Tag Archiv für christus statt kriegsrethorik

Mittwochskolumne vom 04.05.2022

Christus statt Kriegsrhetorik

Bern (novaradio.ch): Wir alle sind geschockt über den Krieg, der in der Ukraine tobt. Kriege gehören leider seit den Anfängen der Menschheit zu einer ständigen Bedrohung der Zivilisation. Auch wenn der Krieg nun sehr nahe ist, dürfen wir nicht vergessen, wie viele Kriege nur schon in den letzten Jahrzehnten Hunderttausende Menschenleben gefordert haben. Afghanistan, Irak, Lybien, Syrien, Jemen, etc. etc. Wenn etwas in weiter Ferne ist, nehmen wir es anders war, was eine normale menschliche Eigenschaft ist. Aber als Christen müssen wir mit allen Menschen mitfühlen, mit den Fernen wie den Nahen. Als Christen dürfen wir auch keine Kriegsrhetorik verwenden, die den Hass zwischen den Menschen nur noch anstachelt. Ich bin schockiert, wie viele Menschen in der Schweiz, vor allem auch in den Medien, keine versöhnlichen Worte anstimmen, sondern im Gegenteil zu mehr Hass aufrufen. Gerade auch die Kirchen in der Schweiz versagen sehr, da sie es verpassen, richtige Zeichen zu setzen. Von den Kirchen in der Schweiz, der katholischen wie der reformierten, müssten mehr Signale des Friedens gesendet werden. Sehr stolz bin ich auf das Handeln des Heiligen Vaters. Es war eine richtige Entscheidung, zwei Frauen, von denen eine die russische und die andere die ukrainische Staatsbürgerschaft hat, das Kreuz am Karfreitag im Kolosseum tragen zu lassen. Als Menschen und Christen verbindet uns das Leid genauso wie die Hoffnung, dass Gott uns vom Leid erlösen wird. Das, was uns in Christus verbindet, ist grösser und viel wichtiger als unsere Nationalität. Es ist der grosse Verdienst von Papst Franziskus, immer wieder darauf aufmerksam zu machen. Christus ist weder Russe noch Ukrainer, er ist kein Schweizer noch Italiener, Christus ist der Herr und Bruder aller Menschen.

Es wäre schön, wenn es in diesem Geist wieder vermehrt zu einer christlichen Friedensbewegung käme. In den Medien ist nur die Rede von Nationalität, von Rache und Hass. Als Christen müssen wir zeigen, dass wir dagegen nur in Kategorien von Friede und Liebe denken. Der Friede auf der Erde wird dann dauerhaft sein, wenn wir Gott und nicht uns selbst ins Zentrum stellen. Die Slava (in slawischen Sprache bedeutet dies Ruhm oder Ehre) sei weder der Ukraine noch Russland oder sonst einem Land auf dieser Erde, sondern dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wer Christus liebt, kann nicht seinen Mitbruder und seine Mitschwester hassen. Seien wir Menschen der Liebe und des Friedens.