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NEWS: Die Instrumentalisierung Christi: Eine Krise in der Kirchenspitze

Die Kirche sollte ein Ort des Glaubens, der Demut und des Dienens sein – ein Ort, an dem das Evangelium Christi das Handeln der Führenden leitet. Doch immer wieder zeigen sich in der Geschichte und Gegenwart Fälle, in denen diese Ideale zugunsten persönlicher Machtansprüche oder institutioneller Interessen verdrängt werden. Es gibt Kleriker, die Christus nicht als Zentrum ihres Wirkens sehen, sondern als Mittel zum Zweck.

Wenn Christus nur ein Vorwand ist, werden Worte des Glaubens zu rhetorischen Instrumenten. Theologische Prinzipien dienen nicht mehr der Verkündigung von Liebe und Gerechtigkeit, sondern der Rechtfertigung von Machtstrukturen. Solche Geistlichen verlieren den Bezug zur Botschaft des Evangeliums: die Einladung zu Mitgefühl, Ehrlichkeit und Bescheidenheit. Stattdessen verteidigen sie Privilegien, fördern Hierarchien und verschliessen sich vor den Bedürfnissen der Gläubigen.

Diese Haltung führt zu einer Entfremdung zwischen Kirche und Gläubigen. Menschen spüren, wenn Worte nicht mit Taten übereinstimmen. Eine Institution, die mehr um ihre Macht als um die Seelen der Menschen besorgt ist, verliert ihren moralischen Anspruch und ihre Glaubwürdigkeit.

Doch diese Kritik soll nicht nur anklagen, sondern auch einen Weg zur Erneuerung aufzeigen. Die Kirche ist mehr als ihre Leitung; sie lebt von der Gemeinschaft der Gläubigen, die sich an Christus orientiert. Gerade in Zeiten von Enttäuschung und Skepsis sind es oft die einfachen Gläubigen, die das wahre Zeugnis von Liebe und Hingabe geben.

Die Botschaft Christi ist klar: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35). Eine authentische Kirche – und authentische Führer – werden daran gemessen, ob sie bereit sind, sich in den Dienst der anderen zu stellen. Das erfordert Mut zur Selbstkritik und die Bereitschaft, die Machtstrukturen zugunsten einer dienenden Haltung zu überdenken.

Christus darf nie ein Vorwand sein, sondern muss immer die Mitte bleiben. Nur so kann die Kirche glaubwürdig und lebendig bleiben – ein Ort, an dem die frohe Botschaft nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird.

Nachrichtensendung vom 08.11.2024

Valencia: Kirche verschont

Vatikan: Kardinal nachnominiert

Mittwochskolumne: Wahre Demokratie in der Kirche

Bern (novaradio.ch): Gestern hat Donald Trump die amerikanischen Präsidentschaftswahlen gewonnen. Der Wahlkampf war von einer grossen Intensität geprägt und es floss viel Geld in den Abstimmungskampf. Viele Lobbyisten haben auf beiden Seiten viel gespendet, damit ihr Kandidat bzw. ihre Kandidatin gewinnt. Auch in anderen Ländern sind die Wahlkämpfe sehr stark beeinflusst von Geld und Macht. Die Schweiz ist hier auch keine Ausnahme. Viele Menschen wünschen sich, dass die Kirche auch mehr Demokratie wagen solle. Fragen der Sexualmoral oder der Zulassungsbedingungen für die Priesterweihe sollen dem Mehrheitsprinzip unterstellt werden. Obwohl Papst Franziskus immer wieder betont, dass seine Vorstellung von Synodalität nichts mit diesem Mehrheitsprinzip zu tun hat, drängen progressive Kräfte in der Schweizer Kirche darauf, die Kirche nach ihren Vorstellungen zu verändern. Nicht mehr das Wort Gottes soll im Zentrum sein, sondern die Ideen und Ideologien von Menschen.

