Warum die Kirche an der apostolischen Ordnung festhält
Wenn sich die Kardinäle im Konklave versammeln, geschieht dies in einem rituellen und geistlichen Rahmen, der tief in der Tradition der Kirche verwurzelt ist. Diese Ordnung ist kein historisches Relikt, sondern Ausdruck der Treue zur göttlichen Stiftung der Kirche. Dennoch wird gerade in dieser Zeit der Papstwahl von aussen lautstark gefordert, die Kirche müsse sich „öffnen“ – für Frauen im Amt, für neue Machtstrukturen, für ein modernes Kirchenverständnis. Der Druck kommt nicht aus der Liturgie, der Lehre oder dem Glauben – sondern aus dem Geist der Welt.
Doch die Kirche darf sich nicht vom Zeitgeist leiten lassen. Ihr Massstab ist nicht die Meinung der Masse, nicht der politische Trend, nicht der gesellschaftliche Wandel – sondern allein das Evangelium Jesu Christi, wie es durch die Apostel überliefert und im authentischen Lehramt bewahrt wird. Der Zeitgeist kommt und geht, doch die Wahrheit Gottes bleibt. Der heilige Athanasius schrieb im vierten Jahrhundert gegen den damaligen Irrtum der Mehrheit:
„Sie haben die Kirchen, aber ihr habt den Glauben.“
Die katholische Kirche hat sich nie als Erfinderin ihrer Ordnung verstanden, sondern als treue Verwalterin dessen, was Christus ihr aufgetragen hat. Die sakramentale Struktur, insbesondere das Weihepriestertum, ist tief mit dem Geheimnis Christi und seiner Sendung verbunden. Als er die zwölf Apostel berief, tat er dies bewusst. Papst Johannes Paul II. formulierte es in Ordinatio Sacerdotalis klar:
„Die Kirche hat keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Dieses Urteil ist endgültig von allen Gläubigen der Kirche anzunehmen.“
Papst Benedikt XVI. bekräftigte dies und sprach vom „sakramentalen Realismus“, der die Kirche davor bewahrt, sich selbst neu zu erfinden. Der Priester handelt in persona Christi, als Bräutigam der Kirche. Das ist kein kulturelles Rollenbild, sondern Ausdruck der göttlichen Ordnung, die nicht durch moderne Theorien ersetzt werden kann.
Das Zweite Vatikanische Konzil sagt im Dekret Presbyterorum Ordinis:
„Durch das Sakrament der Weihe werden die Priester Christus, dem ewigen Hohenpriester, gleichgestaltet, damit sie als seine Werkzeuge das Werk Christi selbst fortsetzen.“
Das Konzil bestätigt also: Das Weiheamt ist eine Christusnachfolge in spezifischer sakramentaler Weise, nicht eine Funktion oder ein Posten, der beliebig neu besetzt werden kann.
Wer heute das Konklave als Bühne für feministische Forderungen missbraucht, versucht nicht, die Kirche zu heilen, sondern sie ihrem Wesen zu entfremden. Es geht nicht um eine Geringschätzung der Frau – das Beispiel Mariens widerlegt jede solche Behauptung. Vielmehr zeigt sie, dass Grösse im Glauben, im Hören, im Gehorsam liegt – nicht in Macht.
Die Kirchenväter waren sich dessen stets bewusst. Der hl. Irenäus schrieb:
„Wo die Kirche ist, da ist der Geist Gottes; und wo der Geist Gottes ist, da ist die Wahrheit.“
Die Wahrheit der Kirche wird nicht durch Umfragen gefunden, sondern durch das treue Festhalten an der Offenbarung. Die Tradition – verstanden als lebendige Weitergabe – ist keine Kette, sondern ein Anker.
Das Konklave steht unter dem Zeichen dieser Kontinuität. Wer den Heiligen Geist wirklich erwartet, muss bereit sein, auch seiner Stimme zu gehorchen – nicht der lautesten Meinung auf der Strasse, sondern der leisen Kraft der Wahrheit, die seit zweitausend Jahren in der Kirche wirkt. Die Kirche braucht keine Anpassung – sie braucht Erneuerung im Glauben, in der Heiligkeit und im Mut zur Wahrheit.
Denn wie schon Papst Paul VI. sagte:
„Der Rauch Satans ist in den Tempel Gottes eingedrungen.“
Heute mehr denn je ist es an der Zeit, Fenster und Türen weit zu öffnen – nicht für den Zeitgeist, sondern für Christus, der gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist.