Mit seiner Aussage, die Bewegung der Weltsynode müsse dezentral umgesetzt werden, trifft Bischof Felix Gmür einen Nerv. Denn die Frage, wie Synodalität konkret gelebt werden kann, entscheidet über die Glaubwürdigkeit dieses weltkirchlichen Prozesses. Der Synodale Weg darf nicht in Rom enden – er muss in den Diözesen, Pfarreien und kirchlichen Gemeinschaften beginnen und gelebt werden.

Die Kirche steht heute an einem Wendepunkt: Viele Gläubige sehnen sich nach mehr Mitverantwortung, nach echter Teilhabe und nach einer Kirche, die nicht von oben herab spricht, sondern gemeinsam auf den Heiligen Geist hört. Die Weltsynode bietet hier eine historische Chance – doch nur dann, wenn sie nicht zentralistisch organisiert wird, sondern die Vielfalt der Ortskirchen ernst nimmt.

Dezentrale Umsetzung bedeutet nicht Unordnung oder Beliebigkeit, sondern das Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist überall wirkt – auch am Rand, auch in kleinen Gemeinschaften, auch im Alltag der Gläubigen. Es bedeutet, dass jede Diözese, jede Pfarrei, jeder Verband und jede geistliche Bewegung Verantwortung übernimmt, den synodalen Geist aufzunehmen und weiterzutragen.

Gerade in einer Kirche, die weltumspannend ist, braucht es den Mut, lokale Erfahrungen und Stimmen zuzulassen. Was etwa die Jugend in Europa beschäftigt, unterscheidet sich von den Herausforderungen in Südamerika oder Afrika. Eine dezentrale Umsetzung trägt dem Rechnung und macht Synodalität erfahrbar – nicht als Einheitslösung, sondern als lebendigen Ausdruck der katholischen (allumfassenden) Gemeinschaft.

Doch diese Dezentralität verlangt auch Reife: geistliche Tiefe, Treue zum Evangelium und den Mut zur echten Unterscheidung. Es braucht theologische Klarheit und pastorale Kreativität, damit der synodale Prozess nicht in Aktivismus erstarrt, sondern geistlich fruchtet. Hier sind Bischöfe, Laien, Ordensleute und junge Menschen gleichermaßen gefragt.

Bischof Gmür erinnert uns mit seiner Aussage daran, dass die Kirche kein Verwaltungsapparat, sondern ein pilgerndes Volk ist. Die Synode ist kein Event, sondern ein geistlicher Weg. Und dieser Weg führt uns nicht nur nach Rom, sondern mitten in unsere Gemeinden – dahin, wo Glauben gelebt, geteilt und neu entfacht wird.

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