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NEWS: Irak: Zehn Jahre nach der Invasion des IS – nur wenige Christen kehren zurück   

2014 eroberte der IS Mossul, die zweitgrösste Stadt im Irak. Unter den Millionen Vertriebenen befindet sich fast die gesamte christliche Gemeinschaft, die bis kurz nach dem Jahrtausendwechsel eine zahlenmässig bedeutende Minderheit darstellte. Trotz Befreiung vom IS sind bis heute wenige von ihnen zurückgekehrt, zu gross ist die Verletzlichkeit und Angst. 
Der Juni 2014 ist für immer eingebrannt in die Herzen und Erinnerung von Millionen Irakern. Das war der Zeitpunkt, als die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) die Kontrolle über Mossul erlangte, die zweitgrösste Stadt im Irak und Heimat einer ansehnlichen christlichen Minderheit. Millionen Menschen ergriffen die Flucht, unter ihnen rund 10’000 Christen. 
Zehn Jahre später ist der IS längst vertrieben aus der Region, doch wenige Christen kehren in ihre Heimat zurück, zu gross sind die Verluste sowie die Unsicherheit und Verletzlichkeit, die seither tiefe Spuren hinterlassen haben.
Nordirak, Heimat für Christen seit Jahrtausenden
Vor 2003, als der irakische Diktator Saddam Hussein gestürzt wurde, lebten etwa 50’000 Christen in Mossul, in der gesamten Ninive-Ebene im Nordwesten des Landes waren es rund 300’000. Seit diesem Zeitpunkt wurde die christliche Bevölkerung kontinuierlich weniger, Christen sahen sich wachsender Diskriminierung, Feindseligkeit und Einschüchterung gegenüber und verliessen die Region. So waren die dramatischen Ereignisse im Juni 2014 der letzte Ausbruch der Verfolgung und Gewalt gegen Christen.
Am 10. Juni eroberten die 1500 Kämpfer des IS nach wenigen Tagen Mossul. Die irakische Armee zog sich zurück und überliess die Bevölkerung ihrem Schicksal. Die Bilder der triumphierenden IS-Kämpfer, die mit schwarzen Flaggen durch die Stadt zogen, prägten sich in die Erinnerung der Weltöffentlichkeit. Millionen Menschen, darunter viele Christen, flohen mit wenigen Habseligkeiten aus der Stadt. 
29. Juni 2014: Islamisches Kalifat
Am 29. Juni rief IS-Führer Abu Bakr Al-Baghdadi in der Grossen Moschee Al-Nuri das Kalifat aus. Den wenigen verbliebenen Christen wurde ein grausames Ultimatum gestellt: entweder ihren christlichen Glauben zu verleugnen und zum Islam zu konvertieren, eine Abwandlung der Dschizya, der Kopfsteuer für Nicht-Muslime zu entrichten, die jedenfalls von gewaltsamen Übergriffen gefolgt war, oder umgehend die Stadt zu verlassen und ihr gesamtes Hab und Gut zurückzulassen. 
Pater Zakarya, Priester der Syrisch-orthodoxen Kirche in Mossul vor dem Einmarsch des IS, erinnert sich an diese schrecklichen Tage vor zehn Jahren. Er zog sich mit seiner Familie und sechs anderen Familien in die Kirche am Mossul-Damm zurück, schliesslich flohen sie nach Ankawa bei Erbil. Inzwischen hatte der IS Todeslisten in Mossul ausgehängt mit Namen von Christen, die sie ermorden würden.    «Mein Name stand ganz oben auf der Liste, gefolgt von den Namen zweier anderer Priester, die so wie ich Christen gewarnt und ihnen zur Flucht geraten hatten. Der IS hängte die Liste an Hauswänden und Moscheen auf.» 
Keine Zukunft in Mossul 
Drei Jahre hielt die Schreckensherrschaft des IS, doch die Wunden der Menschen dauern bis heute an. Wenige sind zurückgekehrt, denn die Verluste, die Unsicherheit und traumatischen Erlebnisse sind für die meisten bis heute spürbar. «Ich habe einen sechzehnjährigen Sohn. I werde nicht zurückgehen und wieder in Mossul leben, weil ich Angst um ihn habe. Er ist vielleicht nicht körperlich verletzt, doch er würde belästigt werden. Er würde keine Freunde finden und das zermürbt ihn psychisch.»
Zwei Kirchen wurden mittlerweile wieder restauriert. Es werden Gottesdienste gefeiert und Kleinbusse bringen die Christen aus Erbil und dem Umland nach Mossul. Doch nach dem Gottesdienst fahren sie wieder zurück. Lediglich rund 20 Familien seien tatsächlich nach Mossul zurückgekehrt, schätzt Zakarya. Ein Paar aus seiner Kirche sei ebenfalls wieder nach Mossul gezogen, da sie sich die Miete in Ankawa nicht mehr leisten konnten. «Unsere Familien haben Angst, wieder in Mossul zu leben, besonders wenn sie junge Töchter haben», erzählt er. «Eine christliche Familie hatte einige Formalitäten in der Stadt zu erledigen. Ein muslimischer Angestellter an der Behörde sagte zu ihnen, was sie dann wieder in Mossul zu suchen hätten. Solche Bemerkungen führen dazu, dass Christen sich nicht willkommen fühlen und verunsichert sind.»
«Wir erleben keine Sicherheit in der Stadt», fährt Pater Zakarya fort. «Wieso? Weil unsere eigenen Nachbarn uns damals bestohlen haben. Ich hatte ein Haus in Mossul, wie viele andere. Als wir 2014 fliehen mussten, sind meine Nachbarn in mein Haus eingedrungen und haben meine Möbel ausgeräumt. Soll ich jetzt in mein Haus zurückkehren und bei meinen Nachbarn anklopfen und sie bitten, mir meine Möbel zurückzugeben? Sie haben uns alles genommen. Wie könnten wir jetzt Tür an Tür mit ihnen leben? Wir haben keine Zukunft in Mossul.»
Christen im Irak sind zehn Jahre nach der Machtergreifung des IS mehr denn je von Auslöschung bedroht. Sie finden keine sicheren Rahmenbedingungen, um ihr Leben neu aufzubauen. Ihre Kinder finden kaum Perspektiven vor. Die Wunden durch Gewalt, Vertreibung und Verlust von Angehörigen finden keine Ruhe, um zu heilen. 300’000 Christen lebten im Irak vor dem IS, nun sind es nur noch 154’000, viele von ihnen suchen nach Möglichkeiten, das Land endgültig zu verlassen und sich woanders ein neues Leben aufzubauen.   Eine Alternative zum Exil bieten   «Um die Hoffnung der irakischen Christen aufrechtzuerhalten, hat Open Doors zusammen mit den lokalen Kirchen über 125 Hoffnungszentren eröffnet. Diese Zentren leiten sozioökonomische Projekte, z.B. durch die Gründung von Kleinunternehmen, und bilden Leiter aus, um den posttraumatischen Bedürfnissen in den Gemeinden gerecht zu werden. Auf diese Weise wollen wir Christen ermutigen, in ihrem Land zu bleiben, indem wir ihnen eine Zukunftsperspektive bieten. Ohne Unterstützung würden sich noch mehr Christen dazu entschließen, das Land zu verlassen», beschreibt Philippe Fonjallaz, Geschäftsführer von open Doors Schweiz.  

