Der in diesem Jahr für den Petersplatz vorgesehene Weihnachtsbaum wird nicht nach Rom geliefert, sondern durch einen anderen Baum ersetzt werden. Eine kuriose Programmänderung in einer schrägen Zeit.
Die Geschichte des Mannes, der die Weißtanne retten wollte, die an den Vatikan geschickt werden sollte, um den Petersplatz weihnachtlich zu schmücken, ging um die Welt. Und tatsächlich wird „sein“ Baum nicht gefällt, sondern ein anderer.
Dario Rapino ist ein Naturphotograph, Buchautor und als Zivilrichter ein versierter Jurist. Seit zwei Jahren setzte er sich in den Kopf, die Fällung eines bestimmten Baumes in der Gemeinde Rosello zu verhindern, der für den Petersplatz bestimmt war. Dafür holte er sich die Rückendeckung durch den WWF, mit dem er schon früher zusammengearbeitet hatte. Der Naturphotograph prangerte die Absicht, den Baum zu schlägern, als „Arborizid“ an. Rapino selbst gab nun die Nachricht bekannt, „aus zuverlässiger Quelle“ erfahren zu haben, daß die Gemeinde Rosello den ihm wichtigen Baum nicht fällen wird.
„Die Region Abruzzen hat einen anderen Baum, keine Weißtanne, zur Verfügung gestellt“, so Rapino gegenüber einer Lokalzeitung. Der neue Baum stamme aus der Baumschule von Palena, einem Standort zu fällender Bäume. Rapino freut sich, daß ihm die „Rettung der jahrhundertealten Pflanze gelungen ist“ Das sei „ein Grund zu großer Freude“. Worum es geht, läßt der Richter in einem Nebensatz erkennen. Sein „Sieg“ sei dadurch „überschattet“, daß ein anderer Baum für den Petersplatz gefällt wird. Den Brauch des Christbaums bezeichnet er als „tribale Tradition, die früher oder später enden“ müsse.
Seinen Kampf um die Weißtanne nahm Rapino vor zwei Jahren mit einem Brief an Papst Franziskus auf. Er will durch genaue Lokalisierung nachgewiesen haben, daß die Tanne nicht in den Abruzzen, sondern auf dem Gebiet der Nachbarregion Molise steht, weshalb die Genehmigung zu ihrer Schlägerung nichtig sei. Am 15. September 2020 erhielt er die Empfangsbestätigung aus dem Vatikan. Sein Kampfgeist sei damals erwacht, als der Vizebürgermeister von Rosello bekanntgab, daß die Gemeinde der Abruzzen dem Papst für 2022 den Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz schenken und dafür eine Weißtanne aussuchen wird. Die Weißtannen der Gegend stehen, so Rapino, alle in einem Naturschutzgebiet und dürfen nicht gefällt werden.
Im Schreiben an Papst Franziskus erinnerte er an dessen Enzylika Laudato si’ über das Verhältnis von Mensch und Natur, und daß der Mensch nicht mehr seiner Umwelt entnehmen dürfe, als er selbst braucht. Er ersuchte den Papst, die Schlägerung des Baumes zu verhindern, da er „mit all seinen Funktionen für das Ökosystem“ wichtig sei. Antwort erhielt er allerdings keine.
Am Montagmorgen haben die Carabinieri vom zuständigen Forstamt Molise, auf Rapinos Anzeigen hin, die Schlägerung der Weißtanne verhindert. Gesiegt hat er, denn die Zeit läuft. Wenn ein Baum auf dem Petersplatz rechtzeitig aufgestellt werden soll, muß er jetzt gefällt und nach Rom transportiert werden. Eine Klärung der strittigen Frage kann nicht abgewartet werden.
Was Rapino und zahlreiche Medien, die ihm viel Raum boten, nicht berichtet haben: Es stimmt, daß die Weißtanne, die kein Baum des mediterranen Südens ist, auf dem Apennin einst weiter verbreitet war als heute, dann durch Schlägerung und Aufforstung von der Buche verdrängt wurde. Allerdings ist die Weißtanne kein so seltener Baum, wie man rund um die kuriose Geschichte meinen könnte. Allein in dem kleinen Molise gibt es einen Bestand von fast 1000 Hektar. In Rosello in den Abruzzen, wo sich ebenfalls ein ausgedehnter Weißtannenhain befindet, steht auch die mit 45 Metern höchste Weißtanne Italiens. Da diese Baumart die sommerliche Trockenheit besser verträgt als die Buche, die ihr lange vorgezogen wurde, könnte sie bald wieder größere Verbreitung finden.
Nachdenklicher stimmt, ohne dies auf den umtriebigen Naturphotographen zu beziehen, zu dessen genauen Beweggründen keine Kenntnisse vorliegen, daß allgemein festgestellt werden kann, daß beim Verblassen der wahren Religion kein Vakuum entsteht, sondern Ersatzreligionen an ihre Stelle treten. Eine davon nennt sich Ökoreligion. Sie treibt, von Medien und reichen Milliardärsstiftungen befeuert, derzeit besonders schräge und skurrile Blüten, einschließlich der Herausbildung eines Ökoterrorismus. Dabei wird die Gradualität im Schöpfungswerk mißachtet und vielfach Gott selbst nicht mehr anerkannt. An Seine Stelle tritt eine götzenhafte Gaia, die als „Mutter Erde“ betrachtet wird und – ab da wird es wirklich gefährlich – das Leben eines Menschen geringer achtet als einen übersteigerten „Naturschutz“, der den Menschen absurderweise ausklammert.
Quelle: katholisches.info