
Bern (novaradio.ch): In einigen Tagen fangen in Paris die Olympischen Spiele an. Alle vier Jahre messen sich die besten Sportlerinnen und Sportler der Welt an diesem Grossereignis. Der Traum aller Athleten ist es natürlich, eine Goldmedaille zu gewinnen. Viele Jahre wird auf dieses Ziel hingearbeitet. Auch ich bin ein grosser Sportfan und schaue mir die einzelnen Disziplinen gerne an.
Wenn man das Glaubensleben mit den Wettkämpfen an den Olympischen Spielen vergleicht, merkt man, dass es grosse Unterschiede gibt. Während es bei einem Wettkampf darum geht, an einem bestimmten Tag die Höchstleistung zu erbringen, ist im religiösen Leben Beharrlichkeit und Kontinuität wohl die wichtigste Tugend. Es geht nicht darum, an einem bestimmten Tag zu zeigen, dass man ein Christ ist, sondern das ganze Leben zu versuchen, die Gebote Gottes einzuhalten und christlich zu leben. Selbstverständlich kann es dabei Situationen geben, in denen Gott von uns mehr oder weniger verlangt. Grundsätzlich sind wir aber alle – wenn man es mit einem Sport vergleichen möchte – Marathonläufer, die vom Anfang ihres Lebens bis zum Tod Gott treu sein sollten. Auch wenn wir auf dieser langen Strecke immer wieder stürzen, so hilft uns Gott immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Durchhaltewillen ist im Glauben wichtiger als die Fähigkeit, schnell zu sprinten.
Ein anderer Grund, weshalb der Glaube an Jesus Christus nicht mit den Olympischen Spielen vergleichbar ist, besteht in der Tatsache, dass es beim Christentum nicht darum geht, Erster oder Zweiter oder zumindest Dritter zu werden. Im Christentum werden für die vorderen Ränge keine Medaillen verteilt. Es geht beim Katholischen Glauben nicht darum zu zeigen, dass man der Beste und Frömmste ist. Da nur Gott das Herzen jedes Menschen kennt, sind Glaubenswettkämpfe sinnlos. Unser aller Ziel muss es sein, Gott zu lieben und Gott treu zu sein. Es ist aber auch unsere Aufgabe – und hier liegt ebenfalls ein Unterschied zu Sportveranstaltungen vor – unseren Mitmenschen zu helfen, die Frohe Botschaft anzunehmen. Zwischen einzelnen Katholiken sollte es daher keine Konkurrenz, sondern nur Gemeinschaft geben. Auch der scheinbar „letzte“ im Glauben ist ein absoluter Sieger, wenn er sein Leben mit Jesus führt.
Freuen wir uns daher auf die bevorstehenden Olympischen Spiele, aber seien wir uns bewusst, dass Gott von uns andere Tugenden als diejenigen eines Sportlers im Glaubensleben erwartet. DR