Mittwochskolumne vom 20.04.2022

Die Barmherzigkeit Gottes

Bern (novaradio.ch): Seit Karfreitag bete ich die Novene zur Göttlichen Barmherzigkeit. Am Sonntag dürfen wir den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit feiern. Mir bedeutet dieses Fest sehr viel. Die Barmherzigkeit Gottes ist die Rettung aller Menschen. Tröstlich ist, dass es keine Rolle spielt, wie fromm oder schlecht man ist. Jesus sagte der Ordensschwester Faustyna, dass vor allem die grossen Sünder ein Anrecht auf die Barmherzigkeit Gottes hätten. Es ist doch unglaublich, wie unser Herr ist. Er liebt uns Menschen so sehr, dass er sich nichts so sehr wünscht, wie dass wir unsere Zuflucht zu seiner Barmherzigkeit suchen. Und obwohl er seine Arme so weit offen für jeden einzelnen Menschen hält, lehnen so viele Menschen diese Barmherzigkeit ab. Ein Hauptproblem besteht darin, dass die heutigen Theologen das Wort Sünde vermeiden. Sie vermitteln den Menschen keinen Sinn mehr dafür, was richtig und was falsch ist. Zwar gibt es einige allgemeine Grundsätze, wie ein Mensch ethisch handeln sollte. Diese Grundsätze sind aber sehr schwammig und beziehen sich mehr auf kollektive Ziele wie soziale Gerechtigkeit oder ökologisches Handeln. Im individuellen Bereich wird dem Menschen suggeriert, er könne handeln wie er wolle. Das ist eine falsche Lehre und widerspricht dem Evangelium. Der Mensch ist aufgerufen, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Es gibt die Sünde und die Sünde trennt uns von Gott. Die heutige Theologie führt durch die Vermeidung des Begriffs Sünde nicht nur dazu, dass wir keinen Massstab mehr für Gut und Böse haben, sondern auch dazu, dass wir die Tiefe des Göttlichen Erbarmens nicht erkennen können. Wer braucht schon Barmherzigkeit, wenn er nicht an die Göttliche Gerechtigkeit glaubt? Wie schaffen wir es, den Kreuzestod Jesu zu verstehen, wenn wir nicht in unsere eigene tiefe Anfälligkeit für die Sünde blicken können? Auf all diese Fragen hat diese Art der Theologie, wie sie heute leider in vielen Schweizer Pfarreien gepredigt wird, keine Antwort. Deshalb hat sie auch keine Antwort auf die Probleme der heutigen Gesellschaft. Auch wenn man dem Menschen immer wieder sagt, er dürfe alles machen, so hat jeder Mensch ein Gewissen, das ihm doch gut zu erkennen gibt, welche Taten sündhaft sind. Die vielen psychologischen Probleme, welche heute in der Schweiz viele Menschen belasten, zeugen davon. Der Mensch ist sich bewusst, dass er fehlerhaft ist. Gottes Barmherzigkeit ist aber grösser als all unsere Fehler. Nutzen wir dieses grosse Fest, um uns dieser Quelle des Heils zu nähern. Glauben wir an die Göttliche Barmherzigkeit, die grösser als unsere Sünden ist.

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