Archiv für Mittwochs Kolumne

Mittwochskolumne: Tag der Arbeit

Bern, (novaradio.ch): Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Die Kirche stellt den Heiligen Joseph ins Zentrum, den Patron der Arbeiter. Am heutigen Tag sollten wir uns Gedanken machen, wie wir es als Christen schaffen, die alltägliche Arbeit so zu verrichten, dass diese für uns und unsere Mitmenschen segensreich ist. Ich meine damit nicht nur die Lohnarbeit, sondern jede Arbeit, die der Mensch verrichtet. Bei der Lohnarbeit ist es wichtig, keine Arbeit nur deswegen zu erledigen, weil sie Geld einbringt. Natürlich müssen wir alle leben und daher sind wir auf Einkommen angewiesen. Wenn ein Mensch aber nur den Lohn im Auge hat, verkümmert seine Seele bei einer Tätigkeit. Für mich als Lehrer zum Beispiel müssen die Schüler die wichtigste Priorität haben, nicht mein Bankkonto am Ende des Monats. Eine Arbeit, die keine Freude bereitet, sondern zu der ich mich nur motivieren kann, weil sie mich finanziell besserstellt, wird mir irgendwann nur noch zur Last. Darunter leiden dann meine Mitmenschen. Wir sollten daher jede Arbeit, auch wenn sie mühsam ist, mit Liebe füllen und sie als Dienst an unseren Mitmenschen sehen. Bei Berufen, bei denen man mit Menschen zu tun hat, ist dies vor allem wichtig. Aber auch bei gewöhnlichen Industrieberufen, bei denen ein Produkt hergestellt wird, kann eine solche Einstellung die Arbeit zu einer Quelle der Gnade machen. Jedes Produkt dient ja später dem Konsumenten, der sich an diesem erfreut. Umgekehrt sind auch wir als Konsumenten aufgefordert, die Arbeit zu respektieren, durch die ein Produkt oder eine Dienstleistung erschaffen wurde. Die Nächstenliebe erfordert, dass wir jedem Arbeiter den grössten Respekt entgegenbringen. Wir dürfen nicht nur in der Kirche bei der Heiligen Messe Christen sein, sondern vor allem auch im alltäglichen Leben. Nutzen wir daher den 1. Mai, um Gott zu bitten, unsere Arbeit und unser Konsumverhalten zu heiligen, damit wir zum Segen für die Welt werden. DR

Mittwochskolumne: Was ist die Kirche?

Bern (novaradio.ch): Nach Ostern bewegen wir uns auf Pfingsten zu, das als Anbeginn der Kirche gefeiert wird. Dieses Nähern auf Pfingsten sollte uns motivieren, uns die Frage zu stellen, was die Kirche eigentlich ist. Benedikt XVI. hat einmal darauf hingewiesen, dass die Kirche nicht in erster Linie eine Institution oder ein Moralsystem ist, sondern dass wir als Christen Jesus folgen. Wir folgen als Christen dem menschgewordenen Wort Gottes. Für mich ist dies eine ganz zentrale und wichtige Definition. Die Kirche besteht nicht in erster Linie aus schönen Kirchen, aus einer schönen Liturgie oder schönen religiösen Texten und Gesängen, schon gar nicht besteht die Kirche aus einer Steuergemeinschaft (wie in vielen Kantonen der Schweiz): Die Kirche besteht aus Menschen, die bereit sind, Jesus Christus zu folgen und seinen Willen zu erfüllen. Alle Glieder der Kirche, vom Papst bis zum einfachen Laien, müssen sich ständig die Frage stellen, was der Wille Jesu ist. Ich möchte damit nicht in Abrede stellen, dass es eine Hierarchie braucht, sondern nur darauf aufmerksam machen, dass unser Glaube ganz auf Jesus Christus gegründet ist. Er ist der Weg, auf dem wir schreiten und er ist die Wahrheit. Als Christen dürfen wir daher nicht in eine Lethargie und Nostalgie verfallen, wenn es darum geht, diese Wahrheit zu verkünden. Viele Menschen sind traurig darüber, dass das Pfarreileben nicht mehr so ist wie früher. Sie trauern den Zeiten nach, als sich alle noch im Dorf und in der Pfarrei gekannt haben. Dieses Nachtrauern nach vergangenen Zeiten bringt nichts. Der Christ muss sich an die Begebenheiten anpassen, die heute vorherrschen und er (oder sie) muss versuchen, Christus in allen möglichen Situationen nachzufolgen, ohne seinen Willen und seine verkündete Wahrheit zu relativieren. Ich kann Menschen, welche äussere Umstände dafür verantwortlich machen, dass sie nicht mehr ihren Glauben praktizieren, nicht verstehen. Wenn beispielsweise im eigenen Dorf nicht mehr die Heilige Messe angeboten wird, dann müssen wir halt bereit sein, längere Wege in Kauf zu nehmen, um die Eucharistie zu feiern. In religiösen Fragen dürfen wir nicht faul sein, sondern willig, um aus unseren Gewohnheiten und unserer Bequemlichkeit auszubrechen. Denken wir an die ersten Jünger, die Juden waren und das Christentum annahmen. Wie flexibel mussten sie sein, um den Glauben anzunehmen und zu praktizieren? Ist es heute zu viel verlangt, dass wir auf unsere Bequemlichkeit zugunsten einer authentischen Kirche verzichten? Bitten wir Jesus, dass er uns die Kraft schenkt, ihm zu folgen. Schreiten wir auf Pfingsten zu, indem wir den Willen Jesu ständig versuchen zu erfüllen. DR

