Mittwochskolumne: Gott Platz zum Handeln geben und die Dinge ändern, die man ändern kann

Bern (novaradio.ch): Meistens denkt der Mensch, er müsse alles selbst tun und alles hänge nur von ihm selbst ab. Die heutige Zeit ist geprägt von einem Aktivismus, bei dem der Mensch sich gedrängt fühlt, ständig etwas leisten zu müssen. Dieser Aktivismus führt bei vielen Menschen schnell einmal zu einem Burnout, da sie realisieren, dass ihnen die Kraft fehlt, ständig in geistiger und körperlicher Bewegung zu sein. Es ist ein Paradox unserer heutigen Gesellschaft, dass wir uns zwar ständig zum Ziel setzen, leistungsbereit zu sein, jedoch in Tat und Wahrheit weniger leisten als frühere Generationen, da wir doch schnell an unsere Grenzen kommen. Ich glaube, zu früheren Zeiten haben es die Menschen besser verstanden, Gott seinen gebührenden Platz zu lassen und zu wissen, dass an SEINEM Segen alles gelegen ist. Es gibt das schöne Gebet vom evangelischen Theologen Reinhold Niebuhr, das auf den Punkt bringt, wie ein Christ leben und handeln sollte. Er betete: „Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Heute scheint es, dass Menschen gerade umgekehrt handeln. Sie regen sich über Sachen auf, die nicht in ihrer Macht stehen, währenddem sie bei kleinen Dingen, die sie ändern könnten, in eine Passivität verfallen. Die Kunst, ein gutes christliches Leben zu führen, besteht meines Erachtens darin, Gott genügend Platz zu geben, damit ER die grossen Dinge ändern kann, währenddem man selbst versucht, alles in der eigenen Macht stehende zu tun, bei vielen kleinen Angelegenheiten Gutes zu tun. Um ein Beispiel zu nennen: Eine schlimme Krankheit kann nur Gott heilen, wir können aber dem Kranken kleine Freuden schenken, indem wir ihm Mut zusprechen und Werke der Nächstenliebe leisten. Das Herz eines verstockten Sünders kann auch nur Gott bekehren, wir können aber sanftmütig und liebevoll zu ihm sein, damit er erkennt, dass jemand an seine Umkehr glaubt. Auch die jetzige Kirchenkrise in der Schweiz kann nur Gott zum Guten wenden, wir können jedoch im Kleinen dafür sorgen, dass eine Neuevangelisierung eingeleitet wird. Seien wir also nicht verzagt. Beten wir, damit Gott die Welt verändert, seien wir aber in den ganz einfachen Dingen ständig bemüht, Gottes Werkzeuge in dieser Welt zu sein. Mit dieser Einstellung können wir Schritt für Schritt dafür sorgen, dass das Reich Gottes auf Erden verwirklicht wird. Möge Gott uns hierfür die nötige Kraft geben. DR

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