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Unbeflecktes Herz Mariens

Gedenktag Unbeflecktes Herz Mariä

I. VEREHRUNG

Wie in der Verehrung Jesu ist auch gegenüber Maria als besonderer Gegenstand und Titel das Herz zu hoher Bedeutung gelangt. Es steht, wie auch sonst im menschlichen Verständnis, für das Innerste der Person als Quellgrund ihrer Gesinnungen und ihrer Handlungen, vor allem für Liebe, Erbarmen und die Kraft der Hingabe.

Das Herz Mariä und seine Verehrung beinhalten keine neuen Lehren über Maria, sie verleihen den vielfältigen marian. Einzelzügen eine integrierende Einheit, eine imaginative Vorstellung und emotionale Färbung. Schon die Hl. Schrift beider Testamente sieht als entscheidendes Organ der Gottesbeziehung das Herz des Menschen an. Das wird in der Geschichte der Lehre und Frömmigkeit auf Maria angewandt. So beginnt schon das NT damit, dem Herzen Marias besondere Beachtung zu schenken. Alles, was Jesus betraf, bewahrte und überdachte sie in ihrem Herzen (Lk 2, 19. 51). Ein früher Zeuge, das Herz Marias zu preisen, ist Augustinus: Maria empfing glücklicher mit ihrem Herzen als ihrem Leibe (Felicius gestavit corde quam carne. CSEL 41, 237, 18 — 19).

Ein Bahnbrecher förmlicher Herz-Mariä-Verehrung ist erst nach der Jahrtausendwende der Benediktiner Eckbert v. Schönau (1120 — 1184). Franziskaner und bes. Dominikaner gaben die Herz-Mariä-Verehrung als Theologen, Prediger, Beichtväter an Frauenklöster weiter: Mechthild v. Hackeborn (1241 — 1288), Mechthild v. Magdeburg (Helfta, ca. 1208 – 83) und Gertrud die Große (1252 — 1302). Neuen Impuls erhält diese Strömung durch Jean Eudes (1601 — 1680), der diesem Titel die erste förmliche theol. Darstellung (Le coeur admirable de la Tres Sacree Mere de Dieu) widmete und 1648 die erste (örtlich noch begrenzte) liturg. Festfeier mit Eigenmesse und Eigenoffizium errichtete, ehe diese Feier 1805 und 1855, endgültig 1944, auf die ganze Kirche ausgedehnt wurde. Er hat dabei die Herzen Jesu und Mariä in inniger wechselseitiger Einheit gesehen und auch das erste liturg. Herz-Jesu-Fest angeregt (1672), so daß er Vater, Lehrer und Apostel der Verehrung der Herzen Jesu und Mariae (Pius X.) ist.

Die Verkündigung der UE 1854 ließ die feste Formel unbeflecktes Herz Mariae entstehen, die Erscheinung der Gottesmutter in Fátima (1917) und ihr Wunsch nach einer (dann am 31. 10. 1942 von Pius XII. vollzogenen) Weltweihe an ihr unbeflecktes Herz führten 1944 zu dem allgemeinen liturg. Fest und dem Sieg der Herz-Mariä-Verehrung.

II. REL. GEMEINSCHAFTEN

Die rel. Gruppen mit betonter Herz-Mariä-Verehrung werden so zahlreich, dass sie den Rahmen des Lexikons sprengen. Die rel. Gruppen, die überhaupt Herz im Titel führen, belaufen sich auf 449. Nach dem Herzen Jesu nennen sich 284 Gemeinschaften, davon 244 weibliche und 40 männliche; das Herz Mariä im Titel führen 111, davon 103 weibliche, 8 männliche; nach dem Herzen Jesu und dem Herzen Marias zugleich nennen sich 54 Gemeinschaften: 44 weibliche und 10 männliche.

