Tag Archiv für mittwochs kolumne 19.04.23

Mittwochskolumne vom 19.04.2023

Die Barmherzigkeit Gottes

Bern (novaradio.ch): Am letzten Sonntag feierte die Kirche den Barmherzigkeitssonntag, der vom Heiligen Johannes Paul II.  im Jahre 2000 eingeführt wurde. Die polnische Ordensschwester Faustyna hat von Jesus den Auftrag bekommen, die Andacht zur Göttlichen Barmherzigkeit zu verbreiten. Vielen Gläubigen ist das Jesusbild bekannt, welches nach den Vorgaben von Schwester Faustyna gemalt wurde und dazu dienen soll, Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes zu erlangen. Der Barmherzigkeitssonntag ist deswegen so wichtig, weil wir heute in einer Welt leben, in der das Wort Barmherzigkeit aus dem Vokabular der Menschen verschwunden ist. Das alltägliche Leben ist geprägt von der Vorstellung, dass der Mensch sich selbst erlösen kann und daher nicht auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen ist. Die Menschen glauben, dass jeder Mensch der Schmied seines eigenen Glückes ist und daher alles nur vom Individuum selbst abhängt. Leider ist auch bei vielen Theologen und Verantwortlichen in der Schweizer Katholischen Kirche die Meinung vorherrschend, dass Gottes Barmherzigkeit unnötig ist, da jede Handlung des Menschen gut ist, solange sie selbstbestimmt erfolgt. Wenn es keine objektive Gerechtigkeit gibt, die uns Auskunft darüber gibt, welche Taten richtig oder falsch sind, ist auch jede Barmherzigkeit überflüssig. Diese Ansicht erachte ich als sehr falsch und der Katholischen Lehre widersprechend.

Wenn wir uns in die Barmherzigkeit Gottes vertiefen, erkennen wir, wie jeder von uns ein Sünder ist und wir eben nicht die Schmiede unseres eigenen Glückes sind, sondern Gott dieser Schmied ist. Gott ist das grösste Glück und seine Barmherzigkeit ist die Quelle aller Freude. Wenn es wirklich so wäre, dass wir uns selbst erlösen könnten, wäre der Kreuzestod Jesu unnötig gewesen. Die Selbstgerechtigkeit, die heute viele Menschen in sich tragen, verhindert es zu erkennen, wie zentral die Barmherzigkeit Gottes ist. Die Barmherzigkeit Gottes sagt uns nicht, dass es keine Sünde gibt, wie oft suggeriert wird. Ganz im Gegenteil rüttelt die Göttliche Barmherzigkeit an unser Gewissen und macht uns darauf aufmerksam, wie oft wir sündigen. Jesus hat Schwester Faustyna gesagt, dass er heilig ist und ihm jede Sünde zuwider ist. Aber Jesus sagt ebenfalls, dass der Sünder, der voll Vertrauen zu ihm kommt, Vergebung findet. Auch die grösste Sünde kann nicht die Barmherzigkeit Gottes übersteigen, da Gott jeden Menschen ohne Grenzen liebt. Seien wir Apostel dieser Barmherzigkeit. Auch wir sollen unseren Mitmenschen ihre Sünden vergeben und stets versuchen, barmherzig zu sein. Auch sollten wir versuchen, Gottes Gerechtigkeit mehr und mehr zu erfüllen, indem wir nicht mehr sündigen. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehen Hand in Hand. Wir dürfen immer auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen, aber wir sollten uns bemühen, so wenig wie möglich zu sündigen. Wenn wir mehr und mehr in das Geheimnis der Liebe und Barmherzigkeit Gottes eintauchen, wird uns dies Schritt für Schritt gelingen.    DR