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NEWS: Israel bombardiert die Christendörfer im Südlibanon

Israel und die Hisbollah-Milizen, die den Südlibanon kontrollieren, stehen seit Jahrzehnten in einem angespannten Konflikt, der immer wieder in Gewalt ausartet. Historisch war die Region Südlibanon nicht nur ein Schauplatz geopolitischer Spannungen, sondern auch die Heimat einer vielfältigen Bevölkerungsgruppe, darunter auch christliche Dörfer. Diese Ortschaften sind oft zwischen den Fronten gefangen und Opfer der militärischen Auseinandersetzungen, die in diesem Gebiet stattfinden.

Wenn es zu Bombardierungen oder militärischen Operationen kommt, sind die zivilen Gemeinschaften, einschliesslich der christlichen Dörfer, besonders stark betroffen. Israelische Luftangriffe zielen in der Regel auf Stellungen der Hisbollah, doch aufgrund der dicht besiedelten Gebiete kommt es auch zu erheblichen Kollateralschäden. Wohnhäuser, Kirchen und die Infrastruktur dieser Dörfer werden beschädigt, was zu humanitären Krisen führt. Viele Menschen werden vertrieben, und das Leben derjenigen, die bleiben, wird von Unsicherheit und Angst bestimmt.

Die Präsenz der Hisbollah in der Region ist einer der Hauptgründe für die Eskalation der Gewalt. Die Miliz hat in vielen dieser Gebiete ihre Stellungen errichtet, was sie zu Zielen israelischer Luftangriffe macht. Israel sieht in der Hisbollah eine direkte Bedrohung seiner nationalen Sicherheit, da die Miliz Raketenstellungen und militärische Infrastruktur nahe der israelischen Grenze unterhält.

Auf der anderen Seite ist die Bombardierung von christlichen Dörfern ein sensibler und komplexer Aspekt dieses Konflikts, da sie nicht nur militärische, sondern auch religiöse Spannungen verstärken kann. Christliche Gemeinschaften im Nahen Osten sind oft in einer prekären Lage, und ihre Sicherheit und Stabilität werden durch solche militärischen Konflikte weiter gefährdet. Internationale Hilfsorganisationen und Menschenrechtsgruppen haben wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bombardierung christlicher Dörfer im Südlibanon Teil eines vielschichtigen und lang anhaltenden Konflikts ist, bei dem religiöse, politische und militärische Interessen auf brutale Weise aufeinandertreffen. Die betroffenen Gemeinschaften leiden unter den Folgen dieser Auseinandersetzungen und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, während die geopolitischen Spannungen in der Region weiter eskalieren.

NEWS: Überlebende von Boko Haram: Christen in Nigeria wird Unterstützung in Vertriebenenlagern verweigert