Von den Gemeinschaften, die das Herz Mariä allein oder beide Herzen im Titel führen, seien folgende ausgewählt:

1. Claretiner

2. Eudisten

3. Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Maria (Picpusgesellschaft; in Deutschland Arnsteiner Patres). Amtl. Titel: Congregatio Sacrorum Cordium Jesu et Mariae necnon adorationis perperuae SS. Sacramenti Altaris (CSSCC). 1800 in Poitiers gegründet von M. J. Coudrin und == H. Aymer de la Chevalerie, zählt (1987) der männliche Zweig ca. 1330, der weibliche ca. 1035 Mitglieder, die in 40 Ländern arbeiten.

Diese Gemeinschaften und ihre Marienfrömmigkeit bedingen sich wechselseitig. Ihr Ursprungsimpuls ist die christl. Glaubensreaktion auf die als destruktiv erfahrene Auswirkung der Franz. Revolution, bes. auf den in ihr erfolgenden epochalen geistig-rel. Umbruch. Dem aufklärerischen Versuch, den Glauben an den Gott der Offenbarung in die Vorstellung eines höchsten Wesens und die christl. Nächstenliebe in pure Philanthropie umzumünzen, setzen die Gründer betont die Herzliebe zwischen Gott und Mensch entgegen. Darin sehen sie das unterscheidend Christliche, und seine Wiederherstellung wird zum bestimmenden Motiv ihres Werkes. Seine marian. Note aber empfängt dieses Grundmotiv aus der von M. M. Alacoque und Grignion v. Montfort mitgeprägten franz. Spiritualität, näherhin aus dem Zentralbegriff der erlösenden Menschwerdung (incarnatio redemptrix).

Die im Terror der,Franz. Revolution tausendfältig erfahrene hilfreich rettende Liebe Jesu und Marias wird für die Stifter zum entscheidenden Exodus- und Jahweerlebnis. In ihr entdecken sie die Urform der erstrebten Wiedergutmachung. Im Mit- und Füreinander Jesu und Marias ereignet sich — von der Menschwerdung bis unter das Kreuz — auf die Welt zu und in ihr jene Liebe, die in Gott selbst sein dreieiniges Mysterium ist.

