Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, ein “strenger Bergoglianer”, wirft am deutlichsten seine Fühler aus, um sich als Nachfolger von Papst Franziskus ins Spiel zu bringen: als Papst Johannes XXVI? Parolin bemüht sich seit einiger Zeit, seine Kontakte zu knüpfen, Signale an die Papstwähler und die Mächtigen der Welt auszusenden und aus einer zu grossen, für seine Kandidatur schädlichen Nähe zum derzeitigen Papst herauszutreten.
Für ihn, wie auch für den Nuntius in Frankreich Celestino Migliore, der Gerüchten zufolge unter Papst Parolin Staatssekretär werden soll, ist Traditionis custodes essentiell, um das Zweite Vatikanum zu schützen. Es scheint, dass die Nachfolger von Franziskus nur die Hüter seines Erbes sein können, nämlich des mit Amoris laetitia und Traditionis custodes “vollendeten” Konzils. Wenn es nicht zu einem radikalen Umdenken kommt, wird der Nachfolger von Franziskus zwangsläufig ein Bergoglianer sein. Parolin könnte jedoch ein liberaler Bergoglianer oder ein strenger Bergoglianer sein, und er wird bereits als Johannes XXIV. bezeichnet.
Die Kirche befindet sich heute wie die liberalen Gesellschaften, denen sie auf den Leim gegangen ist, in einem grossen Vakuum, da sie die Strenge ihrer Dogmen und ihrer Moral abgeschliffen hat. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Zukunft entwickeln wird, aber Parolin ist definitiv eine Schlüsselfigur, die auf die Nach-Franziskus-Ära vorbereitet