Die Kirche sollte ein Ort des Glaubens, der Demut und des Dienens sein – ein Ort, an dem das Evangelium Christi das Handeln der Führenden leitet. Doch immer wieder zeigen sich in der Geschichte und Gegenwart Fälle, in denen diese Ideale zugunsten persönlicher Machtansprüche oder institutioneller Interessen verdrängt werden. Es gibt Kleriker, die Christus nicht als Zentrum ihres Wirkens sehen, sondern als Mittel zum Zweck.
Wenn Christus nur ein Vorwand ist, werden Worte des Glaubens zu rhetorischen Instrumenten. Theologische Prinzipien dienen nicht mehr der Verkündigung von Liebe und Gerechtigkeit, sondern der Rechtfertigung von Machtstrukturen. Solche Geistlichen verlieren den Bezug zur Botschaft des Evangeliums: die Einladung zu Mitgefühl, Ehrlichkeit und Bescheidenheit. Stattdessen verteidigen sie Privilegien, fördern Hierarchien und verschliessen sich vor den Bedürfnissen der Gläubigen.
Diese Haltung führt zu einer Entfremdung zwischen Kirche und Gläubigen. Menschen spüren, wenn Worte nicht mit Taten übereinstimmen. Eine Institution, die mehr um ihre Macht als um die Seelen der Menschen besorgt ist, verliert ihren moralischen Anspruch und ihre Glaubwürdigkeit.
Doch diese Kritik soll nicht nur anklagen, sondern auch einen Weg zur Erneuerung aufzeigen. Die Kirche ist mehr als ihre Leitung; sie lebt von der Gemeinschaft der Gläubigen, die sich an Christus orientiert. Gerade in Zeiten von Enttäuschung und Skepsis sind es oft die einfachen Gläubigen, die das wahre Zeugnis von Liebe und Hingabe geben.
Die Botschaft Christi ist klar: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35). Eine authentische Kirche – und authentische Führer – werden daran gemessen, ob sie bereit sind, sich in den Dienst der anderen zu stellen. Das erfordert Mut zur Selbstkritik und die Bereitschaft, die Machtstrukturen zugunsten einer dienenden Haltung zu überdenken.
Christus darf nie ein Vorwand sein, sondern muss immer die Mitte bleiben. Nur so kann die Kirche glaubwürdig und lebendig bleiben – ein Ort, an dem die frohe Botschaft nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird.