu erbeten.

Weiter möchte ich daran erinnern, dass das Jahr 2025 auch durch das grosse Jubiläum 1700 Jahre Konzil von Nicäa geprägt ist. Es ist äusserst wichtig, uns wieder bewusst zu werden, was die Grundlagen unseres Glaubens sind. Nutzen wir dieses Heilige Jahr auch hierzu. Nun wünsche ich Ihnen und mir die Kraft, Gottes Willen zu erfüllen. In diesem Jahr und für den Rest unseres Lebens. DR

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