Diese theol. vorerst noch kaum reflektierte Erfahrung enthält bereits die Einsicht, dass, zusammen mit Jesus, auch Maria in die konkretgeschichtliche Ganzheit der einen unteilbaren Heilsaktion des dreifaltigen Gottes hineingehört: noch bevor Mutter Jesu, ist sie die an Gott und seinen Ratschluss hingegebene Magd, und deshalb dem menschgewordenen Sohn Mutter als Gefährtin beim Gründen der Neuen Schöpfung. — Nur in dieser heilsgeschichtlichen Schau erschließt sich der wahre (nicht einfach additiv-statische, sondern primär relationaldynamische) Sinn der klassisch gewordenen Formel die Heiligsten Herzen. Das verbale Nebeneinander Jesu und Marias leugnet nicht den im Gott-Geschöpf-Verhältnis wurzelnden Unterschied im Wesen Jesu und Marias, hebt im Gegenteil eindrucksvoll das Wunder der selbst über diesen Abgrund hinweg zwischen ihnen erfolgenden innigsten communio heraus. Die genannte Formel hebt nicht ab auf übernatürliche Organologie, sondern auf das zwischen Gott und des Menschen leibhaftigem Person-Selbst spielende Drama des Heils. Schon das erstmals 1817 formulierte Grundlagendokument bestätigt diese Marienverehrung und hält sie in allen späteren Fassungen durch. Die Verehrung der Heiligsten Herzen erstrebt den Einbezug in die Herzensverbundenheit Jesu und Marias. In dieses personale Zwischenhinein müssen die Menschen aus Gottesferne und Zerstreuung versammelt werden, womit die Verehrung der Heiligsten Herzen kirchenbildende (ekklesiogenetische) Bedeutung erhält. Die für die Wesensbestimmung der CSSCC zentrale Anbetung des Allerheiligsten Sakraments versteht sich nicht nur als sühnendes Mitleiden mit Jesus, sondern auch als Sühneleistung an das Herz Marias. Unter dem Eindruck der gottverfügten Einheit Jesu und Marias erfahren sich die Mitglieder als Familie, bzw. als Kinder der Heiligsten Herzen. Sie verehren demnach Maria nicht bloß als ihr Vorbild, sondern als jene, die ihre Mutter ist, und zwar deshalb, weil sie nicht nur die Mutter Jesu, sondern auch die Braut Christi ist. Ihren Gelübden kommt der Charakter einer — eidlich bekräftigen — Weihe an die Heiligsten Herzen zu, in deren Dienst der Professe leben und sterben will (Gelübdeformel). Zum ersten Mal in der Ordensgeschichte erscheint diese Weihe auch rechtlich als das eigentliche Fundament einer rel. Gemeinschaft. Sie bestimmt die Gesamtatmosphäre des gemeinschaftlichen Lebens, verleiht den damals üblichen Formen der Marienverehrung ihre spezifische Tönung. Solche Formen sind: das Salve Regina und Sub Tuttm Praesidium; Rosenkranz, Lauretanisehe Litanei; die Feste des Herzens Mariä und der Königin des Friedens (Notre Dame de la Paix) mit Messe und Offizium; der Herz-Mariä-Monat (August) und Herz-Mariä-Samstag. Diese Haltung formuliert sich aber auch direkt aus im Wort, z. B. im eigenen Morgen- und Abendgebet, in Weiheformeln. Die Texte des Zeremoniells sowie der (bis 1964) gebräuchlichen Kleinen Offizien von den Heiligsten Herzen wollen das Bewusstsein der Weihe an die Heiligsten Herzen wachhalten. Diese Absicht verschafft sich mannigfachen Ausdruck: im (ursprünglichen) Titel Eiferer der Liebe der Heiligsten Herzen; in der Gestaltung des Ordenskleides, des offiziellen Siegels der Gemeinschaft und ihrer Ikonographie; schließlich in ihrer organisatorisch-rechtlichen Struktur, wonach männlicher und weiblicher Zweig zusammen die CSSCC bilden.

Dieser Spiritualität entsprechen die äußeren Aufgaben: die Missionierung Ozeaniens {seit 1826), in der sich Damian de Veuster (1840 — 1889) besonders auszeichnete; ferner Erziehung der Jugend, vornehmlich der ärmeren Schichten, Priesterausbildung und Volksmissionen, wobei die Verehrung der Heiligsten Herzen und die Wiedergutmachung besondere Themen sind.

Um ihr Apostolat wirksamer zu gestalten, sprachen bereits die Gründer Laien um Mitarbeit an. Wo immer die CSSCC Fuß fasst, entsteht, gleichsam als Verlängerung ihrer selbst in die Welt, verankert in derselben Regel und zusammen mit ihr approbiert (1817), die Fromme Vereinigung von den Heiligsten Herzen für die Weltleute (im deutschen Sprachgebiet Sühnegemeinschaft von den Heiligsten Herzen), zu deren vornehmlichen Pflichten die tägliche Sühneanbetung gehört. Allein in Lateinamerika zählte sie zeitweise 50.000 Mitglieder.

Die von den Stiftern gelebte und gelehrte Spiritualität theol. zu durchdenken und bewusst zu machen, war dem dritten Generaloberen P. Euthymius Rouchouze (1853 — 1869) vorbehalten. Er zeichnet Maria als zweite Eva, Miterlöserin und Mittlerin aller Gnade, wie er auch die kirchenbildende Kraft der Verehrung der Heiligsten Herzen herausarbeitet.

