Bern (novaradio.ch): Wir befinden uns im Juni, dem Herz-Jesu-Monat. In meinem Glaubensleben ist die Herz-Jesu-Verehrung seit Jahren ganz zentral. Es bereitet mir grosse Freude zu wissen, dass Gott ein Herz für uns hat. Gott hat uns so sehr geliebt, dass ER sein Herz für uns gab, um es durchbohren zu lassen. Aus diesem Herzen Jesu fliessen alle Gnaden. Wie grossartig und schön ist diese Tatsache!

Ich gehöre nicht zu den Christen, die Menschen, die eine andere Religion haben, verurteilen oder glauben, alles in der anderen Religion sei schlecht. Alle Menschen sind Gottes Geschöpfe und Gott sucht zu jedem Menschen eine Verbindung, auch wenn diese Menschen das Christentum nicht kennen. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass nur wir Christen – was uns von allen anderen Religionen unterscheidet – an einen Gott glauben, der den Menschen so liebte, dass ER sich für das Heil der Menschen ans Kreuz nageln liess. In anderen Religionen ist das Gottesbild eher unnahbar. Auch die neuzeitlichen deistischen Strömungen glauben an einen fernen Gott, der die Welt erschuf, sich dann aber von ihr distanzierte. Wir Christen glauben jedoch an einen Gott, der sich nie von der Welt entfernte, sondern immer wieder die Nähe jedes Menschen suchte und weiterhin sucht. Ich sage es ganz offen: Es ist ein auf den ersten Blick verrücktes Gottesbild, welches wir Katholiken haben. Ein allmächtiger Gott, der seine Geschöpfe, die ihn immer wieder ablehnen und beleidigen, weiterhin mit ganzem Herzen liebt. Eine verrückte Liebe unseres Gottes!

Heutzutage wird der Begriff Liebe sehr häufig und undurchdacht gebraucht. Oft verwechseln Menschen Liebe mit dem Willen zur Macht, jemanden oder etwas besitzen zu wollen. Wenn jemand beispielsweise sagt, er liebe Autos oder schöne Kleider, dann bringt er ja nur seinen Wunsch zum Ausdruck, materielle Dinge zu besitzen. Ähnlich ist es mit der hemmungslosen Sexualität, die oft als Liebe bezeichnet wird. Wenn ein Mann eine Frau begehrt (oder umgekehrt), ist dies nicht gleich Liebe, sondern oft nur ein Trieb. Liebe ist es erst, wenn man die andere Person höher schätzt als sich selbst und deswegen lernt, sich selbst zu beherrschen. Jesus hatte am Kreuz alle Macht der Welt. Er hätte jederzeit vom Kreuz steigen können, tat dies jedoch aus Liebe zu uns Menschen

nicht. Auch wir sind in diesem Herz-Jesu-Monat aufgerufen, uns in Selbstbeherrschung zu üben und dadurch unser Herz dem Herzen Jesu ähnlich zu machen. DR

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