Quelle: Open Doors Schweiz

NEWS: Beinahe 14’800 Angriffe auf Kirchen, christliche Schulen und Krankenhäuser 

Weltverfolgungsindex 2024: Beinahe 14’800 Angriffe auf Kirchen, christliche Schulen und Krankenhäuser  Regierungen und Extremisten wollen christliches Leben auslöschen
Die Zahl der zerstörten oder geschlossenen christlichen Einrichtungen wie Kirchen, Schulen oder Krankenhäuser hat in den vergangenen Monaten ein besorgniserregendes Ausmass angenommen, berichtet das internationale Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors. Im Berichtszeitraum vom 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023 des neuen Weltverfolgungsindex wurden 14‘766 christliche Gebäude zerstört oder geschlossen. Darüber hinaus spitzt sich die Situation der Christen in Subsahara-Afrika weiter dramatisch zu; in immer mehr Ländern sind sie von extremer Gewalt betroffen.
Der Weltverfolgungsindex (WVI), der am 17. Januar 2024 veröffentlicht wurde, listet die 50 Länder auf, in denen es für Christen am gefährlichsten ist, ihren Glauben zu leben und zu bekennen. Christen sind in vielen Ländern grosser Feindseligkeit, Hass und der Androhung ihrer Vertreibung oder Vernichtung ausgesetzt. Durch Regierungen, die Kirchen zerstören oder schliessen lassen, durch extremistische Gruppen, die Dörfer und Gottesdienste überfallen und Christen töten sowie durch gewalttätige Menschenansammlungen, die mit roher Gewalt Christen vertreiben oder ermorden. 

