Der Glaube ist lebensbejahend
Bern (novaradio.ch): In den USA und anderen Ländern der Welt wird momentan sehr intensiv über die Frage diskutiert, inwiefern Abtreibung erlaubt sein darf. Die katholische Position diesbezüglich ist klar. Das Leben ist schützenswert von der Empfängnis bis zum Ende des menschlichen Lebens. Es geht nicht darum, Frauen zu verurteilen, die zu so einem Schritt greifen. Es geht um die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. Bejahen wir das Leben in all seinen Formen oder wollen wir uns zu Herren über die Frage machen, wer leben darf und wer nicht. In der Geschichte haben uns Unrechtsysteme gezeigt, dass der Mensch sich nicht zum Herrn über diese Frage machen darf. Und auch die heutigen Gesellschaften, man muss es an dieser Stelle offen sagen, sind Unrechtssysteme geworden. Wenn in der reichen Schweiz Menschen am Lebensende die Sterbehilfe nahegelegt wird oder viele werdende Kinder, nur weil sie einen gesundheitlichen Mangel aufweisen, abgetrieben werden, handelt es sich um ein Unrechtssystem. Das Recht ist in einer Gesellschaft da, um die Schwächsten zu schützen. Ungeborene, kranke und ältere Menschen sind die Schwächsten unserer Gesellschaft. Schafft es unser Recht nicht, Lebensbedingungen zu schaffen, die diesen Menschen gerecht werden, dann dürfen wir uns nicht als Rechtsstaat bezeichnen. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass werdende Mütter und Menschen, die durch Krankheit und Alter leiden, einen Sinn im Leben ihrer Kinder und in ihrem eigenen Leben sehen. Wir müssen eine Kultur des Lebens schaffen. Es tut mir sehr weh, wenn ich ältere Menschen in der Schweiz sehe. Oft sind sie einsam und haben keine sozialen Kontakte. Es ist kein Wunder, dass ältere Menschen, wenn sie sich total überflüssig fühlen, aus dem Leben scheiden wollen. Auch werdende Mütter wissen oft nicht, wie sie eine Existenz aufbauen können für sich und ihr Kind. Dabei stehen nicht nur finanzielle Aspekte im Vordergrund, sondern auch soziale und mitmenschliche. Der Individualismus in der Schweiz hat zu einer Kultur geführt, bei dem jeder Einzelne sich selber durchschlagen muss. Das Leben wird nicht mehr als eine Gnade Gottes zelebriert, sondern als eine Optimierungsmaschinerie. Schwangerschaft, Krankheit und Alter sind hierbei Hindernisse auf dem Weg zu dieser Optimierung. Leider weiss aber niemand, was denn das Optimum eines Lebens sein soll. Hat man es erst dann geschafft, wenn man reich, schön und beruflich erfolgreich ist? Ist dies ein geglücktes Leben? Ich denke nicht, dass dies die ersten Ziele eines Christen sein sollten. Jesus verspricht uns, dass wir das Leben in Fülle haben werden, wenn wir ihm nachfolgen. Das Evangelium ist eine lebensbejahende Botschaft. Wir alle müssen dafür Sorge tragen, dass dieses Ja zum Leben auch das Leben unserer Mitmenschen bereichert. Das ist unsere Aufgabe als Katholiken. DR