Aus unserem Jh. verdient Erwähnung das 1907 von P. Mateo Crawley-Boevey CSSCQ ins Leben gerufene Werk der Thronerhebung des Herzens Jesu in den Familien (Zentrum für Deutschland: Kloster Arnstein a. d. Lahn). Um diese zu erreichen, übernahm die CSSCC 1933 die von Leo Gommenginger propagierte Bewegung des Königtums Marias als selbständige Unternehmung, heute geführt als Herz-Mariae-Werk (Weltbund Maria Regina). Diese Werke und die Spiritualität der CSSCC sind seit dem Vaticanum II Gegenstand der Neubesinnung, worin Offenheit für die Herausforderung durch die Zeit und Treue zum Charisma der Gründung einen Ausgleich suchen.

5. Spiritaner, gegründet 1703 von Claude-Francois Poulart des Places für das Apostolat, das sie zuerst vornehmlich in den auswärtigen Missionen ausübten, später auf den Sektor der Erziehung (bes. von Priestern) und soziale Unternehmen ausdehnten; geschwächt durch die Wirren der Franz. Revolution, erlebten sie eine neue Blüte durch François Libermann, der 1848 seine (1841 gegründete und 50 Mitglieder zählende) Gemeinschaft vom Heiligsten Herzen Mariens samt ihrer marian. Spiritualität in ihre Gruppe einbrachte und ihr elfter Generaloberer wurde. Ihr Name hieß nun erweitert Kongregation vom Hl. Geist unter dem Schutz des unbefleckten Herzens der seligsten Jungfrau Maria. Die Spiritaner unterhalten heute (1989) 890 Niederlassungen mit 3577 Mitgliedern; 2778 davon sind Priester.

9. Herz-Mariä-Sühnesamstag. Am ersten Samstag eines jeden Monats besteht gemäß der Botschaft von Fátima die Gewohnheit, durch den Empfang der hl. Kommunion, durch Rosenkranz, Betrachtung und andere Gebete, wie auch durch freiwillige Entsagungen dem Herzen Mariä für die erlittenen Beleidigungen Sühne zu leisten und Trost zu schenken. Besondere Gnaden für die Todesstunde sind denen versprochen, die solche Samstage in fünf aufeinander folgenden Monaten begehen und dazu jedesmal das Sakrament der Buße empfangen.

III. DOGMATIK

Ausgangspunkt für die Theol. des H.s Mariä waren bibl. Texte (Lk 2, 19; 2, 35; 2, 51; auf Maria bezogen wurde auch Mt 11, 29 [Ambrosius] oder Hld 5, 2). Über die Bewegung des H.s Mariä bei der Verkündigung handeln schon die Sibyllinischen Orakel (2. Jh.; VIII, vers. 462 – 468; GCS 8, 171 – 172). Der Ausdruck H. Mariä verbreitete sich seit Eadmer († um 1124) in der Theol.; die Mystik des 12. und 13. Jh.s entfaltete die entsprechende Andacht zunächst vorwiegend im klösterlichen Bereich. Unmittelbarer Gegenstand der Verehrung ist das leibliche H. Mariä, jedoch verstanden als Inbegriff ihrer Heiligkeit und vollkommenen Liebe zu Gott, ihrer mütterlichen Fürsorge für die Menschen und ihrer königlichen Stellung im Reich Gottes (Dekret vom 17. 9. 1857). Die Verehrung umfasst die unbefleckte Reinheit, Jungfräulichkeit, demütige Schlichtheit, schmerzhafte Liebe, mütterliche Barmherzigkeit (J.V. Bainvel); sie bezieht sich auf das H. als Quelle des Lebens, als Trost, Zuflucht — letztlich auf die ganze Person (vgl. Thomas, S. th. III q 25 a 1), die engstens mit der Person Christi verbunden ist, und bedeutet somit keinen isolierten Selbstzweck (I q 25 a 6 ad 4). J. Eudes sprach sogar meist im Singular vom Herzen Jesu und Mariä. Die Gemeinschaft und geistliche Mutterschaft den Menschen gegenüber kennzeichnet die Verehrung des H.s Mariä als spezifisch verschieden (Hyperdulie) von der allgemeinen Heiligenverehrung (Dulie), und zugleich als unterschieden, abhängig und innigst vereint mit der Herz Jesu-Verehrung. Die Verehrung des H.s Mariä lässt sich aber nicht völlig von anderen Formen der Marienverehrung trennen.