Gewalt gegen Christen: Angriffe auf Kirchen sowie unmittelbare physische Gewalt

Die zehn Länder des WVI 2024, in denen die meisten Kirchen betroffen waren, sind: China, Indien, Nigeria, Nicaragua, Äthiopien, Ruanda, Sudan, Burkina Faso, Niger und Angola.
In China (Platz 19 auf dem Weltverfolgungsindex) wurden aufgrund alter und neuer Massnahmen des Regimes mehr als 10‘000 Kirchen geschlossen. Dagegen werden in Pakistan (# 7) und Indien (# 11) Angriffe auf Kirchen überwiegend durch gewalttätige Menschenansammlungen verübt. Im indischen Bundesstaat Manipur wurden im Mai 2023 insgesamt etwa 400 Kirchen zerstört. Mehr als 100 Christen wurden dabei ermordet, Zehntausende von ihnen vertrieben. Die UN äusserte in einer Erklärung ihr Entsetzen über die Gewalt, die vielfach gegen christliche Mädchen und Frauen gerichtet ist. Die Zahl der wegen ihres Glaubens ermordeten Christen in Indien stieg von 17 im Vorjahr auf mindestens 160. Mehr als 82 Prozent der weltweit wegen ihres Glaubens getöteten Christen lebten in Nigeria (# 6). In Subsahara-Afrika wurden weitaus mehr Morde im Zusammenhang mit dem Glauben verübt als in jeder anderen Region auf dem WVI. Das ist ein Trend, der seit mehreren Jahren zu beobachten ist. In Äthiopien (# 32) nahm die Zahl der Angriffe auf Kirchen und Schulen dramatisch zu, von 22 im Vorjahr auf 284. In Burkina Faso (# 20) und der Zentralafrikanischen Republik (# 28) stieg die Zahl der niedergebrannten, geplünderten oder beschlagnahmten Geschäfte in christlichem Besitz sprunghaft an.
Weiteren afrikanischen Ländern auf dem WVI droht eine ähnliche Entwicklung. Der Weltverfolgungsindex (WVI) 2024 in Zahlen:  Mehr als 365 Millionen Christen weltweit (1 von 7) sind wegen ihres Glaubens mindestens in hohem Masse Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt.4998 Christen weltweit wurden in Zusammenhang mit der Ausübung ihres Glaubens getötet. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, doch zahlreiche Konflikte in den Ländern erschweren die Dokumentation.Die Zahl der Angriffe auf Kirchen, christliche Schulen und Krankenhäuser hat sich versiebenfacht, von 2110 (WVI 2023) auf 14‘766 (WVI 2024). Von physischer Gewalt oder Todesdrohungen waren 42‘849 Christen betroffen (2023: 29‘411).Angriffe auf Häuser von Christen nahmen gegenüber 2023 um 371 Prozent zu: von 4547 auf 21‘431.278‘716 Christen wurden aus ihren Häusern vertrieben oder mussten in den Untergrund gehen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr mit 124‘310.

Kirchliches Leben von Auslöschung bedroht: Angriffe und Schliessungen in grosser Zahl in China und Indien

Die Zahlen zeigen, dass Kirchen in China (geschätzte 10‘000 geschlossene Kirchen) und Indien (2228 angegriffene Kirchen) am stärksten von Schliessung oder Zerstörung bedroht sind. Auf diese beiden Länder entfallen fast 83 Prozent aller Angriffe oder Schliessungen von Kirchen in allen Ländern des WVI 2024.  China hat durch eine Reihe alter und neuer autoritärer Massnahmen Tausende von Kirchen geschlossen. Grosse, nicht registrierte «Hauskirchen», die in Hotels oder Bürogebäuden zusammentrafen, wurden gezwungen, sich in eine Vielzahl von weniger sichtbaren Hausgruppen aufzuspalten. Viele Veranstaltungsorte wurden genötigt, auch staatlich anerkannte Kirchen auszusperren. Diese mussten häufig mit grösseren Kirchen fusionieren, um der Regierung eine einfachere Kontrolle zu ermöglichen. Im Gegensatz dazu werden die Angriffe auf Kirchen in Indien von aggressiven Mobs verübt. Nach Angaben des Erzbischofs von Imphal, Dominic Lupon, wurden in den ersten 36 Stunden der Gewalt in Manipur 249 Kirchen zerstört. Dabei handelte es sich ausschliesslich um Kirchen der Meitei, die nicht vom Stamm der Kuki (die mehrheitlich Christen sind), sondern von Meitei-Hindus zerstört wurden, die also Christen aus ihrem eigenen Stamm angriffen. Im gesamten Verlauf der Unruhen wurden etwa 400 Kirchen zerstört.  