Der neue Forschungsbericht von Open Doors zur Lage von vertriebenen Christen in Nigeria zeichnet ein dramatisches Bild der Lebensumstände von bereits zu Opfern gewordenen Menschen im Nordosten des Landes, insbesondere im Bundesstaat Borno. Systematisches Übergehen bei der Zuteilung von Lebensmitteln und Hilfsgütern, keine Aussicht auf Veränderung und Neubeginn, anhaltende Gefahr der Entführung und Lösegelderpressung sowie teilweise sogar die grundsätzliche Verweigerung von sicherer Zuflucht sind einige der Auswirkungen für Christen, die gewaltsam vertrieben und ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden.
Neue Untersuchungen des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks Open Doors zeigen eine «systematische Diskriminierung» von Christen, die vor den Extremisten von Boko Haram in Nigerias nordöstlichem Bundesstaat Borno fliehen mussten. Der Bericht «No Road Home» beleuchtet beispielhaft die Situation in Borno sowie im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau und basiert neben Kontextrecherchen auf Interviews mit vertriebenen Überlebenden, von denen einige die brutale Ermordung ihrer Ehepartner mitansehen mussten, weil sie nicht zum Islam konvertiert waren. Er zeigt auf, dass Christen in provisorischen Lagern regelmässig Hilfe verweigert wird – manchmal lediglich, weil sie christlich klingende Namen haben.  
Millionen Vertriebene allein im Bundesstaat Borno
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen sind mehr als zwei Millionen Menschen im Nordosten Nigerias vor allem wegen gewalttätiger extremistischer Angriffe vertrieben worden. In Borno leben 80 Prozent der Vertriebenen dieser Region.
John Samuel*, Rechtsexperte von Open Doors für Subsahara-Afrika, erklärt: «Unsere Untersuchungen zeichnen ein schockierendes Bild der Lebensbedingungen der Christen, deren Leben bereits durch verheerende Angriffe von Terroristen wie Boko Haram und ISWAP (Westafrikanische Provinz des Islamischen Staates) massiv erschüttert wurde. Unser Bericht zeigt, dass Christen in Lagern, die speziell für Binnenvertriebene (IDPs) eingerichtet wurden, systematisch diskriminiert, gezielt vernachlässigt und ausgegrenzt werden.»  
Immer wieder hörten wir von Überlebenden, dass Christen absichtlich die «weisse Papierkarte» verweigert wird, die ihre Berechtigung für den Erhalt humanitärer Hilfe von der Landesregierung nachgewiesen hätte. Wir haben gehört, wie Christen in der Hoffnung auf Nahrung tagelang Schlange stehen, um letztlich dennoch abgewiesen zu werden.  
Uns wurde berichtet, dass Unterstützungsgutscheine oft an traditionelle Führer vergeben werden, die Mitglieder ihrer eigenen Gemeinschaft bevorzugen und Christen übergehen. Die Verteilung von Hilfsgütern wird häufig Sonntagvormittag geplant, was bedeutet, dass Menschen, die einen Sonntagsgottesdienst besuchen, leer ausgehen. 
Christen sind keineswegs die einzigen Menschen, deren Leben von Boko Haram und anderen Terroristen entwurzelt und destabiliert wurde. Die Verwundbarkeit der Christen, die in vielen nördlichen Bundesstaaten Nigerias ohnehin schon als Bürger zweiter Klasse behandelt werden, wird durch die Angriffe islamistischer Extremisten jedoch noch erheblich verstärkt.»
Kein Zugang zu Lagern für Christen
Der Bericht «No Road Home: Christian Internally Displaced Persons (IDPs) Displaced by Extremist Violence in Nigeria» (Kein Weg nach Hause: Christliche Binnenvertriebene, die durch extremistische Gewalt in Nigeria vertrieben wurden) stellt fest, dass Christen in Borno «die Verantwortung für ungerechte Behandlung und glaubensbedingte Diskriminierung bei der lokalen Regierung und Amtsträgern sehen, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu Unterkünften, humanitärer Hilfe, Bildung und Beschäftigung.»
Einige Überlebende sahen keinen anderen Weg, als zum Islam zu konvertieren oder ihren Glauben bewusst zu verbergen, um Zugang zu den verfügbaren Hilfsangeboten zu erhalten. Ein christlicher Binnenvertriebener aus dem Regierungsbezirk Gwoza erzählt: «Es gibt viele verschiedene Lager. Sobald man ein Lager betritt und sie herausfinden, dass man Christ ist und man nicht konvertiert und Muslim wird… muss man das Lager verlassen. Als die Christen nach Maiduguri (Anm.: die Hauptstadt des Bundesstaates) kamen und begannen, in die Lager zu gehen, mussten sie konvertieren, wenn sie keine Muslime waren. Man musste erst konvertieren, bevor man im Lager aufgenommen wurde.»
Ein Mitarbeiter einer humanitären Organisation berichtete den Forschern darüber hinaus, dass die Namen der vertriebenen Christen zwar in den Bewertungen der Gefährdung aufgeführt sind, bei der Verteilung der Hilfe aber durch die Namen von Muslimen ersetzt werden.   
Aufgrund der Schwierigkeiten in den offiziellen, von der Regierung errichteten Lagern leben die Christen grösstenteils entweder in informellen Lagern oder in den umliegenden Dörfern, die bereit sind, sie aufzunehmen. Auch in diesem Umfeld ist es schwierig, Lebensmittel zu bekommen, da die Überlebenden berichten, dass die Regierung des Bundesstaates viele Organisationen daran hindert, dort Hilfsgüter zu verteilen. 
Rückkehr bringt neue Gefahren
An eine Rückkehr nach Hause ist oft gar nicht zu denken. Open Doors-Experte Samuel stellt fest: «Christen, die es wagen, eine Rückkehr in die Dörfer, aus denen sie geflohen sind, auch nur in Erwägung zu ziehen, müssen mit einer Vielzahl von Gefahren rechnen. Einige Gebiete sind jetzt Boko-Haram-Hochburgen, andere sind zu Schlachtfeldern zwischen Aufständischen und der nigerianischen Armee geworden, wieder andere sind mit Landminen übersät, und in einigen Gebieten wurden muslimische Binnenvertriebene genau dort angesiedelt, wo einst christliche Gemeinschaften lebten. 
Selbst wenn es den Christen gelingt, nach Hause zurückzukehren und ihre Landwirtschaften weiterzuführen, sind sie anfällig für erneute Angriffe. Extremisten können Menschen zum Wehrdienst zwingen, oder wenn Christen entführt werden, müssen sie höhere Lösegeldforderungen erfüllen als ihre muslimischen Mitbürger. In anderen Fällen verlangen islamistische Terroristen von den Rückkehrern die Zahlung der Dschizya-Steuer – eine Art Schutzgeld – dafür, dass sie sowohl die Landwirtschaft betreiben als auch die Ernte einholen können.» 
Nach Angaben der Befragten sind Entführungen ein zentrales Sicherheitsrisiko im gesamten Bundesstaat Borno. Obwohl dies auch für Muslime ein Risiko darstellt, erklären die Befragten, dass ISWAP für christliche Entführte höhere Lösegelder verlangte als für Muslime, manchmal sogar doppelt so viel. Für Geistliche und Pastoren waren die Lösegeldforderungen noch höher. 
Eindringlicher Appell zur Gleichbehandlung und Unterstützung
Nigeria liegt auf Rang sechs des aktuellen Weltverfolgungsindex von Open Doors, der jährlich veröffentlichten Rangliste der Länder, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt und diskriminiert werden. 
«Im Lichte unseres Berichts appellieren wir an die nigerianische Regierung, die Regionalregierung des Bundesstaates Borno aufzufordern, dafür zu sorgen, dass alle Binnenvertriebenen unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung die notwendige Unterstützung erhalten«, fasst John Samuel die Ergebnisse des Berichts zusammen. «Wir rufen die Hilfsorganisationen vor Ort dazu auf, die lokalen christlichen Leiter und Organisationen in die Entscheidungsfindung und Koordinierung der humanitären Hilfe einzubeziehen. 
Darüber hinaus reichen die derzeitigen Programme und Finanzmittel nicht aus, um den durch die eskalierende Krise in Nigeria verursachten Bedarf zu decken. Wir fordern die internationalen humanitären Organisationen auf, anzuerkennen, wie die religiöse Überzeugung der Binnenvertriebenen ihre Gefährdung erhöhen kann. Weiters fordern wir, dass die religiöse Bildung der Mitarbeiter der Vertriebenenlager, Hilfsorganisationen und Behörden gefördert wird, um eine diskriminierende Behandlung zu verhindern, die gegen grundlegende humanitäre Prinzipien verstösst, und um eine Gleichbehandlung unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung zu gewährleisten.» * Name aus Sicherheitsgründen geändert

Quelle: Opendoors.ch

Nachrichtensendung vom 29.09.2023

EU und USA verraten die Christen

Hirtenbrief von Bischof Strickland

NEWS: Digitale Verfolgung von Christen und konvertierte Frauen

Frauen, die zum Christentum konvertiert sind, sind zunehmend von Verfolgung durch Kontrolle und Überwachung mit digitalen Geräten bedroht. Laut dem neuen Bericht über geschlechtsspezifische religiöse Verfolgung (GSRP) von Open Doors, der am 1. März veröffentlicht wurde, werden Alltagsgegenstände wie Smartphones und Tablets von Familien und Gemeinschaften verwendet, um das tägliche Leben von Christen zu beobachten und zu kontrollieren.   
Laut dem sechsten Bericht über geschlechtsspezifische religiöse Verfolgung, der im Rahmen der Recherchen zum Weltverfolgungsindex von Open Doors veröffentlicht wurde, wurden der Nahe Osten und Nordafrika als die Regionen identifiziert, in denen die digitale Verfolgung stark zunimmt. Digitale Verfolgung wird von Familienmitgliedern, lokalen Dorfgemeinschaften sowie von staatlichen Akteuren ausgeübt, um den Zugang zu digitalen Medien zu kontrollieren und die Aktivitäten des täglichen Lebens von Christen zu überwachen.   

Verstärkte Überwachung durch Regierungen und das Umfeld  

Elizabeth Lane Miller, Expertin für Verfolgung von Frauen bei Open Doors, erklärte: «Der diesjährige Anstieg der digitalen Verfolgung ist aufschlussreich, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie nicht nur von Regierungen verübt wird, die digitale Technologien nutzen, um das Leben von Bürgern aus Randgruppen zu überwachen und zu kontrollieren. Wir sehen eine Zunahme der Kontrolle, die Familienmitglieder insbesondere über Frauen ausüben, indem sie ihre Bewegungen verfolgen, ihre digitalen Geräte konfiszieren und ihre Internetrecherchen überwachen. Die Folge für diese Frauen ist häufig Gewalt.»  Diese Überwachung widerspricht dem Konzept der Privatsphäre und isoliert und bestraft Mitglieder einer Gemeinschaft, die anhand der digitalen Spuren (Webrecherchen, Konten in sozialen Netzwerken), die sie hinterlassen, als Anhänger eines anderen Glaubens entlarvt werden.  