Hinweise und theol. Vorbereitungen der Verehrung des H.s Mariä finden sich in den Hoheliedkommentaren der Patristik und des Mittelalters, die auf eine besonders innige Liebe zwischen Christus und Maria verweisen (Hld 4, 9; 8, 6; auch Kommentare zu Spr 23, 26), in der kirchl. Liturgie und in der Spiritualität einzelner einflussreicher Heiliger des MA. Hermann Joseph v. Steinfeld († 1225) erhielt seinen Namen wegen seiner Rede von der Vermählung mit Maria. Papst Innozenz III. deutete Lk 10, 38 (Intravit Jesus in quoddam castellum) und Lk 2, 51 (Observavit omnia verba haec conferens in corde suo; vgl. Lk 2, 19) auf das H. Mariä (Sermo 27 et 28 in assumpt.; PL 217, 577 und 583f.) und zog die Analogie der Sonne (Hld 6, 9: electa ut sol) auch im Sinne der Herzenswärme Mariä heran. Nach Richard v. St. Laurentius kann das H. Mariä Tabernakel und Ruheort der Trinität genannt werden (De laudibus BMV, 10, 11).

In Weiterführung von privaten Frömmigkeitsformen bei Mechthild v. Hackeborn (Revelationes p. l c. 39; Paris 1878, 149 f.), Gertrud v. Helfta, Birgitta v. Schweden, Marie de l’Incarnation und Franz v. Sales verbreitete vor allem J. Eudes (1601 — 1680) die öffentliche Verehrung des H.s Mariä. Gegen viele Widerstände führte er 1643 das Fest des H.s Mariä in seiner Kongregation ein, feierte es mit Messe und Offizium im Seminar von Caen (1647) und in der Kathedrale von Autun (1648). Fest und Offizium wurden am 2. 6. 1668 vom Apost. Legaten genehmigt; am 8. 6. 1669 erfolgte ein Widerruf der Ritenkongregation. Die theol. Begründungen waren noch unzureichend, und man musste Angriffen des Jansenismus begegnen. 1670 gab J. Eudes der Verehrung des H.s Mariä eine revidierte Form, die bis 1672 von fast allen franz. Diözesen übernommen wurde. 1674 erteilte Clemens X. Sondererlaubnisse für die Bruderschaften. Ab 1672 setzte sich das Fest in Frankreich durch. Seit 1729 verwandte man mit J. de Galliffet SJ den Titel: Unbeflecktes H. Mariä; Versuche zur allgemeinen Einführung eines Doppelfestes zu Ehren der Herzen Jesu und Mariä wurden aber noch abgewiesen. Mit der ersten Approbation des Herz-Jesu-Kultes 1765 entfielen die Schwierigkeiten; das Fest breitete sich rasch in immer mehr Diözesen aus. Am 31. 8. 1805 wurde die offizielle liturg. Verehrung des H.s Mariä von der Ritenkongregation allgemein gestattet, mit Messe und Offizium vom Fest Maria Schnee. Am 21. 7. 1851 erhielt der neu geordnete öffentliche Kult des reinsten H.s Mariä seine volle und endgültige Bestätigung, eng verbunden mit der Herz-Jesu-Verehrung. Das Offizium wurde am 17. 9. 1857 von der Ritenkongregation approbiert. Am 4. 5. 1944 wurde ein allgemeines Fest des Unbefleckten Herzens Mariens am 22. August mit neuem Formular angeordnet.

J. M. Bover führt über 400 Zeugnisse an, in denen das Wort Herz speziell auf Maria bezogen ist. Künstlerische Darstellungen sind aus dem 16. Jh. bekannt, die erste Krönung eines Bildes erfolgte 1841. Die erste Bruderschaft wurde schon 1640 in Neapel von V. Guinigi gegründet. Abbé Les Genette gründete 1836 in Paris die Erzbruderschaft vom Hlst. und Unbefleckten H. Marias.

