Nach dem Tod von Papst Franziskus haben zahlreiche Staaten weltweit öffentlich ihr Beileid bekundet. Auch einige israelische Botschaften veröffentlichten zunächst entsprechende Mitteilungen auf sozialen Medien. Doch nur kurze Zeit später wurden sämtliche Beileidsbekundungen wieder gelöscht – ein Schritt, der international auf Aufmerksamkeit und Kritik stösst.

Wie israelische Medien berichten, sollen diplomatische Vertreter auf Weisung des Aussenministeriums in Jerusalem gehandelt haben. Offiziell äusserte sich das Ministerium bislang nicht zu den konkreten Gründen der Löschung. In diplomatischen Kreisen heisst es jedoch, dass die Haltung des Heiligen Stuhls zum Nahostkonflikt sowie wiederholte kritische Äusserungen von Papst Franziskus gegenüber Israels Militäreinsätzen im Gazastreifen eine Rolle gespielt haben könnten.

Insbesondere seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober 2023 war das Verhältnis zwischen Israel und dem Vatikan angespannt. Papst Franziskus hatte mehrfach das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung beklagt und eine sofortige Waffenruhe gefordert, was in Jerusalem auf erheblichen Unmut stiess. Vor allem eine Äusserung des Papstes, die militärische Vorgehensweise Israels erinnere an eine „kollektive Bestrafung“, wurde in israelischen Regierungskreisen scharf kritisiert.

Dass nun in einer derart sensiblen Phase – dem Tod eines weltweit anerkannten religiösen Führers – die üblichen diplomatischen Gepflogenheiten wie Beileidsbekundungen zurückgenommen werden, ist aussergewöhnlich. Üblicherweise werden selbst bei politischen Spannungen diplomatische Protokolle gewahrt, insbesondere wenn es um einen Papst geht, der auch als Staatsoberhaupt des Vatikans internationales Ansehen geniesst.

Beobachter sehen in der Löschung der Botschaftsmitteilungen ein weiteres Anzeichen dafür, wie tief das Misstrauen zwischen Israel und dem Vatikan derzeit ist. „Es ist ein bewusster, symbolischer Schritt“, sagt der israelische Politologe Emmanuel Navon. „Israel möchte damit zeigen, dass es sich nicht bereitwillig über wiederholte einseitige Verurteilungen hinwegsetzt.“

Auf internationaler Ebene könnte der Vorgang jedoch Israels diplomatische Bemühungen erschweren. Insbesondere in lateinamerikanischen und europäischen Ländern, in denen die katholische Kirche eine starke gesellschaftliche Stellung einnimmt, wird der Schritt kritisch bewertet.

Der Vatikan selbst hat bislang nicht auf die Löschungen reagiert. Beobachter rechnen jedoch damit, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen Jerusalem und dem Heiligen Stuhl durch diese Episode auf eine weitere Belastungsprobe gestellt werden könnten.

Von admin