Mittwochskolumne vom 29.03.2023

Glauben über den Palmsonntag hinaus

Bern (novaradio.ch): Am kommenden Sonntag feiern wir Palmsonntag. Die Menschen jubeln Jesus in Jerusalem zu. Nur einige Tage später wird er dann ans Kreuz genagelt. Auch in unserem Glaubensleben gibt es Palmsonntage, an denen wir voller Freude unseren Glauben praktizieren und Jesus mit Jubel in unserem Leben willkommen heissen. Es gibt aber auch Karfreitage, wo wir nicht unter dem Kreuz mit Jesus stehen wollen, sondern ihn aus unserem Leben verdrängen. Ein reifes Christentum zeichnet sich dadurch aus, über den Palmsonntag hinaus an die Frohe Botschaft zu glauben. Als Katholiken müssen wir beide Seiten des Glaubens – die freudenvolle und die schmerzhafte – annehmen. Gott verspricht den Menschen nicht, dass der Glaube nur mit emotionalen Höhepunkten verbunden ist. Bewusst sagt Jesus im Evangelium, dass seine Jünger das Kreuz auf sich nehmen sollen. Meine Erfahrung mit dem Glauben ist, dass aber auch die scheinbar leidvollsten Momente im Leben durch den Glauben an Jesus Christus in Freude verklärt werden. Oft sehen wir den Sinn des Leidens nicht ein, realisieren später aber, dass Gott dieses zulässt, um uns zu tieferer Liebe zu führen. Wenn wir uns unsere heutige Gesellschaft anschauen, dann sehen wir, wie viele Menschen unglücklich sind, obwohl sie objektiv gesehen viel haben. Oft sind es gesunde und wohlhabende Menschen, die in eine tiefe Trauer verfallen, da sie innerlich leer sind. Ein Leben ohne Gott ist leer, auch wenn wir es mit materiellen Dingen und angenehmen Aktivitäten füllen. Daher sollte der Christ keine Angst haben, Leid auf sich zu nehmen. Natürlich sucht kein vernünftiger Mensch das Leid, sondern versucht es für sich und seine Mitmenschen zu vermeiden. Alles andere wäre auch nicht christlich. Aber wenn wir mit Leid konfrontiert werden, wenn ein Karfreitag in unser Leben kommt, dann sollten wir dieses Leid mit Liebe und Demut annehmen. Gott ist uns in diesen Stunden besonders nahe.

Versuchen wir daher über den Palmsonntag hinaus Gott treu zu sein. Unser Hosanna soll immer erschallen. Hosanna bedeutet auf Hebräisch „Hilf bitte“. Wir sollten Gott immer um Hilfe bitten. Dies in guten wie in schlechten Zeiten. Jesus ist gekommen, um uns zu retten. Auch scheinbar leidvolle Zeiten nutzt Gott, um uns zum ewigen Heil und zur Fülle des Lebens zu führen. Und diese Fülle erleben wir bereits hier auf Erden, wobei die endgültige Vollendung in der Ewigkeit bei Gott sein wird. DR

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