NEWS: Petrusbruderschaft und alte Messe – ein erfolgreiches Randphänomen?

Auch das Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland kam unlängst nicht umhin, den Erfolg der traditionsverbundenen Petrusbruderschaft (FSSP) zur Kenntnis zu nehmen: stetiges Wachstum, gut gefüllte Priesterseminare, junge Leute. Deren Anfang November veröffentlichte Statistik zeugt davon: Das Durchschnittsalter der 583 Mitglieder, davon 386 Priester 22 Diakone und 179 Seminaristen, beträgt 39 Jahre. Die mit der Petrusbruderschaft verbundene Konfraternität aus katholischen Laien und Priestern wuchs auf 10.515 Mitglieder.

„Mit ihrem Schwerpunkt auf der Alten Messe gelingt der 1988 gegründeten traditionalistischen Gemeinschaft, woran die Volkskirche verzweifelt.“

Eben. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, deklariert die Redakteurin Gabriele Höfling in ihrem Kommentar ein solches Wachstum als „absolutes Randphänomen“. Da kostet es auch absolut nichts, Glückwünsche zu formulieren. Deren „Herzlichkeit“ verursacht allerdings Unbehagen.

Natürlich kann man die Zahlen nicht an der Gesamtzahl aller Katholiken messen. Die Liturgiereformer haben ganze Arbeit geleistet. Über Jahrzehnte schwieg man die überlieferte Liturgie tot oder diskreditierte sie als veraltet und statisch. Wie vielen Jahrgängen von Kommunionkindern hat man die ordentliche Mundkommunion vorenthalten! Wie viele hat man um die überlieferte Liturgie betrogen.! Es ist die missionarische Dimension der überlieferten Liturgie, die man nicht erträgt und die letztlich auch einen Papst Franziskus auf den Plan gerufen hat. Das „Randphänomen“ soll ein solches bleiben. Während Papst Benedikt XVI. die überlieferte Liturgie mit Summorum Pontificum wieder in ihre Rechte eingesetzt hatte, soll Papst Franziskus‘ Motu proprio Traditionis custodes langfristig dafür sorgen, daß die traditionsverbundenen Gläubigen der alten Messe entwöhnt werden. Denn sie sind nicht anschlußfähig an die „andere“, die „moderne“ Kirche und ihr sich verflüssigendes Lehramt.

So ist es auch wenig verwunderlich, daß die Rückmeldungen der Gemeinschaften, die der überlieferten lateinischen Messe verbunden sind, bei der gerade beendeten sog. Bischofssynode eine untergeordnete Rolle spielten und spätestens im Schlußdokument gar nicht mehr erwähnt wurden. Edward Pentin analysierte dieses Schweigen im National Catholic Register.

Es sei in den Beiträgen der Traditionsgemeinschaften insbesondere um den Wunsch nach einer würdigeren Liturgie gegangen, um die Sorge vor Spaltung und die Ausgrenzung und Marginalisierung, der man sich ausgesetzt sieht, resümiert Joseph Shaw (Latin Mass Society of Great Britain). „Sie wurden gewissermaßen eliminiert“, erklärt er gegenüber dem National Catholic Register.

Die Synode habe diese Beiträge ignoriert, obwohl sie wohlüberlegt unterstrichen hätten, daß die überlieferte lateinsche Messe „ eine reiche Quelle von Berufungen, Konversionen und Reversionen“ und ihre Einschränkung „verletzend und grausam“ sei.

Das Schlußdokument der Synode habe sehr wohl die Krise der Berufungen gesehen, jedoch keine Lösungsansätze in der Förderung der überlieferten Liturgie gesucht. Man weigert sich eben beharrlich, das katholische Potential zu nutzen, das in der Tradition steckt, die nicht nur bei der FSSP, sondern auch in anderen Gemeinschaften weltweit lebendig wächst und gerade auch Massen junger Menschen anzieht, was sich alljährlich u.a. bei der Wallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres in überwältigender Weise zeigt.

Dessen ungeachtet marginalisiert auch Gabriele Höfling die Gläubigen der Tradition als „Anhänger bestimmter Positionen“, mit einem bestimmten Blick auf das „Familienbild oder den Lebensschutz“, mit ihrer „Faszination für längst vergangene Zeiten“ und der „Betonung strikter traditionalistischer Werte“. Katholischer Werte, wohlgemerkt.