Mit dem Fest hängt auch die Entfaltung der Marienweihe zusammen, für die es Vorstufen schon im 6./7. Jh. (Königsdienst) und zu Beginn des MA (Minnedienst) gibt. Viele Bistümer und Länder wurden dem H. Mariä geweiht. Anlässlich der Gottesmuttererscheinungen vor der hl. Katharina Labouré (1830) verbreiteten sich die Wünsche nach einer Weihehingabe; der Erzbischof von Bourges warb dafür auf dem Vaticanum I. 1891 gab es neue Bewegungen in Mailand und Turin; 1910 eine Initiative durch Kardinal Deschamps; 1906 übersandte die Erzbruderschaft ND du Victoire über 700.000 Unterschriften nach Rom; 1907 folgten Petitionen der Montfortaner, 1914 in Lourdes. Papst Pius XII. vollzog am 31. 10. 1941 die Weltweihe an das Unbefleckte H. Mariä (OR 9./10. 10. 1941) und erneuerte sie anlässlich des Fátimajubiläums am 31. 10. 1942 (und am 8. 12. 1942) für die Kirche und die ganze Menschheit. Zahlreiche Orden und Genossenschaften sind nach dem H. Mariä benannt. Theologen wie J. Galot SJ oder J. Solano SJ haben die gesamte Mariol. von der Theol. des Herzens her konzipiert.

ZOOM-Spezialsendung zur Weihe an das unbefleckte Herz Mariens

ALLES ZUM THEMA WEIHE AN DAS UNBEFLECKTE HERZ MARIENS

AKT DER WEIHE AN DAS UNBEFLECKTE HERZ MARIENS

O Maria, Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, wir kommen zu dir in dieser Stunde der Bedrängnis. Du bist Mutter, du liebst uns und du kennst uns. Dir ist nicht verborgen, was uns im Herzen bewegt. Mutter der Barmherzigkeit, wie oft haben wir deine zärtliche Fürsorge erfahren, deine friedenbringende Gegenwart, denn du geleitest uns immer zu Jesus, dem Fürsten des Friedens.

Wir aber sind vom Weg des Friedens abgekommen. Wir haben die Lehren aus den Tragödien des letzten Jahrhunderts und das Opfer der Millionen in den Weltkriegen Gefallenen vergessen. Wir haben die Verpflichtungen, die wir als Gemeinschaft der Nationen eingegangen sind, nicht erfüllt, und wir verraten die Träume der Völker vom Frieden und die Hoffnungen der jungen Menschen. Wir sind an Gier erkrankt, wir haben uns in nationalistischen Interessen verschlossen, wir haben zugelassen, dass Gleichgültigkeit und Egoismus uns lähmen. Wir haben Gott nicht beachtet, wir haben es vorgezogen, mit unseren Lügen zu leben, Aggressionen zu nähren, Leben zu unterdrücken und Waffen zu horten. Dabei haben wir vergessen, dass wir die Hüter unserer Nächsten und unseres gemeinsamen Hauses sind. Mit Kriegen haben wir den Garten der Erde verwüstet, mit unseren Sünden haben wir das Herz unseres Vaters verletzt, der will, dass wir Brüder und Schwestern sind. Wir sind allen und allem gegenüber gleichgültig geworden, außer uns selbst. Und schamerfüllt sagen wir: Vergib uns, Herr!

Im Elend der Sünde, in unserer Erschöpfung und Hinfälligkeit, in der geheimnisvollen Ungerechtigkeit des Bösen und des Krieges erinnerst du, heilige Mutter, uns daran, dass Gott uns nicht verlässt, sondern stets mit Liebe auf uns schaut, mit dem Wunsch, uns zu vergeben und uns aufzurichten. Er selbst hat dich uns geschenkt und der Kirche und der ganzen Menschheit in deinem Unbefleckten Herzen eine Zuflucht geschaffen. Aufgrund der Liebe Gottes bist du bei uns und auch durch die schwierigsten Momente der Geschichte geleitest du uns voll Zärtlichkeit.