Zwei Probleme in Subsahara-Afrika: radikaler Islam und autokratische Regime, die durch den Einfluss von aussen gestärkt werden

In 18 der 26 Länder des WVI, die südlich der Sahara liegen, wurden mindestens 4606 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Mehr als 82 Prozent der weltweit getöteten Christen lebten in Nigeria. 15 dieser 26 Länder erreichten die höchste Stufe in der Bewertung der Gewalttaten gegen Christen. «Die Bedrohung durch militante Islamisten in Subsahara-Afrika hat sich so verschärft, dass viele Christen in der Region zunehmend Angst haben», erläutert Frans Veerman, Leiter von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors.  Christen werden gezielt ins Visier genommen oder sind besonders verwundbar auf einem Kontinent, der von dem doppelten Problem radikaler islamischer Elemente und zunehmend autokratischer Regime heimgesucht wird. Das stellt eine ständig wachsende Bedrohung für Christen in Subsahara-Afrika dar. Man muss erwarten, dass dieser doppelte Druck sie überwältigen und sie aus ihren Häusern und Dörfern vertreiben wird, wenn er nicht unter Kontrolle gebracht wird. Mindestens 16,2 Millionen Christen in Subsahara-Afrika wurden bis Ende 2022 gewaltsam vertrieben, davon über hunderttausend als direkte Reaktion auf religiöse Verfolgung.» Radikale islamische Gruppen, die instabile politische Verhältnisse ausnutzen, sind auf dem gesamten afrikanischen Kontinent verbreitet. Die Umbrüche in der Regierungsführung und Sicherheit haben den dschihadistischen Aktivitäten Tür und Tor geöffnet, wie sie beispielsweise in Burkina Faso (# 20), Mali (# 14), Mosambik (# 39), Nigeria und Somalia (# 2) zu beobachten sind.
«Wir sind besonders besorgt über die Zunahme der gewalttätigen Angriffe auf christliche Gemeinschaften. Der sehr starke Anstieg der Zahl der angegriffenen, zerstörten oder geschlossenen Kirchen ist alarmierend und zeigt, dass die Freiheit, seinen Glauben ‹allein oder in Gemeinschaft› zu bekunden, wie in Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dekretiert, in vielen Teilen der Welt in Gefahr ist. Wir sind auch sehr besorgt über die zahlreichen Angriffe auf Christen in Afrika südlich der Sahara, die hunderttausend von ihnen gezwungen hat, aus ihren Dörfern in Vertriebenenlager zu fliehen, wo sie unter sehr schwierigen Bedingungen und ohne Zukunftsperspektive leben. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und einzugreifen, damit die betroffenen Regierungen Massnahmen ergreifen, um ihre Bevölkerung zu schützen und dem Recht der Christen, ihren Glauben in Frieden zu leben, Geltung zu verschaffen», stellt Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz, fest. 

Weitere Schlaglichter: Nicaragua ( # 30) und Nordkorea (# 1)

Die kommunistischen Diktaturen in Lateinamerika stehen der Kirche zunehmend feindlich gegenüber. In Nicaragua zeigt sich das besonders deutlich, das Land ist auf dem WVI 2024 um 20 Plätze gestiegen. Die Regierung Ortega unterdrückt die Religionsfreiheit immer offener. Universitäten und anderen Einrichtungen, die mit der Kirche verbunden sind, wird die Zulassung entzogen. In christlichem Besitz befindliche Immobilien und Medien werden beschlagnahmt. Kritiker dieser Restriktionen durch die Regierung, sowohl kirchliche als auch weltliche, werden verhaftet, ebenso wie ihre Verteidiger. So wurde im Februar 2023 dem katholischen Bischof von Matagalpa, Rolando Álvarez, als einem offenen Verfechter der bürgerlichen Freiheiten, die Staatsbürgerschaft entzogen und er wurde zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt.  Nordkorea steht erneut auf Platz eins des Weltverfolgungsindex, wie seit 1992, mit Ausnahme von 2022, als Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban den WVI anführte. Christen sind gezwungen, ihren Glauben in völliger Geheimhaltung zu praktizieren. Berichte über Razzien gelangen nur selten in die internationalen Medien, aber ein Beispiel wurde im April 2023 bekannt, als sich fünf Christen in einem abgelegenen Bauernhaus im Zentrum Nordkoreas zum Gebet versammelten, nur um festzustellen, dass die Polizei von einem Informanten benachrichtigt worden war und auf sie wartete. Den fünf verhafteten Christen drohen nun Jahre der Zwangsarbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen. In Nordkorea gibt es etwa 200‘000 politische und religiöse Gefangene, die in mehreren über das ganze Land verteilten Lagern festgehalten werden. Schätzungsweise 50‘000 bis 70‘000 von ihnen sind Christen, die nur aufgrund ihres Glaubens inhaftiert sind. 

