Ein Zeichen lebendiger Gegenwart Christi: Kirche bestätigt eucharistisches Wunder in Kerala

Im südindischen Bundesstaat Kerala wurde ein aussergewöhnliches Geschehen kirchlich anerkannt: Zum ersten Mal in der Geschichte Indiens bestätigte die katholische Kirche ein eucharistisches Wunder. Der Bischof von Irinjalakuda, Mar Pauly Kannookadan, gab am vergangenen Wochenende bekannt, dass die Erscheinung des Antlitzes Christi auf einer konsekrierten Hostie in der Pfarrei St. Mary’s in Chirattakonam als authentisch und übernatürlich eingestuft worden ist.

Das Ereignis geht zurück auf den 28. April 2013, als während einer Anbetungsstunde auf der ausgesetzten Hostie ein menschliches Gesicht sichtbar wurde. Augenzeugen – darunter auch Priester – bezeugten unabhängig voneinander die Erscheinung, die auf Fotografien deutlich erkennbar blieb. Nach einem langjährigen Prüfverfahren unter theologischen, naturwissenschaftlichen und pastoralen Gesichtspunkten hat die Diözese nun den übernatürlichen Charakter des Geschehens bestätigt.

Theologische Einordnung: Realpräsenz Christi in der Eucharistie

Die katholische Kirche lehrt, dass in der heiligen Eucharistie Christus selbst mit Leib und Blut, Seele und Gottheit wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig ist (vgl. KKK 1374). Dieses Dogma der Realpräsenz gründet in den Worten Jesu selbst:

„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ (Lk 22,19);
„Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank“ (Joh 6,55).

Das eucharistische Wunder von Chirattakonam ist – wie ähnliche Wunder in Lanciano (Italien), Buenos Aires oder Sokolka (Polen) – keine neue Offenbarung, sondern ein Zeichen, das die Wahrheit des Glaubens sichtbar und erfahrbar macht. Es ist kein Ersatz für das Glaubensvertrauen, sondern eine Gnade, die Gläubige zur tieferen Anbetung und Umkehr ruft.

Wie der heilige Thomas von Aquin im Hymnus Adoro te devote dichtete:

„Was ich nicht vermag zu schauen mit dem Auge,
seh’ ich gläubig eingesenkt ins Herze.“

Zeichen für eine eucharistische Erneuerung

Bischof Kannookadan deutete das Wunder als Aufruf zur Erneuerung des Glaubens an die Gegenwart Jesu im Altarsakrament – insbesondere in einer Zeit zunehmender Sakrilegien, liturgischer Nachlässigkeit und Glaubensverlust. Die Kirche in Indien, wo Katholiken eine kleine Minderheit bilden, erkennt in dem Zeichen eine Stärkung der Identität und Berufung zur missionarischen Treue.

Der Katechismus mahnt zur Ehrfurcht:

„Die Eucharistie ist das Herz des kirchlichen Lebens. In ihr findet sich ‚die ganze geistliche Fülle der Kirche‘ (Thomas v. A., S. Th. III, 73, 1)“ (KKK 1324).

In einer Welt, die durch Materialismus und religiöse Gleichgültigkeit gezeichnet ist, spricht Gott durch dieses Wunder eine stille, aber eindringliche Sprache: Die Eucharistie ist nicht Symbol, sondern PersonJesus Christus selbst. Und wer sich ihm in der Eucharistie nähert, begegnet dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn.

Eine Einladung zur Umkehr und Vertiefung

Solche Zeichen, so die kirchliche Lehre, verpflichten nie zum Glauben, doch sie laden zur Umkehr ein. Sie fordern heraus. Sie fragen uns: Glaube ich wirklich, dass Christus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig ist? Wie gehe ich zur heiligen Messe? Mit welcher Haltung empfange ich den Leib Christi?

Wie Papst Benedikt XVI. sagte:

„Ohne die Eucharistie gibt es keine Kirche“ (Sacramentum Caritatis, 15).

In dieser Perspektive ist das eucharistische Wunder von Kerala kein exotisches Randphänomen, sondern ein geistliches Fanal – ein Ruf an die ganze Kirche, die Eucharistie neu zu entdecken: als Quelle der Gnade, als Höhepunkt des kirchlichen Lebens (vgl. KKK 1324–1327) und als lebendige Mitte jeder geistlichen Erneuerung.

Von admin