Bern (novaradio.ch): Am Palmsonntag werden wir die Passionsgeschichte hören. Eine Person, die mich dabei immer fasziniert und beeindruckt hat, ist Simon von Cyrene. Er kommt wahrscheinlich von der Feldarbeit zurück und wird von den Soldaten aufgefordert, das Kreuz Jesu zu tragen. Für mich und wahrscheinlich für viele andere Katholiken auch ist Simon von Cyrene ein Vorbild. Er ist kein grosser Held, der sich freiwillig meldet, Jesus zu helfen. Die äusseren Umstände legen ihm eine Last auf die Schultern, die er – sei es aus Angst, sei es aus innerer Überzeugung – auf sich nimmt. Die Passionsgeschichte ist für mich deshalb so glaubwürdig, weil keine Superhelden darin geschildert werden, sondern ganz einfache Menschen mit ihren Ängsten, Begrenzungen und Nöten. Der einzige wahre Superheld ist Jesus, der die Sünden der ganzen Welt trägt. Wir alles sind hingegen nur schwache Menschen, denen Gott hilft, Grosses zu leisten, sofern wir IHM vertrauen. Die Tat von Simon von Cyrene war mehr als nur gross. Er half Jesus, sein Erlösungswerk am Kreuz zu erfüllen. Für mich zeigt das Beispiel von Simon von Cyrene, dass Gott uns nicht allein erlösen kann. Wir müssen JA sagen zu seiner Liebe und seiner Barmherzigkeit. Die katholische Kirche hat immer betont, dass der Mensch einen freien Willen hat, mit dem er Gottes Liebe annehmen muss. Auch Simon von Cyrene hätte sich entscheiden können, Jesus nicht zu helfen, das Kreuz zu tragen. Er hätte irgendeine Ausrede bringen können. Vielleicht haben die Römischen Soldaten vor Simon von Cyrene bereits viele andere Vorbeigehende aufgefordert, das Kreuz zu tragen, und alle haben mit einer Ausrede abgelehnt.
Ich glaube fest daran, dass unsere Kirche heute Menschen wie Simon von Cyrene braucht. Wir brauchen keine Superhelden, die glauben, die Kirche und die Welt im Alleingang retten zu können. Wir brauchen Christen, die sich den Herausforderungen stellen, die Gott ihnen zumutet und keine Ausreden suchen. Gott braucht nicht Menschen, die IHN ersetzen und sein Erlösungswerk vollbringen. Gott braucht aber Menschen, die seine Erlösung bejahen und mithelfen. Möge das Beispiel des Simon von Cyrene uns die Kraft geben, Gottes Wünsche nicht zu ignorieren und helfende Hände dort zu sein, wo es uns benötigt. DR