Die Kirche ist aber kein Parlament, sondern eine Gemeinschaft der Hörenden. Es ist Gottes Wille, der im Zentrum stehen sollte, nicht derjenige der Mehrheit. In der Kirche darf es auch nicht darum gehen, die andere Person überzeugen zu wollen, sondern gemeinsam die Wahrheit zu finden und dieser Wahrheit zu folgen. Die Wahrheit ist dabei aber immer Jesus Christus. Ich bin ein Befürworter des Ansatzes von Papst Franziskus, neue Wege des Miteinanders in der Kirche zu suchen und jede Form von Machtmissbrauch einzuschränken. Ich glaube, dass uns dieser Weg nur gelingen wird, wenn wir die Kirche nicht als politisches System sehen, sondern als gemeinsame Familie, in der jeder in Demut dem Mitmenschen dient. Dieses Dienen geschieht als Laie, als Priester oder als Bischof. Alle sind gleich wichtig, ob klein oder gross. Demokratie bedeutet Volksherrschaft. Gott hat den Menschen dazu berufen, über die Erde zu herrschen. Das bedeutet nicht, dass er die Erde ausbeuten soll, sondern dass das Materielle dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt. Heute dienen viele Menschen dem Geld und werden vom materiellen Reichtum beherrscht. Jeder, der sich das Verhalten von Jugendlichen am Handy anschaut, weiss, wovon ich rede. Eine wahre Herrschaft des Menschen, eine wahre Herrschaft des Volkes kann nur dort stattfinden, wo wir uns fragen, was Gottes Wille für uns ist. Dies ist dann eine wahre Demokratie. Versuchen wir als Christen, nicht wie die Mächtigen dieser Welt zu sein und andere

Menschen von unserer Meinung zu überzeugen, damit wir Macht über sie haben, sondern versuchen wir Kinder Gottes zu sein, die auf Gott vertrauen und dem Mitmenschen helfen, das Leben in Fülle zu haben. DR

NEWS: Olympische Empörung und zahnloses Christentum

Die Olympischen Spiele, ein globales Ereignis, das Sportler und Zuschauer aus aller Welt zusammenbringt, stehen oft im Mittelpunkt öffentlicher und politischer Debatten. In den letzten Jahren hat die Veranstaltung jedoch vermehrt Kritik auf sich gezogen, die weit über sportliche Fragen hinausgeht. Ein Aspekt dieser Kritik ist die sogenannte „Olympische Empörung“ – eine wachsende Unzufriedenheit über die ethischen, sozialen und politischen Implikationen der Spiele. Ein weiterer interessanter Zusammenhang ist die Rolle des Christentums in diesem Kontext und die Frage, ob es als moralische Instanz noch eine starke Stimme hat oder zu einem „zahnlosen Tiger“ geworden ist.

Olympische Empörung

Die Olympischen Spiele sollen ursprünglich die Ideale des Friedens, der Völkerverständigung und der Fairness verkörpern. Doch die Realität sieht oft anders aus. Die Kritikpunkte sind vielfältig:

  1. Korruption und Missmanagement: Der Internationale Olympische Komitee (IOC) wird regelmäßig beschuldigt, in Korruptionsskandale verwickelt zu sein. Dies untergräbt das Vertrauen in die Institution und die Integrität der Spiele.
  2. Menschenrechte und Arbeitsbedingungen: Gastgeberländer werden häufig wegen ihrer Menschenrechtspolitik und der Behandlung von Arbeitern kritisiert. Beispiele hierfür sind die Vorbereitungen auf die Spiele in China oder Katar, wo Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen die Schlagzeilen beherrschen.
  3. Umweltauswirkungen: Der Bau von Infrastruktur für die Spiele hat oft erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt. Naturschutzgebiete werden zerstört, und der ökologische Fußabdruck der Spiele ist immens.
  4. Soziale Ungerechtigkeit: Oftmals profitieren nur wenige Eliten von den Spielen, während die lokale Bevölkerung mit steigenden Lebenshaltungskosten und Verdrängung konfrontiert wird.

Christentum: Moralische Stimme oder zahnloser Tiger?

Das Christentum, das sich traditionell als moralische Instanz versteht, sieht sich in der heutigen Zeit vor große Herausforderungen gestellt. Angesichts der skizzierten Probleme bei den Olympischen Spielen stellt sich die Frage: Hat das Christentum noch die Kraft, eine ethische Orientierung zu bieten und Veränderungen zu bewirken?

  1. Mangelnde Einmischung: In vielen Fällen bleibt die Kirche stumm oder äußert sich nur zaghaft zu den Missständen rund um die Olympischen Spiele. Diese Zurückhaltung kann als Schwäche interpretiert werden und nährt den Eindruck eines „zahnlosen Christentums“.
  2. Moralische Kompromisse: In einer zunehmend säkularisierten Welt macht das Christentum oft Kompromisse, um gesellschaftlich relevant zu bleiben. Dies führt zu einem Verlust an moralischer Autorität.
  3. Positive Beispiele: Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele, in denen christliche Gruppen und Kirchen sich aktiv für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit einsetzen. Diese Initiativen sind wichtig und zeigen, dass das Christentum noch immer eine Rolle spielen kann, wenn es seine Stimme erhebt.