TOP 50 mit sehr hoher und extremer Verfolgung

In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex (WVI) sind rund 317 Millionen Christen einem sehr hohen bis extremen Mass an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Betrachtet man ausserdem die Länder mit einem hohen Mass an Verfolgung, so sind rund 365 Millionen Christen betroffen. Mittels einer Indexpunktzahl werden die Länder den Verfolgungsrubriken «extrem» (81-100 Punkte), «sehr hoch» (61-80 Punkte) und «hoch» (41-60 Punkte) zugeordnet.  

TOP 10 im WVI 2024 (Rang im WVI 2023 in Klammern)

1.    Nordkorea (1)
2.    Somalia (2)
3.    Libyen (5)
4.    Eritrea (4)
5.    Jemen (3)
6.    Nigeria (6)
7.    Pakistan (7)
8.    Sudan (10)
9.    Iran (8)
10.  Afghanistan (9)  

Open Doors setzt sich in über 70 Ländern durch Hilfsprojekte für verfolgte Christen ein und untersucht jedes Jahr das Ausmass an Gewalt, staatlicher Unterdrückung sowie gesellschaftlicher und behördlicher Feindseligkeit gegenüber Christen in rund 100 Ländern. Die Daten dafür liefern betroffene kirchliche Netzwerke, regionale Menschenrechtsanwälte, unabhängige Experten sowie Analysten von Open Doors International. Die Einhaltung der Methodik des Weltverfolgungsindex wird durch das Internationale Institut für Religionsfreiheit geprüft und zertifiziert

Quelle: opendoors.ch

CHRISTENVERFOLGUNG: Teil 2

Etwas zur Statistik zum Thema Christenverfolgung

Interview mit Frau Monika Chap-Rabenau, Presseleiterin Open Doors Schweiz

NEWS: Kolumbien: Neuer Gesetzesentwurf droht Rechtsmittel bei Verletzung der Religionsfreiheit einzuschränken 

