Der Ritus der Sargschließung (lat. Clausura feretri) ist ein bewegender Teil der katholischen Begräbnisliturgie, der meist am Ende der Totenmesse oder der Aussegnung stattfindet, kurz bevor der Sarg endgültig geschlossen und zur letzten Ruhe getragen wird. Er hat eine tiefe symbolische und theologische Bedeutung.

Hier ist eine strukturierte Beschreibung:


🔹 Liturgischer Ablauf (traditionelle Form):

  1. Gebete am offenen Sarg
    Der Priester spricht Gebete für die Seele des Verstorbenen. Oft wird dabei das „Non intres in iudicium cum servo tuo, Domine…“ („Tritt nicht ins Gericht mit deinem Knecht, o Herr…“) gebetet – eine Anrufung göttlicher Barmherzigkeit.
  2. Besprengung mit Weihwasser
    Der Verstorbene wird ein letztes Mal mit geweihtem Wasser besprengt – ein Erinnerungszeichen an die Taufe.
  3. Beweihräucherung
    Der Priester beweihräuchert den Leichnam als Zeichen der Ehrfurcht und Hoffnung auf das ewige Leben.
  4. Schliessung des Sarges
    Dieser Moment erfolgt meist still oder mit leiser Musik bzw. Gebet im Hintergrund. Symbolisch steht er für das endgültige Abschiednehmen vom irdischen Leben.
  5. „In paradisum“
    Häufig wird das Gesangsstück „In paradisum deducant te angeli“ (dt. „Zum Paradies mögen dich Engel geleiten…“) intoniert – entweder vom Chor, einem Kantor oder auch als stilles Gebet.

Das Bedecken des Gesichts des Verstorbenen beim Ritus der Sargschliessung hat eine tiefe symbolische und pietätvolle Bedeutung – sowohl menschlich als auch theologisch:


🔹 1. Zeichen des endgültigen Abschieds

Das Gesicht ist das persönlichste Erkennungsmerkmal eines Menschen. Es zu bedecken, bedeutet:

„Wir sehen dich nicht mehr mit irdischen Augen – du bist jetzt in Gottes Händen.“
Es ist ein letzter, stiller Akt der Loslösung.


🔹 2. Anerkennung der Würde und Intimität

Die Bedeckung bewahrt die Würde des Verstorbenen. Der Tod entblösst den Menschen in seiner Schwäche – das Tuch wahrt seine Intimität, gerade wenn der Leichnam verändert aussieht.


🔹 3. Hinweis auf das neue Leben

In der Taufe wird symbolisch „der alte Mensch abgelegt“. Beim Tod wird der irdische Leib nun ganz abgelegt –
das Tuch kann als Hinweis auf das Warten auf die Verklärung beim Jüngsten Tag verstanden werden:

„Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, ist unverweslich“ (1 Kor 15,42).


🔹 4. Traditionelle Form

In alten Klöstern und auch im tridentinischen Ritus war es üblich, das Gesicht mit einem weissen Leinentuch zu bedecken – oft ein geweihtes Tuch, manchmal mit einem Kreuz darauf.
Das entsprach der Ehrfurcht vor dem „Abbild Gottes“, das nun der Ewigkeit entgegengeht.

🔹 Theologische Bedeutung:

  • Endgültigkeit des Todes: Die Schliessung des Sarges markiert das letzte Mal, dass der Verstorbene in dieser Welt sichtbar ist – eine ernste Konfrontation mit der Endlichkeit.
  • Hoffnung auf die Auferstehung: Die begleitenden Riten erinnern daran, dass das Leben mit dem Tod nicht endet, sondern dass Christen auf die Auferstehung hoffen.
  • Würdigung der Taufgnade: Weihwasser und Weihrauch zeigen, dass der Verstorbene als Getaufter Glied am Leib Christi ist – auch im Tod.

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