Legitim sei das, aber „für die breite Basis kein Modell und kein Vorbild“. Es würde „Menschen im großen Stil vergraulen, aber keine neuen anwerben“. Den Beweis bleibt man allerdings schuldig. Man will ihn auch gar nicht antreten. Edward Pentin verweist auf Jean-Pierre Maugendre, Direktor der französischen Laienvereinigung Renaissance Catholique, der im April diesen Jahres eine Internationale Kampagne für die vollständige Freiheit der überlieferten Liturgie gestartet und seine Erklärung auch an das Synodensekretariat geschickt hatte. Nie habe er eine Empfangsbestätigung, geschweige denn eine Antwort erhalten. In seinem Schreiben hatte er den freien Zugang zur überlieferten Liturgie nach dem Römischen Meßbuch von 1962 als ultima ratio in einer Zeit des Glaubensschwundes und Rückgangs der Berufungen bezeichnet. Diese Liturgie spiele eine wichtige Rolle „durch ihre Transzendenz, ihre Schönheit, ihren überzeitlichen Charakter und ihre Lehramtstreue“.

Leider zeigt es sich, daß das so überaus synodale und hörende Rom auch weiterhin ganz bewußt Möglichkeiten zur Belebung des religiösen Lebens und Förderung von Berufungen, zur Stärkung des Glaubens und der Glaubenswiedergabe ignoriert. Man vermeidet, daß Gläubige „die Erfahrung der Tradition“ machen, wie Maugendre es formuliert, indem man der überlieferten Liturgie keine Chance gibt. Oder mit den Worten von Kardinal Hollerich am Ende der Synode gegenüber dem National Catholic Register„Ich kenne Leute, die die Messe im alten Ritus zelebrieren und ich bin mit ihnen befreundet. Ich kann mir vorstellen, daß sie in einer postmodernen Welt davon angezogen werden. Ich verurteile das nicht.“ Der Katholizismus der Tradition sei kein Diskussionsthema gewesen. Man sei „nicht gegen sie und nicht für sie gewesen“. Vermutlich sollten wir darüber im Schatten von Traditionis Custodes auch noch froh sein.

Hierzulande müssen wir uns also weiter auf die von Frau Höfling beschworene „breite Basis“ stützen und zuschauen, wie in „10.000 deutschen Gemeinden unzählige junge Leute als Ministranten dienen“, von denen viele aber außerhalb ihres Dienstes oft kaum noch die Sonntagsmesse besuchen. Die „breite Basis“ ist hier ganz offensichtlich das falsche Vorbild. Und nicht nur hier. Wir müssen sog. katholische Frauenverbände ertragen, die als synodale Geisterfahrer das Frauenpriestertum reklamieren und in manchen Diözesen schon den Predigtdienst okkupieren und sich nicht scheuen, als pseudoliturgisch gekleidete „Albinos“ den Altarraum unsicher zu machen, und wir müssen ideologisierten Jugendverbänden zusehen, die in schillernden Farben herumvagabundieren.

In der Tat: „Vermehrte Eucharistiefeiern auf Latein und die Betonung strikter traditionalistischer Werte sind da schwer vorstellbar.“ Priesterberufungen auch nicht. Und für die breite Basis, „die sich an den Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils orientiert“, ist es schon lange keine Sünde mehr, ihrer Sonntagspflicht nicht nachzukommen. Die katholischen Werte werden weiter verdunsten. Die Kirchenbänke werden sich weiter leeren.

Da ist es nur noch bizarr, wenn sich das eingangs erwähnte Nachrichtenportal am 9. November in einem Gedankenexperiment der kontrafaktischen Kirchengeschichte widmet und titelt: Die Kirche als „alte Oma: Eine Welt ohne Zweites Vatikanum. Damals sei man wegen des Rituals in den Gottesdienst gegangen, wird der Jesuit Andreas Batlogg zitiert, und nicht, weil man daraus etwas mitgenommen hätte. Die Messe ohne Konzil wäre heute ein „unverständliches Herumgemurmel, bei dem zwischendurch gebimmelt wird, was auf die Jugend heute wie eine Staatsoper wirken“ würde. Die Kirche wäre eine „alte Oma“, die vom Weltgeschehen nichts mehr mitbekommt.

Und für der Mainzer Dogmatiker Oliver Wintzek leben Traditionalisten in einer „Scheinwelt (…), um die Herausforderungen einer multioptionalen Gesellschaft auszublenden“.

Hier erübrigt sich endgültig jeder Kommentar.

Freuen wir uns stattdessen von ganzem Herzen über florierende junge Ränder, die papsttreu in voller Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche stehen und vorbildhaft katholisch sind. Herzlichen Glückwunsch und Gottes reichen Segen!

Quelle: katholisches.info

Kommentare sind geschlossen.