Mittwochskolumne vom 01.06.2022

Pfingsten

Bern (novaradio.ch): Der Geburtstag der Kirche, Pfingsten, steht vor der Tür. Der Herr schenkte seinen Jüngern an Pfingsten die Gaben des Heiligen Geistes, damit diese sich nicht mehr hinter verschlossenen Türen aufhalten, sondern draussen in der Welt den Glauben aktiv verkünden. Pfingsten muss uns alle inspirieren, unsere Selbstbezogenheit zu überwinden und den Glauben im Alltag zu leben und zu bezeugen. Der Heilige Geist befähigte die Jünger, in verschiedenen Sprachen zu reden. Auch wenn wir nicht auf das Wunder hoffen sollten, dass wir plötzlich über Nacht Fremdsprachen erlernen, so können wir diese Gabe in einem kleineren Ausmass vom Heiligen Geist erbitten. Wir vermeiden es heute oft, mit Menschen zu reden, die nicht den gleichen Glaubenshintergrund wie wir haben. Oft sind Katholiken nur unter ihresgleichen. Diese Haltung widerspricht aber dem missionarischen Auftrag der Kirche. Wir müssen erlernen, die Frohe Botschaft auf verschiedene Weisen an die Frau und den Mann zu bringen. Das bedeutet nicht, dass wir den Glauben verkürzen oder relativieren dürfen. Ganz im Gegenteil. Aber wir müssen Wege finden, Menschen die Fülle des Evangeliums nahezubringen, die über kein grosses Wissen über das Christentum verfügen. Niemand darf verurteilt werden, nur weil er sich bisher nicht mit dem Glauben auseinandergesetzt hat. Ich bin sogar felsenfest überzeugt, dass gerade die Menschen, die bisher fern vom Glauben gelebt haben, am offensten für den lehramtstreuen Glauben sind. Es ist leider wie vor 2000 Jahren, als die Schriftgelehrten ihr Herz verschlossen hielten, währenddem diejenigen, die bisher ohne Gott lebten, sich für die Frohe Botschaft öffneten. Wenn die Jünger nicht in verschiedenen Sprachen zu allen Menschen gesprochen hätten, wäre die Kirche eine Lokalkirche in Jerusalem geblieben und nicht die weltumspannende Gemeinschaft, die sie heute ist. Wenn die Jünger hinter verschlossenen Türen geblieben wären, wäre der Glaube nicht gewachsen. Der Glaube ist aber etwas, was wir nicht für uns behalten dürfen, sondern mit unseren Mitschwestern und Mitbrüdern teilen müssen. Auch das zweite Vatikanum forderte uns auf, offen den Glauben im Alltag durch Taten der Nächstenliebe und unser Glaubenszeugnis zu verkünden. Pfingsten findet immer dann statt, wenn wir unsere Verschlossenheit ablegen und uns dem Heiligen Geist anvertrauen, dass er uns zu seinen Werkzeugen macht, die Liebe Gottes zu allen Menschen zu verbreiten. Öffnen wir uns daher und lassen wir uns vom Heiligen Geist führen. DR

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