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Mittwochskolumne vom 27.07.2022

Das kirchliche Leben ausserhalb der Schweiz

Bern (novaradio.ch): Ich darf momentan in Becej in Nordserbien meine Sommerferien verbringen.  Dies ist die Heimatstadt meines Vaters, der ein Ungar ist. Viele Ungarn leben in der Provinz Vojvodina. Die katholischen Ungarn leben mit den orthodoxen Serben friedlich zusammen. Am Sonntag ging ich in die Messe und gestern habe ich die Stadtkirche besichtigt. Die Sakristanin, die dieses Amt ehrenamtlich ausübt, hat mir die Kirche gezeigt. Sie hat sich viel Zeit genommen, um mir alles zu erklären. Mich hat ihre Freundlichkeit sehr berührt. Zudem war es auch schön zu sehen, wie viele junge Menschen in der Messe waren. Da meine Mutter Kroatin war, haben wir zu Hause immer Kroatisch gesprochen und nicht Ungarisch. Daher ist mein Ungarisch relativ schlecht. Trotzdem konnte ich der Messe ohne Probleme folgen, da die Elemente der Messfeier natürlich die gleichen sind wie in jeder Heiligen Messe. Dies ist ein grosser Reichtum der katholischen Kirche, dass die Messfeier überall gleich gefeiert wird und man deswegen nie Mühe hat, einer Messfeier auf einer Sprache zu folgen, die einem nicht völlig vertraut ist. Wehmütig habe ich dabei an die Schweiz bzw. an die Situation im Bistum Basel gedacht. Wie oft habe ich Menschen aus dem Ausland angetroffen, die sich sehr darüber gewundert haben, wie bei uns im Bistum Basel die Gottesdienste gefeiert werden. Erstens finden oft gar keine Heiligen Messen statt, sondern sogenannte Wortgottesdienste. Und auch wenn eine Messe stattfindet, hält sich der Priester oft nicht an die liturgischen Vorgaben. Eine Pastoralassistentin oder ein Pastoralassistent liest das Evangelium, hält Predigt und macht auch sonst Teile des Gottesdienstes, die eigentlich nur dem Priester vorbehalten sind. Zudem ist man auch sonst sehr experimentierfreudig, was die Liturgie anbelangt. All diese Bemühungen, die sicherlich am Anfang von guten Absichten geleitet waren, haben nicht dazu geführt, dass mehr Menschen an den Gottesdiensten teilnehmen. Ganz im Gegenteil. Währenddem in anderen Ländern immer noch viele Menschen an die Messfeiern kommen, sind die Schweizer Gottesdienste leer. Speziell wenn keine Heiligen Messen stattfinden, kommt fast niemand in die Kirche. Ein Besuch im Ausland müsste vielen Schweizer Reformkatholiken klarmachen, dass der Schweizer Sonderweg in die Sackgasse führt. Kehren wir um und richten wir die hiesige Kirche wieder an der Weltkirche aus. DR