Mittwochskolumne: Ein guter Hirte für seine Mitmenschen sein

Bern (novaradio.ch): Die katholische Kirche feiert diesen Sonntag den Guthirtensonntag. An diesem Sonntag soll speziell auch für Berufungen gebetet werden. Da die hiesige Kirche dringend Priester und Ordensleute benötigt, möchte ich Sie alle bitten, diesem Aufruf der Kirche nachzukommen und intensiv für Berufungen zu beten. In meiner Kolumne möchte ich jedoch der allgemeinen Frage nachgehen, was einen guten Hirten auszeichnet. Natürlich verstehen wir im kirchlichen Umfeld unter dem Begriff Hirte vor allem die Aufgabe, die dem Bischof und dem Priester zukommt. Im gewöhnlichen Alltag sind aber auch wir Laien oft in der Situation, Hirten für unsere Mitmenschen sein zu müssen. In einer immer stärker orientierungslosen Welt, in der Werte oft keine Rolle spielen, ist jeder Katholik aufgefordert, für seine Mitmenschen ein guter Hirte zu sein. Als Eltern, Geschwister, Arbeitskollegen, Lehrer, Ärzte, Arbeitgeber, Freunde oder Nachbarn sind wir als Christen berufen, Salz und Licht der Erde zu sein. Wie können wir dieser Funktion als guter Hirte gerecht werden? Meiner Meinung nach ist ein guter Hirt nicht jemand, der seine Mitmenschen einengt, sie verurteilt und ihnen besserwisserisch befiehlt, nach gewissen Grundsätzen zu handeln. Dies ist kontraproduktiv und führt dazu, dass Menschen sich eher von Gott abwenden. Das bedeutet nicht, dass man nicht die christlichen Gebote benennen und vertreten darf, sondern nur, dass man sehr darauf achten muss, wie man diese an die einzelne Person heranträgt. Von oben herab lässt sich das Christentum nicht lehren. Die Tatsache, dass Christus Mensch wurde, zeigt uns, dass Gott klar war, dass der Mensch seine Gebote nur annimmt, wenn man diese einfühlsam und auf Augenhöhe lehrt. Gott kommt nicht im Erdbeben oder im Sturm, sondern im stillen und sanften Sausen. Ein guter Hirt relativiert Gottes Gebote nicht, schafft es aber, diese sanft dem Individuum beizubringen. Natürlich kann es bei gewissen hartherzigen Menschen auch manchmal nötig sein, ganz laut und entschieden aufzuzeigen, dass sie Gottes Gebote übertreten. Bei den allermeisten der heute verletzten und verirrten Menschen ist es aber nötig, mit viel Empathie vorzugehen. Der gute Hirt geht immer mit gutem Beispiel voran, so wie es Jesus getan hat. Er stellt nicht nur abstrakte Ideale auf, sondern lebt diese vor. Er verlangt von sich selbst mehr als er von seinen Mitmenschen verlangt. Streng zu sich selbst, gütig zu seinen Mitmenschen – das ist für mich der gute Hirte. Wollen wir Mitmenschen für Christus gewinnen, so müssen wir als gute Hirten bei uns selbst anfangen und mit unserem Glaubensbeispiel vorangehen. Möge Jesus – der beste aller Hirten – uns dabei immer unterstützen. DR