Grosse Hoffnungen lagen auf den Wahlen im Mai 2022. Doch trotz ambitionierter Pläne des neuen Präsidenten ist die Lage im südamerikanischen Land nicht sicherer geworden. Gewalt durch bewaffnete Guerilla-Gruppen und Drogenbanden dominiert weite Teile des Landes. Zusätzlich droht ein neuer Gesetzesentwurf die Religionsfreiheit zu unterminieren, stellt das internationale Hilfswerk für verfolgte Christen, Open Doors, fest.   
Beinahe ein Jahr nach der Präsidentschaftswahl im Mai 2022, die nach Jahrzehnten mit konservativ geprägten Regierungen erstmals einen linksgerichteten Präsidenten hervorbrachte, stehen die mit diesem Wechsel verbundenen Erwartungen auf dem Prüfstand. Die bisherige Bilanz der Entwicklungen ist durchwachsen. Präsident Gustavo Petro erklärte das Projekt «Paz total», was so viel wie «kompletter Frieden» bedeutet, zur höchsten Priorität. Ziel ist die Beilegung des bewaffneten Konflikts auf allen Ebenen und mit allen beteiligten Gruppen. Das schliesst die linksextreme Guerilla, die rechtsextremen Paramilitärs sowie die zahlreichen Drogenbanden mit ein. Doch bisher musste das Land mit dem Jahr 2022 das blutigste seit dem Friedensvertrag zwischen FARC-Guerilla und der Regierung im Jahr 2016 verzeichnen. Die Friedensgespräche entpuppen sich als komplex und sensibel, sehr unterschiedlich sind die Interessenlagen, die Erwartungen und die Bereitschaft zu Zugeständnissen.  Gesetzesentwürfe zur Strafreduktion und Entmilitarisierung, die die Zerschlagung von organisierter Kriminalität und Drogenkartellen bewirken sollen, werden teils hoffnungsvoll, teils kritisch betrachtet. So sollen Bandenmitglieder, wenn sie sich freiwillig stellen, sich schuldig bekennen und ihre Waffen aushändigen, massive Strafreduktion sowie die Möglichkeit, anschliessend durch ein Rehabilitationsprogramm einen Neuanfang zu starten, erhalten. Befürchtungen sind allerdings, dass diese Massnahmen instrumentalisiert werden könnten, um bestimmte Gruppen zu schwächen und andere unbehelligt zu lassen. Neuer Gesetzesentwurf beeinträchtigt Religionsfreiheit  Nun bereitet ein weiterer Gesetzesentwurf den Christen in Kolumbien besonderen Anlass zur Sorge. Christen stehen in dem konfliktgeschüttelten Land seit Jahrzehnten zwischen den verschiedenen Gruppen und feindseligen Aktivitäten. Sie geraten häufig in den Fokus von Gewalt, Entführung und Drohungen, wenn sie sich den Einschüchterungen und kriminellen Handlungen entgegenstellen. Der Gesetzentwurf 336 sieht nun vor, «Strafen und die Schaffung neuer Straftaten zu reduzieren», wie es in «La Gaceta del Congreso«, dem Veröffentlichungsorgan von Gesetzestexten in Kolumbien, heisst. Ziel ist es, «die Straf- und Strafvollzugspolitik zu humanisieren, um zur Überwindung der verfassungswidrigen Zustände beizutragen». Teil dieses neuen Gesetzes wäre, die Straftatbestände «Verletzung der Religionsfreiheit», «Behinderung und Störung religiöser Zeremonien», «Schäden an Personen oder Gegenständen für den Gottesdienst» sowie «Leichenschändung» abzuschaffen. Straftaten, die die Religionsfreiheit beeinträchtigen, würden also aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.   Der Open Doors-Analyst für Kolumbien erläutert, dass das Gesetz schwerwiegende Folgen für die Religionsfreiheit haben würde: «Die Gewährung von Erleichterungen für Straftäter verschärft das Problem der Straflosigkeit. Da viele dieser Straftaten nicht angezeigt werden können, müssen Pastoren und christliche Leiter ständig Beleidigungen, Verleumdungen und Druck über sich ergehen lassen, ohne dass die Justiz sie schützt.»   Christen weiterhin im Fokus von Gewalt  Schon bisher ist das Leben für Christen insbesondere in ländlichen Regionen extrem gefährlich. Pastoren und Leiter, die sich gegen kriminelle Gruppen stellen, werden bedroht oder tatsächlich brutal überfallen oder ermordet. Jose*, Sohn eines Pastors in der wirtschaftlich gering entwickelten Region Arauca im Nordosten Kolumbiens, erklärt: «Ein Kind, das in der Arauca-Region aufwächst, ist dem Konflikt unmittelbar ausgesetzt. Die Gefahr der Rekrutierung durch illegale Gruppen ist ständig präsent. Es ist verwirrend und beängstigend, wenn du in deiner Familie eine Erziehung erhältst, die der Liebe Jesu Christi Raum gibt, aber auf der Strasse mit Waffen und Gewalt konfrontiert bist. Du befindest dich plötzlich mitten im Krieg.»  Der «Paz total», der «komplette Frieden», ist noch nicht Realität geworden im Alltag der Menschen. Der ambitionierte Plan hat an Strahlkraft verloren, die Sehnsucht der Kolumbianer nach Frieden und Sicherheit hält allerdings weiterhin an. «Es wurde von einem Frieden gesprochen, den wir bisher nicht erleben. Es gibt so viele offene Fragen, Hoffnungen und Befürchtungen. Bisher sehen wir keine Besserung, sondern eher das Gegenteil, dass die bewaffneten Gruppen gewachsen sind und die Konfliktzone noch stärker dominieren.» Jose appelliert an die weltweite Kirche und Menschen darüber hinaus, sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen: «Die Kirche in Kolumbien braucht Menschen, die für uns beten, und Menschen, die uns tatkräftig zur Seite stehen und für Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, Rechtssicherheit und echten Frieden eintreten.»  Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 von Open Doors, der die 50 Länder auflistet, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, liegt Kolumbien auf Rang 22.   

Quelle: Open Doors

NEWS vom 17.06.2022

Open Doors veröffentlichte eine neue Statistik über Flucht der Kirche.

Hier können Sie ein Text (Englisch) zu diesem Thema lesen.