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Mittwochskolumne: Den Glauben weitergeben

Bern (novaradio.ch):Viele Christen beklagen sich, dass in der Gesellschaft das Wissen rund um das Christentum zurückgegangen ist. Es ist tatsächlich so, dass heute immer weniger Menschen Bibelstellen kennen und viele auch nicht wissen, weshalb die Kirche Christi Himmelfahrt, Pfingsten oder andere Hochfeste feiert. Nicht einmal ein katholischer Religionsunterricht garantiert oft ein fundiertes Wissen über das Christentum, da die Katechetinnen und Katecheten oft ihre Aufgabe nicht wahrnehmen, den Kindern und Jugendlichen den Glauben zu vermitteln, sondern mit den Schülerinnen und Schülern spielen und malen. Meistens kann man nicht einmal den Katecheten die Schuld an diesem Umstand geben, sondern ihrer Ausbildung, die nicht darauf ausgerichtet ist, Wissen zu vermitteln. Es ist traurig, dass im Bistum Basel die Katechese so einen geringen Stellenwert hat und das Bistum die Katechese nicht so organisiert, damit die Kinder und Jugendlichen mit dem Glauben vertraut werden. Da ich persönlich nicht glaube, dass sich an dieser Situation in den nächsten Jahren etwas ändern wird, ist es an uns Laien, dafür zu sorgen, dass der Glaube adäquat weitergegeben wird. Als Eltern, Verwandte und Freunde sind wir aufgerufen, in unserem privaten Umfeld dafür zu sorgen, dass die Frohe Botschaft verkündet wird. Auch in unserem beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld können wir den Glauben verbreiten. Ich meine damit nicht, dass wir von Tür zu Tür gehen sollen, um das Christentum zu verkünden. Auch meine ich nicht, dass man in Diskussionen aggressiv auftreten und andere Glaubensauffassungen schlechtmachen soll. Ich plädiere für eine Verkündigung des Christentums, bei der jeder Katholik seinen Mitmenschen genau zuhört und das Gespür dafür hat, in welchem Moment man die Frohe Botschaft verbreiten sollte. Dies muss nicht mit vielen Worten geschehen. Oft genügt es, einfach ein passendes Bibelzitat zu verwenden, um einem Menschen in einer Krise beizustehen. Manchmal genügt es bereits, einfach Gott zu erwähnen, um Menschen in einer schwierigen Situation zu helfen. Eine einfache Redewendung wie „Gott sei dank“ oder „Gott wird es schon richten“ kann helfen, das Herz eines Menschen für Jesus Christus zu öffnen. In der heutigen Zeit, die durch so viele Informationen geprägt ist, muss der verkündende Christ seinen Mitmenschen genau zuhören, um zu wissen, wann die Botschaft Christi die erhofften Früchte tragen wird. Es ist unsere Aufgabe als Christen, den Glauben weiterzugeben. Rennen wir vor dieser Aufgabe nicht weg, sondern stellen wir uns dieser, indem wir klug und weise agieren und das rechte Wort dann sagen, wenn es nötig ist. Und vergessen wir dabei nicht, dass die grösste Verkündigung nicht mit Worten, sondern mit Taten geschieht. Wenn wir als Christen glaubwürdig leben, werden wir andere Menschen ermutigen, sich für den Glauben zu öffnen. Möge Gott uns dabei helfen. DR

Mittwochskolumne vom 31.08.2022

Lernen vom Glauben anderer Religionen

Viel wird heute über den interreligiösen Dialog und die Ökumene geredet. Ich glaube auch, dass es für einen Katholiken richtig ist, allen Menschen Nächstenliebe entgegenzubringen, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören. Gerade deswegen, weil ich glaube, dass der katholische Glaube der wahre ist und Christus für alle Menschen litt und starb, sehe ich mich verpflichtet, keine Menschen aufgrund ihrer Religion auszugrenzen. Ich habe Moslems, Hindus, Reformierte, Agnostiker und auch Atheisten als Freunde. Sie alle sehe ich als Geschöpfe Gottes und seine Ebenbilder. Der interreligiöse Dialog und die Ökumene dürfen aber nicht dazu führen, dass unser eigener Glaube verwässert wird. Dies wurde in der Schweizer Kirche über Jahrzehnte hinweg in vielen Pfarreien gemacht. Anstatt dort miteinander zu wirken, wo sich Christen und auch Nicht-Christen auf menschlicher Ebene treffen – beispielsweise in der tätigen Nächstenliebe – hat man in Glaubensfragen eine Annäherung gesucht, die weder den Katholiken noch den Reformierten etwas gebracht hat. Viele ökumenische Gottesdienste gleichen daher eher einer weltlichen Veranstaltung, die Christus nicht mehr ins Zentrum stellt. Dabei könnten wir Katholiken bei gläubigen Reformierten viel lernen, wenn es um die Liebe zur Heiligen Schrift geht.

Ich möchte an dieser Stelle ein anderes Beispiel erwähnen, wie man von Andersgläubigen lernen kann. Ich spiele Basketball und seit Kurzem spielt ein Algerier mit uns. Nach dem Spiel gehen wir oft ein Bier trinken. Zum Spass sagten wir ihm, er müsse als Neuer das Bier für die Mitspieler bezahlen. Ganz erschrocken sagte er, dass er uns Getränke bezahlen würde, jedoch nicht Bier. Wir haben ihm daraufhin gesagt, dass unsere Aufforderung ein Spass sei. Mich hat aber sein Glaube sehr beeindruckt. Nicht nur trinkt er als gläubiger Moslem kein Bier, er möchte auch nicht dafür bezahlen, dass andere dies trinken. Für wie viele Häresien, die gerade im Bistum Basel praktiziert werden, zahlen gläubige Katholiken mit ihren Kirchensteuern? Wie viele Pastoralassistenten und Diakone verdrängen Priester von den Altären, um Wortgottesdienste zu feiern, die wenig mit dem katholischen Glauben zu tun haben? All dies akzeptieren wir, wenn wir brav unsere Kirchensteuern zahlen, ohne uns zu überlegen, was damit in den Pfarreien gemacht wird. Dies ist kein Plädoyer für einen Austritt aus der Steuergemeinschaft, sondern dafür, dass sich gläubige Katholiken in der Kirchgemeinde, wo sie leben, engagieren sollen. Dieser gläubige Moslem, der mit mir Basketball spielt, würde sicherlich nicht zulassen, dass mit seinem Geld ein Irrglaube gefördert wird. Weshalb tun wir dies als Katholiken in der Schweiz? DR