Mittwochskolumne: Die Österliche Freude leben

Bern (novaradio.ch): Die Fastenzeit und Ostern sind für viele Katholiken neben Weihnachten kirchliche Höhepunkte im Jahr. Tatsächlich ist es so, dass Ostern das höchste Fest der katholischen Kirche ist. Es ist aber wichtig, nach Ostern nicht wie ein Sportler zu sein, der auf einen bestimmten Wettbewerb trainiert und nachher in eine Lethargie fällt, wenn der Wettbewerb überstanden ist. Auch im Glaubensleben ist häufig die Gefahr da, dass man alle Energie auf einen Anlass wie Ostern bündelt und später enttäuscht ist, wenn das Hochfest da ist und man nicht das erlebt, was man erwartet hat. Als Katholiken muss uns bewusst sein, dass jede Eucharistiefeier ein kleines Osterfest ist, da wir den Kreuzestod und die Auferstehung Christi feiern. Jedes Gebet, jede Eucharistie, jede gute Tat aus Liebe zu Gott kann unser Leben ändern. Ohnehin glaube ich, dass wir den Glauben vor allem dann vertiefen können, wenn wir bei ganz gewöhnlichen Gelegenheiten Taten der Gottes- und Nächstenliebe praktizieren. Ein kleines Gebet im Alltag, das Beten des Rosenkranzes am Morgen und am Abend, ein gutes Wort und eine helfende Tat für den Nächsten – dies ist im Alltag gelebter Glaube. Nach Ostern sollten wir nicht in ein nachösterliches Loch fallen, sondern ganz im Gegenteil aus der österlichen Freude leben. Als Christen dürfen wir uns freuen, dass Jesus den Tod überwunden hat und kein Leid und kein Schmerz so gross sind, dass sie die Freude über unser ewiges Leben bei Gott übertönen könnten. Der Lärm dieser Welt und die Angst, welche unseren Alltag oft beherrscht, sollten niemals grösser sein als die Freude über Ostern. Wenn wir uns die heutige Gesellschaft anschauen, dann erkennen wir, dass die Freudlosigkeit dominiert, auch wenn oft darüber geschrieben wird, dass wir in einer sogenannten Spassgesellschaft leben. Menschen ohne Glauben ärgern sich über jede Kleinigkeit und machen sich auch Sorgen über jede Kleinigkeit. Als Christen dürfen wir nicht in diesem gleichen Geist leben, sondern uns auch über die kleinsten und scheinbar unbedeutendsten Dinge im Alltag erfreuen. Damit zeigen wir auch unseren Mitmenschen, die den katholischen Glauben noch nicht kennen, dass unser Glaube keine Last ist, sondern uns befreit und glücklich macht. Lassen Sie uns also alle aus der österlichen Freude leben. Gott möge uns dabei unterstützen, damit wir Licht und Salz der Erde sind. DR

Mittwochskolumne: Barmherzigkeit Gottes

Am kommenden Sonntag feiert die Kirche den Weissen Sonntag und zugleich den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit. Der Heilige Papst Johannes Paul II. führte dieses Fest auf Wunsch der Ordensschwester Faustina ein, die von Jesus den Auftrag erhalten hat, der Welt die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden. Es ist wichtig, dass wir uns als Christen immer wieder vertiefen in das Geheimnis der Göttlichen Barmherzigkeit und Liebe. Sich in das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes zu vertiefen bedeutet jedoch nicht, dass wir die Göttlichen Gebote relativieren und so tun dürfen, als gäbe es die Göttliche Gerechtigkeit nicht. Gott ist heilig und er verlangt von uns, seine Gebote zu halten, da diese Gebote unserem Heil dienen. Einige sich selbst als progressiv bezeichnende Theologen behaupten, dass Gott dem Menschen alle Freiheit gibt und der Mensch sich nicht an die Gebote Gottes halten muss. Wer so etwas lehrt, belügt die Menschen. Die Gebote Gottes sind nicht einengend, sondern befreien uns, da sie der Liebe dienen und der Mensch für die Liebe zu Gott und den Mitmenschen erschaffen wurde. Da wir aber schwache Menschen sind, die immer wieder fallen, zeigt Gott jedem Menschen seine unendliche Barmherzigkeit, indem er ihm immer wieder Chancen gibt. Wir können die Grösse Gottes Barmherzigkeit nur erkennen, wenn wir auch seine Gerechtigkeit erkennen. Gott lehnt jede Sünde ab, macht aber einen grossen Unterschied zwischen dem Sünder und der Sünde. So sehr Gott die Sünde hasst, so sehr liebt er trotzdem den Sünder. Persönlich glaube ich, dass der Weg zur Neuevangelisierung gelingen kann, wenn wir vermehrt betonen, wie barmherzig Gott ist. Viele Menschen verzweifeln heute an ihrer Lebenssituation und sehen keine Zukunft für sich. Wenn wir die Frohe Botschaft verbreiten wollen, müssen wir allen Mitmenschen verkünden, dass Gottes Barmherzigkeit keine Grenzen kennt. Jesus Christus hat sein Leben für uns alle hingegeben, damit wir das Leben in Fülle haben. Die Kraft dieser Botschaft ist so gross, dass wir neue Menschen für den Glauben gewinnen werden und die Kirche auch im dritten Jahrtausend weiter wachsen wird. Es ist eine einfache Botschaft, aber eine solch tiefe, dass jedes Herz dadurch berührt wird. Versuchen wir daher in unserem Leben Apostel der Barmherzigkeit Gottes zu sein, indem wir von Gottes Liebe und Barmherzigkeit erzählen und auch selbst Taten der Barmherzigkeit vollbringen. Nur schon eine kleine Tat, die aus Barmherzigkeit geschieht, kann die Welt zum Guten verändern. Ich bin davon überzeugt. DR