NEWS: Papst und Ungarn

Im weiteren päpstlichen Umfeld herrscht nach dem Ungarn-Besuch von Papst Franziskus einige Irritation. Das erstaunt. Was sind die Hintergründe?

Es ist die Kombination, die bergoglianische Kreise irritiert und an den aktuellen Intentionen von Papst Franziskus etwas zweifeln läßt. Ausgangspunkt für das Mißtrauen ist der zweite Papstbesuch in Ungarn. Warum kehrte Franziskus nach anderthalb Jahren an das Donauknie zurück? Eine so schnelle Abfolge zweier Papstreisen gab es unter Franziskus noch nicht. Es wurde darüber schon einiges spekuliert. Genannt wurde dabei auch das Treffen mit Eparch Hilarion, dem ehemaligen „Außenminister“ des Moskauer Patriarchats und nunmehrigen russisch-orthodoxen Bischof in Ungarn.

Die Bergoglianer treiben aber andere Sorgen um.

Mit seinem zweiten Ungarnbesuch durchbrach Franziskus die im Westen betriebene Isolation von Viktor Orbán und seiner nationalkonservativen Regierung. Während Brüssel und Washington die Ausgrenzung Orbáns und seines auf christlichen Grundlagen beruhenden Regierungsprogramms betreiben, tat Franziskus das genaue Gegenteil und besuchte Ungarn innerhalb kurzer Zeit gleich zweimal. Darin wollen einige, besorgt, eine demonstrative Geste sehen.

Doch es geht um mehr. Am 30. April kehrte Franziskus aus Ungarn nach Rom zurück. Mainstream-Medien versuchten den Besuch mit Meldungen zu neutralisieren, was schwerlich gelang. Das Lob von Franziskus für die familien- und kinderfreundliche Politik Orbáns und seine Ablehnung der lebens- und familienfeindlicher linken Gender-Agenda war zu deutlich.

Nur wenige Tage nach der Abreise von Franziskus fand in Budapest die seit langem größte Konferenz konservativer, antiglobalistischer, nicht-linker politischer Kräfte statt. Veranstalter der „Patrioten-Versammlung“ (Herbert Kickl, FPÖ) war die CPAC Hungary. Getragen wurde die Konferenz von der US-amerikanischen CPAC Foundation (Conservative Political Action Conference) und dem ungarischen Center for Fundamental Rights.

Viktor Orbán sucht seine Isolierung durch Kontakte zu Donald Trump und ihm nahestehenden Teilen in den USA, vor allem innerhalb der Republikanischen Partei, abzufedern. 2021 hielt Orbán auf der CPAC in den USA eine denkwürdige Rede, die von der Schweizer Weltwoche vollinhaltlich abgedruckt wurde. Jüngst erklärte Orbán die Hoffnung, daß Trump 2024 wieder ins Weiße Haus zurückkehrt, und brachte damit seine Ablehnung der derzeitigen US-Politik unter Joe Biden zum Ausdruck. Wörtlich sagte Orbán:

„Kommen Sie zurück, Mr. President, machen Sie Amerika wieder groß und bringen Sie uns wieder Frieden.“

Die ablehnende Anspielung auf den Ukraine-Konflikt und den Druck der Biden-Regierung auf die europäischen Staaten sowie die ideologische Zusammenarbeit von Washington und Brüssel für eine linksgrün-woke Agenda war offensichtlich.

Österreichs Oppositionsführer Herbert Kickl (FPÖ) besuchte Orbán im vergangenen März, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, aber auch um in Sachen Migration, Ausrichtung der EU, Preissteigerung, Familienförderung und Frieden die Zusammenarbeit zu suchen. Die FPÖ liegt nach Corona‑, Klima‑, Energie‑, Teuerungs- und Ukraine-Krise mit konstanten 30 Prozent einsam an der Spitze aller Wahlumfragen. Tendenz steigend. Das ist im Alleingang mehr, als die derzeitige österreichische Bundesregierung aus ÖVP und Grünen gemeinsam zusammenbringt.

Wenige Tage bevor Papst Franziskus Budapest erreichte, sagte Viktor Orbán gegenüber Radio Kossuth:

„Was derzeit geschieht, zerstört Europa. Es zerstört seine Sicherheit, es zerstört seine Wirtschaft (…).“

Noch deutlicher gab er zu verstehen, daß der Konflikt in der Ukraine enden werde, sobald die USA und die EU aufhören, ihn zu finanzieren.

Anfang März sagte er auch:

„Die Länder der Europäischen Union müssen ihr eigenes Verteidigungsbündnis schaffen, ohne daß die USA bei der Behandlung internationaler Sicherheitsfragen persönliche Interessen verfolgen.“

Zugleich äußerte er die Befürchtung, daß „ganz Europa Schritt für Schritt auf einen Krieg zusteuert“.

Dieser enge zeitliche Kontext irritiert im päpstlichen Umfeld. Orbán ist für seine patriotische, konservative familien- und kinderfreundliche Politik bekannt. Er bekämpft den gekauften Einfluß westlicher Oligarchen wie George Soros und deren linke Gesellschaftspolitik. Es steht für die nationale Souveränität und gegen die Entrechtung durch internationale demokratisch nicht legitimierte Institutionen, Konzerne oder Oligarchen-Stiftungen.

Redner der CPAC-Konferenz aus dem deutschen Sprachraum waren neben Herbert Kickl und Harald Vilimsky (beide FPÖ) sowie Roger Köppel (SVP) auch Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz und heutiger Vorsitzender der Werteunion, einer nicht anerkannten Vorfeldorganisation von CDU und CSU.

Warum suchte Papst Franziskus ausgerechnet Orbán auf, jetzt, so kurz vor der CPAC-Konferenz? In der Tat verwundert der Zeitplan, da Franziskus, der „Politiker auf dem Papstthron“, sehr genau seine Schritte abwägt und es demonstrativ vermeidet, rechte Politiker auch nur in Audienz zu empfangen.

Alles nur Zufall, genau jener Zufall, den Franziskus, der „Papst der Gesten“, bewußt auszuschließen versucht? Auf die Frage kann derzeit keine Antwort gegeben werden. Genau das verunsichert das bergoglianische Publikum, weit mehr, als konservative Kirchenkreise skeptisch darüber staunen.

Es war schon bisher das latente Ziel von Franziskus, sich auch von den eigenen Unterstützern nicht ganz „einfangen“ zu lassen. Es entspricht offenbar seinem Charakter, immer durch Unruhe und Verwirrung jeder Vereinnahmung einen Schritt voraus zu sein. Zumindest das scheint ihm mit dem Ungarnbesuch gelungen zu sein.

Quelle: Katholisches.info

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