Geliebte Brüder und Schwestern,
verehrte Vertreterinnen und Vertreter der Medien,
mit grosser Freude heisse ich euch heute im Apostolischen Palast willkommen. Euer Dienst ist von nicht geringer Bedeutung für das geistige, kulturelle und moralische Gefüge unserer Zeit. In euren Händen liegt ein Werkzeug von ungeheurer Kraft – das Wort, das Bild, die Stimme. All dies hat die Fähigkeit, entweder zu erbauen oder zu zerstören, zu heilen oder zu verwunden, die Wahrheit zu verbreiten oder sie zu verdunkeln.
Die Kirche Christi sieht in euch nicht bloss technische Übermittler von Informationen, sondern Mitschaffende an einer Kultur, die entweder auf Wahrheit und Menschenwürde fusst – oder im Relativismus versinkt. Die Verantwortung, die auf euch lastet, ist darum nicht nur beruflicher, sondern zutiefst ethischer Natur.
In der heutigen Medienlandschaft, geprägt von Tempo, Meinung und oft auch Polarisierung, ruft euch Christus auf, Zeugen der Wahrheit zu sein. Wahrheit – veritas – ist nicht bloss eine journalistische Kategorie, sie ist eine Person: Jesus Christus. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl. Joh 14,6). Wer Ihm dient, dient dem Menschen.
Ich ermutige euch, euch nicht mit Halbwahrheiten, manipulativer Darstellung oder blosser Unterhaltungskultur zufrieden zu geben. Der Mensch hungert nach Orientierung, nach Sinn, nach dem, was bleibt. Ihr habt die Möglichkeit, diese Suche nicht nur zu reflektieren, sondern in rechter Weise zu begleiten – durch Klarheit, Gewissenstreue und durch die mutige Entscheidung, auch unbequeme Wahrheiten nicht zu verschweigen.
Besonders wende ich mich heute auch an jene unter euch, die aus dem Glauben heraus berichten, die die Kirche begleiten, kritisieren, verstehen und erklären wollen. Der Glaube ist kein ideologisches Programm, sondern eine lebendige Begegnung mit dem lebendigen Gott. Euer Beruf steht hier in einem geistlichen Spannungsfeld: zwischen Objektivität und Überzeugung, zwischen der Pflicht zur Recherche und dem Wunsch nach Verkündigung. Ich lade euch ein, dieses Spannungsfeld nicht zu scheuen, sondern darin mit aufrichtigem Herzen nach dem Guten zu streben.
Die Kirche braucht euch. Und sie erwartet von euch, dass ihr euer Handwerk in der Haltung der Demut ausübt – mit Liebe zur Wahrheit, mit Respekt vor dem Menschen und mit Offenheit für den Heiligen Geist.
Ich vertraue euch der Fürsprache des heiligen Franz von Sales an, des Patrons der Journalisten und Medienschaffenden. Möge er euch ein Vorbild darin sein, wie man mit Güte, Klarheit und Geduld in einer aufgewühlten Zeit Orientierung gibt.
Mit väterlichem Herzen segne ich euch alle – eure Arbeit, eure Redaktionen, eure Familien. Seid gesegnet in dem Dienst, den ihr leistet – für die Wahrheit, für den Frieden, für die Würde des Menschen.
Papst Leo XIV.
Gegeben zu Rom, am Sitz Petri, unter dem Ring des Fischers