Schlussfolgerung

Die „Olympische Empörung“ und die Frage nach einem „zahnlosen Christentum“ sind eng miteinander verbunden. Die Kritik an den Olympischen Spielen spiegelt breitere gesellschaftliche Probleme wider, bei denen ethische Führung dringend benötigt wird. Das Christentum könnte hier eine wichtige Rolle spielen, doch muss es dazu bereit sein, sich klar und deutlich zu positionieren und aktiv einzumischen. Nur so kann es verhindern, als zahnloser Tiger wahrgenommen zu werden und seinen moralischen Einfluss in der modernen Welt behaupten.

Mittwochskolumne vom 13.09.2023

In schweren Zeiten zur Kirche stehen

Bern (novaradio.ch): Gestern wurde die Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch in der Schweizer Kirche veröffentlicht. Die Studie zeigt auf, was zu erwarten war: In der Schweizer Kirche gab es verschiedenste Missbrauchsfälle, bei denen Täter geschützt wurden. Persönlich denke ich, dass jeder Fall einer zu viel ist und man alles tun muss, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ebenfalls braucht es eine Prävention, durch die in Zukunft solche Fälle so weit wie möglich verhindert werden.

Was es jedoch nun ebenfalls braucht, sind Katholiken, die zur Kirche stehen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass die treuen Katholiken sich zur Kirche bekennen. Es ist gut, dass eine Aufarbeitung stattfindet, aber man darf in solche Studien nicht Dinge hineininterpretieren, die wissenschaftlich nicht belegbar sind. Wenn auch von vielen Fällen des Missbrauchs berichtet wird, so wissen wir nicht, wie viele Prozent der Priester tatsächlich übergriffig wurden. Es ist falsch, nun ganze Generationen von Priestern zu verurteilen, obwohl die allermeisten sich nichts zu Schulden kommen liessen. Ebenfalls ist es total verfehlt, die katholische Lehre zu kritisieren und ihr systemische Ursachen für diese Missbrauchsfälle zu attestieren. Wenn nun die Abschaffung des Zölibats, die Frauenordination oder die Änderung der Sexualmoral gefordert wird, stehen hier rein ideologische Forderungen im Vordergrund, die nichts mit der vorliegenden Statistik zu tun haben. Wir müssen bedenken, dass die weltlichen Institutionen und Vereine wie Schulen, Sportvereine, Musikvereine, etc. keine solch akribische Forschung zu ihren Missbrauchsfällen betrieben haben wie die katholische Kirche. Auch die reformierte Kirche und andere Religionsgemeinschaften zeigen nicht die gleiche Bereitschaft wie die katholische Kirche, sich dieser Problematik zu stellen. Für mich ist klar, dass sexueller Missbrauch überall vorkommt und nicht spezifisch etwas mit der katholischen Kirche zu tun hat. Es steht aber auch ausser Frage, dass die Kirche moralisch eine Vorbildfunktion hat und es nicht zulassen darf, dass solche Fälle vorkommen. Das Heilmittel ist jedoch nicht weniger Moral, sondern mehr. Der Mensch ist ein Triebwesen und die Tolerierung einer sexuellen Libertinage, wie sie von progressiven Theologen gefordert wird, führt nicht zu weniger Missbrauch, sondern zu mehr Missbrauch. Der grösste Fehler, der nun gemacht werden könnte, wäre derjenige, dass die Bischöfe und Priester nun zu moralischen Fragen schweigen, weil sie denken, dass sie keine Autorität mehr besitzen, über solche Dinge zu sprechen, nachdem viele Missbräuche im kirchlichen Umfeld passiert sind. Gerade dadurch würde den Opfern nicht geholfen werden. Jeder Katholik ist aufgerufen, sich zu heiligen und keinen Menschen zu instrumentalisieren. Denn gerade dies geschieht bei sexuellem Missbrauch. Eine Erneuerung der Kirche geschieht nicht durch eine Änderung des Lehramts oder der Dogmen, sondern durch einen Wandel unserer Herzen. Möge die Gottesmutter, deren Namenstag wir gestern gefeiert haben, uns dabei helfen. DR