Lernen vom Glauben anderer Religionen
Viel wird heute über den interreligiösen Dialog und die Ökumene geredet. Ich glaube auch, dass es für einen Katholiken richtig ist, allen Menschen Nächstenliebe entgegenzubringen, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören. Gerade deswegen, weil ich glaube, dass der katholische Glaube der wahre ist und Christus für alle Menschen litt und starb, sehe ich mich verpflichtet, keine Menschen aufgrund ihrer Religion auszugrenzen. Ich habe Moslems, Hindus, Reformierte, Agnostiker und auch Atheisten als Freunde. Sie alle sehe ich als Geschöpfe Gottes und seine Ebenbilder. Der interreligiöse Dialog und die Ökumene dürfen aber nicht dazu führen, dass unser eigener Glaube verwässert wird. Dies wurde in der Schweizer Kirche über Jahrzehnte hinweg in vielen Pfarreien gemacht. Anstatt dort miteinander zu wirken, wo sich Christen und auch Nicht-Christen auf menschlicher Ebene treffen – beispielsweise in der tätigen Nächstenliebe – hat man in Glaubensfragen eine Annäherung gesucht, die weder den Katholiken noch den Reformierten etwas gebracht hat. Viele ökumenische Gottesdienste gleichen daher eher einer weltlichen Veranstaltung, die Christus nicht mehr ins Zentrum stellt. Dabei könnten wir Katholiken bei gläubigen Reformierten viel lernen, wenn es um die Liebe zur Heiligen Schrift geht.
Ich möchte an dieser Stelle ein anderes Beispiel erwähnen, wie man von Andersgläubigen lernen kann. Ich spiele Basketball und seit Kurzem spielt ein Algerier mit uns. Nach dem Spiel gehen wir oft ein Bier trinken. Zum Spass sagten wir ihm, er müsse als Neuer das Bier für die Mitspieler bezahlen. Ganz erschrocken sagte er, dass er uns Getränke bezahlen würde, jedoch nicht Bier. Wir haben ihm daraufhin gesagt, dass unsere Aufforderung ein Spass sei. Mich hat aber sein Glaube sehr beeindruckt. Nicht nur trinkt er als gläubiger Moslem kein Bier, er möchte auch nicht dafür bezahlen, dass andere dies trinken. Für wie viele Häresien, die gerade im Bistum Basel praktiziert werden, zahlen gläubige Katholiken mit ihren Kirchensteuern? Wie viele Pastoralassistenten und Diakone verdrängen Priester von den Altären, um Wortgottesdienste zu feiern, die wenig mit dem katholischen Glauben zu tun haben? All dies akzeptieren wir, wenn wir brav unsere Kirchensteuern zahlen, ohne uns zu überlegen, was damit in den Pfarreien gemacht wird. Dies ist kein Plädoyer für einen Austritt aus der Steuergemeinschaft, sondern dafür, dass sich gläubige Katholiken in der Kirchgemeinde, wo sie leben, engagieren sollen. Dieser gläubige Moslem, der mit mir Basketball spielt, würde sicherlich nicht zulassen, dass mit seinem Geld ein Irrglaube gefördert wird. Weshalb tun wir dies als Katholiken in der Schweiz? DR