Länder, in denen das Geschlecht die religiöse Verfolgung am stärksten prägt  

Der diesjährige Bericht enthält ein neues Element: eine Rangliste nach Ländern. Diese Rangliste ergänzt den Weltverfolgungsindex, indem sie die Länder untersucht, in denen das Geschlecht das Auftreten religiöser Verfolgung am stärksten prägt, und nicht die Länder, in denen Verfolgung am häufigsten vorkommt. Der Bericht 2023 stellt fest, dass Nigeria, Kamerun und Somalia die Länder sind, in denen die Tatsache, eine Frau zu sein, die Art und Weise, wie eine christliche Frau religiöse Verfolgung erlebt, am stärksten beeinflusst.   Lateinamerika ist die Region, in der christliche Männer und Jungen am stärksten mit religiöser Verfolgung konfrontiert sind, die speziell auf sie abzielt. Der Druck, dem sie als Männer ausgesetzt sind, kann folgende Formen annehmen: willkürliche Verhaftungen, Entführungen, erzwungenes Exil, Mord, Misshandlung, Inhaftierung, einschliesslich körperlicher Folter und Einschränkung des Zugangs zu Nahrung oder grundlegender Gesundheitsversorgung. Die tödlichste Region für christliche Männer ist Subsahara-Afrika, wo über 89% aller aus religiösen Gründen getöteten Christen (fast ausschliesslich in Nigeria) während des für die Veröffentlichung des Weltverfolgungsindex 2023 berücksichtigten Untersuchungszeitraums getötet wurden.  

Ein Geflecht aus Druck

In Kombination können die Auswirkungen der zahlreichen Formen der Verfolgung die Stabilität christlicher Familien belasten und bedrohen. Helene Fisher, Open Doors-Spezialistin für globale geschlechtsspezifische Verfolgung, sagte: «Die Religions- und Glaubensfreiheit ist ein grundlegendes Menschenrecht und wird in vielen der von uns untersuchten Länder verletzt. Die Erfahrungen von christlichen Männern und Jungen in den Ländern des Weltverfolgungsindex sind ebenso wie die von Frauen und Mädchen durch ihr Geschlecht geprägt. Sie werden sehr gezielt ins Visier genommen, mit dem Ziel, die Stärke, die sie für ihre Familien darstellen, zu zerstören.   Wenn man andererseits die Verletzlichkeit von Frauen und Mädchen in patriarchalischen Gesellschaften in Verbindung mit familiären Erwartungen und gesetzlichen Beschränkungen berücksichtigt, wird das Geflecht des Drucks, dem sie ausgesetzt sind, noch komplexer, wenn sie sich dafür entscheiden, einen Glauben zu verlassen und zu einem anderen zu konvertieren.»

Quelle: Open Doors Schweiz

NEWS: Wahlen in Nigeria

Christen unter den Kandidaten klar unterrepräsentiert

Am Samstag wird in Nigeria ein neuer Präsident gewählt. Die Kandidaten der grossen Parteien halten sich jedoch nicht an die ungeschriebene Regel der geografischen und religiösen Rotation. Eine Situation, die die bereits bestehenden interreligiösen Spannungen weiter anheizt.
Der nächste Präsident des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas wird am Samstag, den 25. Februar, gewählt. Es sind die siebten Präsidentschaftswahlen seit der Rückkehr des Landes zu einem demokratischen System im Jahr 1999. Die Herausforderungen, die mit dieser Wahl verbunden sind, entsprechen den Herausforderungen, denen sich das Land derzeit insgesamt gegenübersieht. Denn nach der Wahl von Präsident Muhammadu Buhari, der 2015 die Nachfolge von Jonathan Goodluck antrat, hat die Gewalt militanter Islamisten nur noch zugenommen, die Unsicherheit hat sich ausgebreitet, das Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt, das Bildungssystem ist zusammengebrochen und die Verarmung der Bevölkerung hat sich verstärkt.

