Tag Archiv für mittwochs kolumne 29.06.22

Mittwochskolumne 29.06.2022

Hochfest Peter und Paulus

Bern (novaradio.ch): Heute feiert die Kirche das Hochfest Peter und Paul. Ich möchte dieses Fest nutzen, um über das Wesen der Kirche nachzudenken. Christus hat eine Kirche gewollt, diese Tatsache steht ausser Frage. Es war sein Wunsch, dass wir Nachfolger von ihm, die Christen, eine Einheit bilden. Dabei setzte er Petrus als das Oberhaupt der Kirche ein. Petrus war sicherlich nicht der klügste unter den Jüngern. Er hatte auch grosse Momente der Schwäche, wie beispielsweise denjenigen, als er Jesus dreimal verraten hat. Trotzdem macht ihn Jesus zum Felsen, der von den Mächten der Unterwelt nicht überwunden werden kann. Für jeden Katholiken ist daher die treue zum Papst wichtig. Es braucht dabei keine Glorizifizierung, sondern nur ein klares Bekenntnis, dass die Kirche eine Einheit darstellt und der Papst für die Einheit dieser Kirche verantwortlich ist. In 2000 Jahren Kirchengeschichte waren sicherlich nicht nur Engel Bischöfe von Rom. Man darf auch durchaus kritisch gegenüber Entscheiden der Päpste sein. Der Christ ist dazu berufen, mündig zu sein und sich eine eigene Meinung zu bilden. Blinder Gehorsam ist nicht eine christliche Tugend. Die Kirche besteht nicht nur aus Schafen, die den geistigen Führern blind folgen. Wenn Christus davon redet, dass seine Schafe auf seine Stimme hören, dann spricht er von seiner Stimme. Wenn nun die Priester, Bischöfe und der Papst die Stimme Christi verkünden, hören die Gläubigen auf sie. Wenn sie ihre eigene Meinung verkünden, finden sie zurecht kein Gehör. Die Lehre unseres Herrn ist es, die uns vereint, nicht die Lehre von Menschen.

Obwohl wir alle mündige Christen sein sollen, dürfen wir trotzdem nicht auch der Versuchung erliegen, die kirchlichen Amtsträger zu stark zu kritisieren. Hier ist es wichtig, die Tugend der Unterscheidung, deren Wichtigkeit Papst Franziskus immer wieder betont, anzuwenden. Sehen wir Fälle, bei denen klar ist, dass ein Würdenträger seine Macht missbraucht oder eine falsche Lehre vertritt, müssen wir uns dagegen wehren. Dies ist unsere Pflicht als Laien. Wir dürfen aber nicht auf Hörensagen Amtsträger verurteilen oder ihnen ihren katholischen Glauben absprechen. Ich bin traurig darüber, wie viele fromme Katholiken den derzeitigen Heiligen Vater kritisieren aufgrund von Medienberichten oder weil er in gewissen Fragen andere Positionen als sie vertritt. Der Papst muss die Freiheit haben, in seinem Pontifikat Akzente zu setzen, die vielleicht nicht jedem Katholiken entsprechen. Deswegen ist er kein Häretiker. Einen Amtsträger zu kritisieren ist meines Erachtens dann legitim, wenn er klar die Positionen der Kirche infrage stellt. Wenn Bischöfe in der Schweiz und Deutschland die Eucharistie, das Priestertum und die Sakramente verwässern wollen, ist Widerstand angebraucht – ja sogar verlangt. Das Wesen der Kirche verlangt das. Wir Christen sind einerseits aufgerufen, die Einheit der Kirche zu waren, indem wir die Amtsträger respektieren, andererseits jedoch noch mehr das Evangelium zu respektieren. Schlussendlich ist das Wesen der Kirche die Liebe, die uns alle verbindet. Handeln die Pfarrer, Bischöfe und der Papst gegen diese Liebe, müssen wir dies durch Fasten, Gebet und durch mutiges Handeln korrigieren.  dr