Die katholische Kirche steht inmitten einer tiefen geistlichen Erschütterung. In vielen Regionen der Welt nimmt die Bindung an zentrale Glaubensvollzüge ab, die Praxis der Sakramente ist rückläufig, und das Verständnis ihres Wesens wird zunehmend verwässert. In dieser Situation wird immer deutlicher: Ohne die Wiederherstellung der Sakramentenordnung ist ein geistlicher Aufbruch nicht möglich. Der innere Friede der Kirche hängt unmittelbar davon ab, ob sie zu einer geordneten und glaubensgerechten Feier der Sakramente zurückfindet.
Die Sakramente sind die heilsnotwendigen Mittel, durch die Christus selbst seiner Kirche gegenwärtig bleibt und sie heiligt. Sie sind keine symbolischen Handlungen menschlicher Frömmigkeit, sondern konkrete Begegnungspunkte mit der göttlichen Gnade. Der Katechismus bringt dies mit Klarheit zum Ausdruck:
„Die Sakramente sind wirksame Zeichen der Gnade, von Christus eingesetzt und der Kirche anvertraut, durch die uns das göttliche Leben geschenkt wird“ (KKK 1131).
Dabei ist die sakramentale Ordnung – etwa die Vorbereitung auf den Empfang der Eucharistie oder die regelmässige Beichte – nicht Ausdruck starrer Gesetzlichkeit, sondern Ausdruck einer inneren Logik des Glaubens: Wer Christus empfangen will, muss sich ihm mit bereitem Herzen nähern. Schon der hl. Paulus mahnt:
„Wer also unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und Blut des Herrn“ (1 Kor 11,27).
Insbesondere die Eucharistie wird in vielen kirchlichen Kontexten heute nicht mehr als Höhepunkt und Quelle allen geistlichen Lebens verstanden, sondern eher als Geste der Gemeinschaft. Der Zugang zum Altar wird dabei vielfach unabhängig vom persönlichen Glaubensstand oder vom Leben in der Gnade gewährt. Ebenso verliert das Busssakrament zunehmend seinen festen Platz im kirchlichen Leben. Der Wegfall der Beichte führt jedoch nicht zur Entlastung der Seelen, sondern zur Verflachung des Sündenbewusstseins und zur Entfremdung von der heiligenden Kraft der Gnade.
Papst Johannes Paul II. mahnte in seiner Enzyklika Ecclesia de Eucharistia unmissverständlich:
„Die Eucharistie darf nicht als bloeees Mittel zur Versöhnung oder zur sozialen Integration betrachtet werden; sie setzt vielmehr die Gnade der sakramentalen Gemeinschaft mit der Kirche voraus“ (Ecclesia de Eucharistia, Nr. 37).
Diese Entwicklungen bleiben nicht ohne Folgen. Wo die Sakramente nicht mehr nach der von Christus gestifteten Ordnung empfangen und gefeiert werden, dort verliert die Kirche ihre geistliche Mitte. Ihre Sendung wird unklar, ihre Lehre brüchig, ihr Zeugnis kraftlos. Der äussere Friede mag gewahrt scheinen, doch innerlich wächst die Unruhe: unter den Gläubigen, unter Priestern, in der kirchlichen Lehre und Praxis.
Papst Benedikt XVI. schrieb dazu in Sacramentum Caritatis:
„Die Eucharistie ist Geschenk Jesu Christi, der sich selbst für uns hingibt und in seiner Person das Geheimnis der Liebe Gottes offenbart. Die rechte Ordnung dieses Sakraments ist nicht eine Frage der Disziplin, sondern Ausdruck seines Wesens“ (Sacramentum Caritatis, Nr. 2).
Die Wiederherstellung der Sakramentenordnung ist deshalb kein rückwärtsgewandter Traditionalismus, sondern ein notwendiger Schritt zur inneren Erneuerung. Sie bedeutet: eine Rückbesinnung auf das Sakrament der Busse als Vorbereitung auf die Eucharistie; eine stärkere Betonung der Taufgnade und der Firmung als Grundlage christlicher Identität; eine sorgfältige Ehepastoral, die auf Wahrheit und Heil ausgerichtet ist; und eine Liturgie, die Gott in den Mittelpunkt stellt, nicht die Bedürfnisse des Augenblicks.
Der Friede, den die Welt nicht geben kann, beginnt dort, wo Christus in rechter Weise empfangen wird. Deshalb wird die Kirche erst dann zu neuer Kraft finden, wenn sie die ihr anvertrauten Sakramente wieder mit der Ehrfurcht, Klarheit und Ordnung lebt, die ihrer göttlichen Herkunft entspricht.