Tag Archiv für mittwochs kolumne

Mittwochskolumne vom 27.09.2023

Verrat am Evangelium

Bern (novaradio.ch): Letzten Sonntag gab Bischof Felix ein Interview in der NZZ. In diesem Interview sagte er, er sei gegen das Zölibat, für die Frauenordination und für die Änderung der kirchlichen Morallehre. Bischof Felix stellte damit alles infrage, was die Kirche ausmacht. Der Grund für dieses Interview ist die Tatsache, dass Bischof Felix in letzter Zeit öffentlich kritisiert wurde. Bischof Felix hat in den letzten Jahren alles gemacht, um möglichst keine Probleme mit den Medien zu bekommen. Nun, wo er angegriffen wird, versucht er alles, um seine Haut zu retten, indem er lieber das ganze Lehramt, zu dessen Bewahrung er geweiht wurde, zerstört, als sich schützend vor die Kirche zu stellen. Dies stellt einen Verrat am Evangelium dar.

Es ist wichtig, dass Katholiken diesem Beispiel nicht folgen, sondern mutig zur Kirche stehen. Momentan wird die Kirche von allen Seiten kritisiert. Es ist wichtig, dass man alles tut, um Missbräuche zu verhindern. Das Zölibat ist aber sicherlich nicht schuld an den Missbräuchen. Bei all den Berichterstattungen wird nie die Frage gestellt, weshalb es in Familien, Sportvereinen und der Schule so viele Missbräuche gibt. Dort ist es weder das Zölibat noch die fehlende Frauenquote, die den Missbrauch begünstigen. Genauso wenig ist es in der Kirche die Ehelosigkeit der Priester oder die Unmöglichkeit der Frauenordination, welche zum Missbrauch führen. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für seine Taten. Die katholische Morallehre appelliert an das Gewissen jedes Menschen. Wenn die Kirche demontiert wird, wie es nun auch einige Bischöfe tun, wird dies nicht zu weniger Gewalt, weniger Missbrauch und weniger Schlechtem auf dieser Welt führen, sondern zu mehr. Genauso wie die Logik der Mathematik richtig bleibt, auch wenn Schüler immer wieder Fehler machen, bleibt die katholische Lehre richtig, auch wenn Laien und Priester immer wieder sündigen. Folgen wir daher nicht dem Beispiel des Bischofs von Basel, der lieber das Evangelium verrät, anstatt die Katholische Kirche mutig zu verteidigen. Folgen wir dem Beispiel aller Menschen, die treu zur Kirche stehen. Ich bin überzeugt, dass Gott all jene unterstützen wird, die in diesen Zeiten loyal bleiben. Loyal bedeutet nicht, alles schönzureden. Loyal bedeutet, Fehler zu benennen, die Kirche aber nicht zu zerstören, sondern aufzubauen. Das grösste Werk hierbei ist die Heiligung des eigenen Lebens. Wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen und der kirchlichen Lehre treu sind, tragen wir zum Wachstum der Kirche bei. Fangen wir daher bei uns selbst an, die Kirche neu aufblühen zu lassen. DR

Mittwochskolumne vom 31.08.2022

Lernen vom Glauben anderer Religionen

Viel wird heute über den interreligiösen Dialog und die Ökumene geredet. Ich glaube auch, dass es für einen Katholiken richtig ist, allen Menschen Nächstenliebe entgegenzubringen, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören. Gerade deswegen, weil ich glaube, dass der katholische Glaube der wahre ist und Christus für alle Menschen litt und starb, sehe ich mich verpflichtet, keine Menschen aufgrund ihrer Religion auszugrenzen. Ich habe Moslems, Hindus, Reformierte, Agnostiker und auch Atheisten als Freunde. Sie alle sehe ich als Geschöpfe Gottes und seine Ebenbilder. Der interreligiöse Dialog und die Ökumene dürfen aber nicht dazu führen, dass unser eigener Glaube verwässert wird. Dies wurde in der Schweizer Kirche über Jahrzehnte hinweg in vielen Pfarreien gemacht. Anstatt dort miteinander zu wirken, wo sich Christen und auch Nicht-Christen auf menschlicher Ebene treffen – beispielsweise in der tätigen Nächstenliebe – hat man in Glaubensfragen eine Annäherung gesucht, die weder den Katholiken noch den Reformierten etwas gebracht hat. Viele ökumenische Gottesdienste gleichen daher eher einer weltlichen Veranstaltung, die Christus nicht mehr ins Zentrum stellt. Dabei könnten wir Katholiken bei gläubigen Reformierten viel lernen, wenn es um die Liebe zur Heiligen Schrift geht.

Ich möchte an dieser Stelle ein anderes Beispiel erwähnen, wie man von Andersgläubigen lernen kann. Ich spiele Basketball und seit Kurzem spielt ein Algerier mit uns. Nach dem Spiel gehen wir oft ein Bier trinken. Zum Spass sagten wir ihm, er müsse als Neuer das Bier für die Mitspieler bezahlen. Ganz erschrocken sagte er, dass er uns Getränke bezahlen würde, jedoch nicht Bier. Wir haben ihm daraufhin gesagt, dass unsere Aufforderung ein Spass sei. Mich hat aber sein Glaube sehr beeindruckt. Nicht nur trinkt er als gläubiger Moslem kein Bier, er möchte auch nicht dafür bezahlen, dass andere dies trinken. Für wie viele Häresien, die gerade im Bistum Basel praktiziert werden, zahlen gläubige Katholiken mit ihren Kirchensteuern? Wie viele Pastoralassistenten und Diakone verdrängen Priester von den Altären, um Wortgottesdienste zu feiern, die wenig mit dem katholischen Glauben zu tun haben? All dies akzeptieren wir, wenn wir brav unsere Kirchensteuern zahlen, ohne uns zu überlegen, was damit in den Pfarreien gemacht wird. Dies ist kein Plädoyer für einen Austritt aus der Steuergemeinschaft, sondern dafür, dass sich gläubige Katholiken in der Kirchgemeinde, wo sie leben, engagieren sollen. Dieser gläubige Moslem, der mit mir Basketball spielt, würde sicherlich nicht zulassen, dass mit seinem Geld ein Irrglaube gefördert wird. Weshalb tun wir dies als Katholiken in der Schweiz? DR