So kommen wir zu dir und klopfen an die Tür deines Herzens, wir, deine geliebten Kinder, die du zu allen Zeiten unermüdlich aufsuchst und zur Umkehr einlädst. Komm in dieser dunklen Stunde zu uns, um uns beizustehen und uns zu trösten. Sag uns immer wieder neu: „Bin ich denn nicht da, ich, die ich deine Mutter bin?“ Du kannst die Verstrickungen unseres Herzens und die Knoten unserer Zeit lösen. Wir setzen unser Vertrauen in dich. Wir sind gewiss, dass du, besonders in Zeiten der Prüfung, unser Flehen nicht verschmähst und uns zu Hilfe kommst.

So hast du dich auch in Kana in Galiläa verhalten, als du erwirkt hast, dass Jesus eingriff, noch ehe seine Stunde gekommen war. So hast du der Welt sein erstes Zeichen vermittelt. Als sich die Festesfreude in Trübsal verwandelt hatte, sagtest du zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr“ (Joh 2,3). Verwende dich erneut für uns, o Mutter, denn heute ist uns der Wein der Hoffnung ausgegangen, die Freude ist geschwunden, die Geschwisterlichkeit verwässert. Wir haben die Menschlichkeit verloren, wir haben den Frieden verspielt. Wir sind zu aller Gewalt und Zerstörung fähig geworden. Wir bedürfen dringend deines mütterlichen Eingreifens.

Nimm an, o Mutter, unser Gebet.

Du Stern des Meeres, lass uns im Sturm des Krieges nicht untergehen.

Du Arche des Neuen Bundes, zeige uns Möglichkeiten und Wege der Versöhnung.

Führe, „du Irdische im Himmel“, die Welt wieder zu göttlicher Eintracht.

Beende den Hass, besänftige die Rachsucht, lehre uns Vergebung.

Befreie uns von Krieg, bewahre die Welt angesichts der nuklearen Bedrohung.

Du Königin vom Rosenkranz, erwecke in uns wieder das Bedürfnis zu beten und zu lieben.

Du Königin der Menschheitsfamilie, zeige den Völkern den Weg der Geschwisterlichkeit.

Du Königin des Friedens, erbitte der Welt den Frieden.

Deine Traurigkeit, o Mutter, erweiche unsere verhärteten Herzen. Die Tränen, die du für uns vergossen hast, mögen dieses Tal wieder aufblühen lassen, das unser Hass verdorren ließ. Lass uns, bei allem Lärm der Waffen, durch dein Gebet zum Frieden finden. Liebkose mit deinen mütterlichen Händen alle, die leiden und vor den Bomben fliehen. Lass alle, die ihr Zuhause und ihr Land verlassen müssen, in deiner mütterlichen Umarmung Trost finden. Dein betrübtes Herz erwecke in uns Mitgefühl und dränge uns, unsere Türen zu öffnen und uns der verwundeten und verstoßenen Menschen anzunehmen.

Heilige Mutter Gottes, als du unter dem Kreuz gestanden bist, sagte Jesus, als er den Jünger neben dir sah: „Siehe, dein Sohn“ (Joh 19,26). Damit hat er dir einen jeden von uns anvertraut. Dann sagte er zu dem Jünger, und somit zu einem jeden von uns: „Siehe, deine Mutter“ (V. 27). Mutter, wir wollen dich heute in unser Leben und in unsere Geschichte bereitwillig aufnehmen. Die erschöpfte und verstörte Menschheit steht in dieser Stunde mit dir unter dem Kreuz. Und sie verspürt die Notwendigkeit, sich dir anzuvertrauen und sich durch dich Christus zu weihen. Das ukrainische Volk und das russische Volk, die dich liebevoll verehren, kommen zu dir, und dein Herz schlägt für sie und für alle Völker, die unter Krieg, Hunger, Ungerechtigkeit und Armut leiden.

Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, dir vertrauen wir uns an und feierlich weihen wir die Kirche und die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, deinem Unbefleckten Herzen. Nimm diesen unseren Weiheakt an, den wir mit Vertrauen und Liebe vollziehen. Gib, dass der Krieg aufhört und schenke der Welt den Frieden. Durch dein von Herzen kommendes Ja trat der Fürst des Friedens ein in die Geschichte; wir vertrauen darauf, dass der Friede auch jetzt wieder über dein Herz zu uns kommt. Dir also weihen wir die Zukunft der ganzen Menschheitsfamilie, die Nöte und Erwartungen der Völker, die Ängste und Hoffnungen der Welt.

Die göttliche Barmherzigkeit ergieße sich durch dich über die Erde und der liebliche Herzschlag des Friedens bestimme wieder unsere Tage. Frau des Ja, auf die der Heilige Geist herabkam, lass uns miteinander wieder in die Harmonie Gottes finden. Stille den Durst unserer Herzen, du „strömender Quell der der Hoffnung“. Du hast das Menschsein in Jesus eingewoben, so mach auch uns zu Handwerkern der Gemeinschaft. Du bist auf unseren Wegen gewandelt, geleite uns auf den Pfaden des Friedens. Amen.

Lieber Bruder,

fast ein Monat ist nun vergangen seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, der immer mehr Leid über die gepeinigte Bevölkerung bringt und auch den Weltfrieden bedroht. In dieser dunklen Stunde ist die Kirche dringend aufgerufen, beim Fürsten des Friedens Fürsprache einzulegen und denjenigen beizustehen, die die Folgen des Konflikts an ihrem eigenen Leib zu spüren bekommen. In diesem Sinne bin ich allen dankbar, die meinen Aufrufen zum Gebet, zum Fasten und zu Werken der Nächstenliebe großherzig nachgekommen sind.

Nun möchte ich, auch aufgrund zahlreicher Bitten aus dem Volk Gottes, der Gottesmutter in besonderer Weise die Nationen anvertrauen, die sich im Konflikt befinden. Wie ich gestern nach dem Angelus sagte, beabsichtige ich, am 25. März, dem Hochfest der Verkündigung des Herrn, in einem feierlichen Akt die Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen. Da es gut ist, sich darauf vorzubereiten und durch Gottes Vergebung innerlich erneuert um den Frieden zu bitten, wird dies im Rahmen einer Bußfeier geschehen, die um 17:00 Uhr Ortszeit im Petersdom stattfindet. Der Weiheakt ist für etwa 18:30 Uhr vorgesehen.

Dies soll ein Akt der Weltkirche sein, die in diesem dramatischen Augenblick durch die Mutter Jesu, die auch unsere Mutter ist, den Schmerzensschrei aller, die leiden und ein Ende der Gewalt herbeisehnen, vor Gott trägt. Zugleich vertraut sie die Zukunft der Menschheit der Königin des Friedens an. Ich lade Sie also ein, sich diesem Weiheakt anzuschließen und für Freitag, den 25. März, die Priester, die Ordensleute und die übrigen Gläubigen zum gemeinsamen Gebet in die Kirchen einzuladen, damit sich das heilige Volk Gottes einmütig und innig im Gebet an die Muttergottes wenden kann. Dazu sende ich Ihnen den Text des vorgesehenen Weihegebets, damit es an diesem Tag in brüderlicher Verbundenheit gebetet werden kann.

Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft und Ihr Mitwirken. Von Herzen segne ich Sie und die Ihrer Hirtensorge anvertrauten Gläubigen. Möge Jesus euch beschützen und die heilige Jungfrau über euch wachen. Betet für mich.

In brüderlicher Verbundenheit,

Sankt Johannes im Lateran, den 21. März 2022

FRANZISKUS

Quelle: Vatican News, kathpedia, br.de