Andachtsmonat: Verklärung des Herrn

Ansprachen von 2006 durch Papst Benedikt XVI

Liebe Brüder und Schwestern!

Am heutigen Sonntag berichtet der Evangelist Markus, dass Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite nahm und sie auf einen hohen Berg führte. Vor ihren Augen wurde er verwandelt und so strahlend hell, so weiß, wie auf Erden kein Bleicher seine Kleider hätte machen können (vgl. Mk 9,2–10). Die Liturgie lädt uns heute ein, dieses lichtvolle Geheimnis zu betrachten.

Auf dem verklärten Antlitz Jesu erglänzt ein Strahl des göttlichen Lichts, das er in seinem Innersten trug. Dasselbe Licht wird am Tag der Auferstehung auf dem Antlitz Christi leuchten. In diesem Sinn erscheint die Verklärung als eine Vorwegnahme des Ostergeheimnisses.

Die Verklärung lädt uns ein, die Augen unseres Herzens zu öffnen für das Geheimnis des göttlichen Lichts, das in der gesamten Heilsgeschichte gegenwärtig ist. Schon zu Beginn der Schöpfung sagt der Allmächtige: »Fiat lux – Es werde Licht!« (Gen 1,3), und es erfolgt die Scheidung des Lichtes von der Finsternis.

Wie die anderen geschaffenen Dinge ist auch das Licht ein Zeichen, das etwas von Gott offenbart: Es ist gleichsam der Widerschein seiner Herrlichkeit, die seine Erscheinungen begleitet. Gott leuchtet, wenn er erscheint, »wie das Licht der Sonne, ein Kranz von Strahlen umgibt ihn« (Hab 3,4).

Das Licht, so heißt es in den Psalmen, ist das Kleid, in das Gott sich hüllt (vgl. Ps 104,2). Im Buch der Weisheit wird die Symbolik des Lichts verwendet, um das Wesen Gottes zu beschreiben: Die Weisheit, Ausfluss der Herrlichkeit Gottes, ist der »Widerschein des ewigen Lichts« und höher als alles geschaffene Licht (vgl. Weish 7,26.29f.). Im Neuen Testament ist Christus die volle Offenbarung des Lichtes Gottes. Seine Auferstehung hat die Macht der Finsternis des Bösen ein für allemal besiegt.

Mit dem auferstandenen Christus triumphieren Wahrheit und Liebe über Lüge und Sünde. In ihm erleuchtet das göttliche Licht nun endgültig das Leben der Menschen und den Verlauf der Geschichte: »Ich bin das Licht der Welt«, sagt er im Evangelium. »Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben« (Joh 8,12).

Wie sehr haben wir es doch auch in unserer Zeit nötig, aus der Finsternis des Bösen hinauszutreten, um die Freude der Kinder des Lichts zu erfahren! Dieses Geschenk erbitte uns Maria, die wir gestern, am jährlichen Gedenktag der Weihe der Basilika »Santa Maria Maggiore« in Rom, mit besonderer Verehrung bedacht haben.

Die allerseligste Jungfrau möge auch den Frieden erwirken für die Völker des Nahen Ostens, die von Bruderkriegen erschüttert sind! Wir wissen wohl, dass der Frieden zuallererst ein Geschenk Gottes ist, das im Gebet beharrlich erfleht werden muss, aber in diesem Augenblick wollen wir auch daran erinnern, dass er eine Verpflichtung darstellt für alle Menschen guten Willens. Niemand entziehe sich dieser Pflicht!

Angesichts der schmerzlichen Feststellung, dass die Stimmen, die sofortige Waffenruhe in jener gemarterten Region fordern, bisher ungehört geblieben sind, empfinde ich es daher als dringlich, meinen nachdrücklichen Appell in diesem Sinne zu wiederholen und bitte alle um ihre tätige Mithilfe beim Aufbau eines gerechten und dauerhaften Friedens. Diesen neuerlichen Aufruf vertraue ich der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau an.

Nach dem Angelus:

Er sagte zunächst auf italienisch: Ich richte nun den gewohnten Gruß an die Pilger aus dem Ausland, die sich hier versammelt haben, um sich unserem Gebet anzuschließen. An diesem Sonntag, der mit dem Fest der Verklärung des Herrn zusammenfällt, denke ich unweigerlich an den Sonntag, an dem die Pilger, die nach Castelgandolfo zum sonntäglichen Angelus gekommen waren, nicht am Mariengebet mit Papst Paul VI. teilnehmen konnten, weil sein Gesundheitszustand sich in jenen Stunden verschlechtert hatte: In den Abendstunden jenes 6. August 1978 entschlief, wie ihr wisst, dieser große Papst im Herrn. An diesem Jahrestag gedenken wir seiner mit dankbarem Herzen gegenüber Gott, der ihn seiner Kirche in den so wichtigen Jahren während des Konzils und nach dem Konzil geschenkt hat.

…auf französisch: Liebe Pilger französischer Sprache, ich richte meinen herzlichen Willkommensgruß an euch. Am heutigen Tag, an dem die Kirche das Fest der Verklärung des Herrn feiert, mögt ihr euch Christus zuwenden, um das Geheimnis seiner Liebe zu den Menschen zu betrachten. Dann könnt ihr der heutigen Welt die Botschaft der Hoffnung bringen, die in Erinnerung ruft, dass mit dem Herrn und in seiner Nachfolge Leiden und Tod nicht das Ende des Daseins, sondern der Übergang zur ewigen Seligkeit sind. Mit dem Apostolischen Segen.

…auf englisch: Mit großer Zuneigung begrüße ich die englischsprachigen Besucher, die sich zu diesem Angelusgebet versammelt haben. Heute feiern wir das Fest der Verklärung des Herrn, in der Jesus die Herrlichkeit seiner göttlichen Natur offenbarte. Dieses lichtvolle Geheimnis sei eine Quelle bleibender Freude und Hoffnung für alle Menschen, die ihr Vertrauen auf die Verheißungen des Herrn setzen. Gott segne euch und eure Familien!

…auf deutsch: Mit frohem Herzen heiße ich die deutschsprachigen Besucher hier in Castelgandolfo willkommen. Heute feiert die Liturgie der Kirche die Verklärung Christi, deren Augenzeugen die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes waren. Gott offenbart seinen geliebten Sohn, auf dessen Wort und Weisung die Jünger hören sollen. Gebt darum dem Wort Jesu in euren Herzen Raum und schreitet so auf dem Weg einer lebendigen Gemeinschaft mit Gott und den Menschen voran. Gottes Güte und Erbarmen begleite euch in dieser Ferienzeit und bei all eurem Tun.

Quelle: Benedictusxvi.org

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