Frauen in der Kirche
Bern (novaradio.ch): Gestern durften wir den internationalen Frauentag feiern. Es ist wichtig, die Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft hervorzuheben. Auch ist es wichtig, in der Kirche zu betonen, dass Männer und Frauen gleichwertig sind. Gott hat Eva aus der Seite Adams genommen, damit dieser weder über Eva herrsche noch dass sie über ihn herrsche. Beide sind gleichberechtigte und geliebte Geschöpfe Gottes.
Es ist historisch noch interessant, dass die Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft von Jahrhundert zu Jahrhundert schwankte und es nicht so ist, dass es eine stete Zunahme der Gleichberechtigung gab. Im Mittelalter hatten die Frauen teilweise mehr Zugang zu wichtigen Positionen als in der Neuzeit. Im 19. Jahrhundert waren die Frauen teilweise stärker ins Industrieleben integriert als in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Auch lässt sich nicht klar sagen, dass in teilweise traditionellen Staaten die Frauen weniger Einfluss haben als in sogenannt progressiven Ländern. Bei Fragen der Emanzipation herrschen sehr viele Zerrbilder vor, die verschleiern, dass in unserer Gesellschaft die Frauen immer noch massiv benachteiligt sind. Ich behaupte sogar, dass die Situation für die Frauen schlechter ist als vor 40 Jahren, da sie ständig mit unerreichbaren Idealen konfrontiert werden, denen sie unmöglich gerecht werden können. Vor allem viele junge Frauen zerbrechen an diesen Erwartungen, die an sie gestellt werden. Was auch einmal gesagt werden muss, aber als ein Tabu-Thema bei vielen Feministinnen erscheint, ist die Tatsache, dass die Familie der Frau einen sehr grossen Schutz bietet. Die evolutionäre Errungenschaft, dass der Mann gezwungen wird, eine lebenslange Bindung zur Frau einzugehen, wenn er mit ihr die Geschlechtlichkeit ausleben möchte, ist vor allem für die Frau wichtig. Daher wird der Zerfall der familiären Werte und der Sexualmoral, wie wir ihn heute in Westeuropa und den USA sehen, langfristig vor allem den Frauen schaden. Sie werden ökonomisch und gesellschaftlich im Stich gelassen durch die Auflösung der Familie.
Was die katholische Kirche anbelangt, so haben die Menschen, die der Kirche attestieren, dass die Frau im Katholizismus nicht vollwertig ist, ein falsches Bild vom Priestertum. Das Wesen des Priestertums liegt nicht in der Macht, sondern im Dienst. Es ist eine Berufung, keine Machtposition. Wenn Jesus nur Männer als Apostel berufen hat, dann können wir diesen Willen des Heilands nicht ignorieren. Dieser Wille bringt damit aber sicherlich nicht zum Ausdruck, dass die Frau weniger Wert hätte. Ganz im Gegenteil müsste man sogar sagen, dass Gott damit die Evolution auf den Kopf gestellt hat und das körperlich stärkere Geschlecht auserkoren hat, um Diener aller zu sein. Denn das ist der Priester – Diener aller. Frauen sind – logischerweise – unersetzbar in der Kirche. Um die Gleichberechtigung voranzutreiben, ist es wichtig, sich über das Wesen des Priestertums und die grosse Würde der Laien im Klaren zu sein. Auch wäre es wichtig, sich zu fragen, weshalb die tradierte katholische Moral betreffend Sexualität und Ehe gerade für die Frauen vorteilhaft ist. Gott liebt die Frauen wie er die Männer liebt. Gott liebt den Menschen. Wenn wir unser Machtdenken ablegen würden, würden wir erkennen, wie wunderbar er die Welt geschaffen hat, indem er Mann und Frau erschaffen hat.