Das muslimisch/muslimische Ticket sorgt für Kontroversen

Der gewählte Präsident wird eine Amtszeit von vier Jahren erhalten. Die wichtigsten politischen Parteien, die bei den Wahlen antreten, sind die Demokratische Volkspartei (PDP) und der Progressive Kongress (APC).
Im Vorfeld der Wahlen wird jedoch weniger auf die von den Parteien vorgeschlagene Politik geachtet als vielmehr auf die Kontroverse um die muslimischen Doppeltickets und die Unfähigkeit der beiden Parteien, das Land voranzubringen.
In Nigeria gibt es einen stillschweigenden Konsens zwischen den politischen Parteien, die Präsidentschaftskandidaten aufstellen, der eine geografische Machtrotation zwischen dem muslimischen Norden und dem christlichen Süden sowie ein Bekenntnis zur Vertretung beider Religionsgruppen fordert. Bei dieser Wahl wird sie nicht eingehalten.
Auf der Grundlage der Übereinkunft war zu erwarten, dass der nächste Präsident aus dem christlichen Süden kommen und sein Vizepräsident den muslimischen Norden vertreten würde. Die Oppositionspartei PDP stellte jedoch den Muslim Atiku Abubakar als Kandidaten auf, der den Christen Ifeanyi Okowa als seinen „Running Mate“ wählte. Einen Monat später stellte die Regierungspartei APC den Muslim Bola Tinubu aus dem Bundesstaat Lagos im Süden des Landes auf, der wiederum einen anderen Muslim aus dem Norden, den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaates Borno, Kashim Shettima, als Vizepräsidenten wählte. Insbesondere das muslimisch/muslimische Ticket schürt die Spannungen in einem Land, das bereits durch religiöse und ethnische Bruchlinien gespalten ist. In Nigeria ist die Bevölkerung etwa zu gleichen Teilen in Christen und Muslime geteilt und viele Christen fühlen sich von den vorgeschlagenen Kandidaten nicht vertreten. Die Christliche Vereinigung von Nigeria (CAN) hat offen ihre Besorgnis darüber geäussert. Ihr Generalsekretär, Barrister Joseph Bade Daramola, erklärte: «Die CAN drängt darauf, dass bei der Auswahl der Mitstreiter für die Präsidentschaftskandidaten ein Gleichgewicht zwischen den beiden Religionen hergestellt wird. Wir lehnen die Idee von christlich/christlichen oder muslimisch/muslimischen Kandidaten ab». Erzbischof Henry Ndukuba sagte in einem Interview: «Wenn Sie Personen desselben Glaubens nominieren oder auswählen, sei es ein christlich-christliches oder ein muslimisch-muslimisches Ticket, sind Sie sehr unsensibel gegenüber den Gefühlen der Bevölkerung.» Andere bringen ebenfalls ihre Bedenken und die potenzielle Gefahr des muslimisch/muslimischen Tickets zum Ausdruck und betonen, dass es um Inklusion und Repräsentation geht.

Interreligiöses Zusammenleben durch dschihadistische Gewalt höchst fragil

Das Land hat sowohl die sechstgrösste christliche Bevölkerung der Welt (rund 100 Millionen) als auch die fünftgrösste muslimische Bevölkerung (rund 115 Millionen). Angesichts der bestehenden sozialen, religiösen und politischen Spannungen befürchten viele, dass vor diesem Hintergrund das Risiko von Gewalt während und nach den Wahlen höher als je zuvor sein wird. Eine anhaltende Unsicherheit und wirtschaftliche Instabilität könnte deutlich weitreichendere und schädlichere Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung, die Flüchtlingsbewegungen und die Sicherheit des Kontinents haben. Open Doors, ein internationales Hilfswerk für verfolgte Christen teilt die Sorge von Erzbischof Ndukuba angesichts dieser Realität. Im Weltverfolgungsindex steht Nigeria an sechster Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Mit 5’014 Christen, die allein im letzten Jahr aufgrund ihres Glaubens getötet wurden, steht Nigeria weiterhin mit grossem Abstand an der Spitze der Länder, in denen dschihadistische Gewalt die meisten Opfer fordert. «Die aktuelle Regierung hat keinen echten Willen gezeigt, die christliche Bevölkerung im Zentrum und im Norden des Landes vor dem Terrorismus zu schützen. Eine weitere politische Destabilisierung würde die Christen in diesen Regionen angesichts der ständigen Angriffe und Gewalttaten nur noch verwundbarer machen», stellt Philippe Fonjallaz, Geschäftsführer von Open Doors, fest. Über Open DoorsMehr als 360 Millionen Christen sind weltweit aufgrund ihres Glaubens einem zumindest hohen Ausmass an Verfolgung ausgesetzt. Open Doors wurde 1955 gegründet und hilft heute verfolgten Christen ungeachtet ihrer Konfession in mehr als 70 Ländern.

Quelle: Opendoors Schweiz