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FSSP: Sonntagspflicht

Sonntagspflicht & Sonntagskultur

Der katholische Katechismus beginnt mit der entscheidenden Frage: „Wozu sind wir auf Erden?“ Die griffige Antwort bekennt, dass wir nicht für diese Welt gemacht sind, sondern für das ewige Leben. Gott, der uns erschuf, hat uns befähigt, dass wir ihn erkennen und in Liebe ihm dienen, damit wir nach Vollendung der irdischen Pilgerschaft an das Ziel gelangen, dass er für uns bestimmt hat. – Das ist der Sinn unseres Lebens!
Der hl. Augustinus bringt es auf den Punkt, indem er sagt: „Fecisti nos ad te, Domine! – Du hast uns erschaffen für Dich, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in Dir!“
Dass wir sicher ans Ziel gelangen, gibt Gott uns einen ‚Kompass‘. Damit meine ich das Gewissen. Weil der Mensch von Gott und nach seinem Bild geschaffen ist, ist in ihm eine unauslöschliche Sehnsucht nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen. Im Innern meines Herzens ist eine Stimme, die mir das Gute zeigt und mich vor dem Bösen warnt. Wenn ich dieser Stimme folgend das Gute tue und das Böse meide, und wenn ich meine Sünden, die ich aus Schwachheit begehe, von Herzen bereue, komme ich ganz gewiss in den Himmel.
Um mir zu helfen, mein Gewissen zu bilden, damit es nicht lau wird oder abstumpft, hat Gott im Alten Testament die ‚10 Gebote gegeben. Diese 10 Gebote gehören zum Minimum dessen, was jeder Christ in- und aus-wendig kennen soll. Sie geben Orientierung, enthalten tiefe Weisheit und helfen uns das Gewissen zu bilden.
Von Anfang an stehen die 10 Gebote im Kontext der Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft, denn sie wurden nach dem großen Exodus gegeben, und einleitend spricht Gott zu Moses: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, geführt hat.” (Ex 20, 2) Die Knechtschaft des Pharao ist ein Bild für die Knechtschaft der Sünde, aus der Gott uns durch seine Gnade erlöst. Wichtig ist die Einsicht, dass ein Leben nach der Ordnung Gottes uns nicht die Freiheit nimmt. Vielmehr sind gerade seine Gebote es, die wahre Freiheit garantieren. Sie sind Wegweiser sowohl zum zeitlichen als auch zum ewigen Glück. Deshalb sagt David im Psalm 119: „Eine Leuchte für meinen Fuß ist Dein Wort und ein Licht für meine Pfade.“
Schon im Alten Bund hat man die 10 Gebote den Dekalog genannt. Das kommt vom griechischen deca-logos und bedeutet die zehn Worte. Diese Worte haben es in sich. Wer sie studiert wird staunen, wie 10 Worte so viel sagen können. Jedes einzelne dieser Worte gleich dem Felsen, an den Moses mit seinem Stab schlug und aus dem Ströme lebendigen Wassers quollen.
Im Folgenden möchte ich den Blick vor allem auf das dritte der 10 Gebote lenken und mich bemühen, die große Bedeutung dieses Gebotes gerade für unsere Zeit zu erläutern. Mit dem Halten oder Brechen dieses Gebotes steht und fällt nämlich vieles. Soll die heutige Christenheit sich aus ihrer Totenstarre erheben und wieder lebendig werden, führt kein Weg daran vorbei sich an das dritte Gebot zu erinnern und daran, dass dieses Gebot durch das erste der fünf Kirchengebote bekräftigt und konkretisiert wird. Nun Hand auf’s Herz! Kennst Du die Zehn Gebote Gottes, auswendig und in der richtigen Reihenfolge? Und kennst Du die Fünf Gebote der Kirche? – Die traurige Erfahrung lehrt, dass man heutzutage eher einen Katholiken findet, der die ‚fünf Säulen des Islam‘ kennt, als einen Katholiken, der die fünf Kirchengebote kennt.
Während ich diese Zeilen schreibe, weile ich in der Schweiz, wo nach seriösen Schätzungen der sonntägliche Messbesuch bei etwa 4 % liegt. Das bedeutet nichts anderes, als dass hierzulande 96 % der als katholisch Gemeldeten das Sonntagsgebot nicht mehr kennen. Wollen wir hoffen, dass es unter den Kirchendächern der übrigen ‚D-A-CH Region‘ besser aussieht!
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Dem christlichen Sonntag ging im Alten Bund der Sabbat voraus. Der Sabbat war einem dreifachen Gedenken geweiht. Zunächst war es die Erinnerung an die Schöpfung, denn schon im Anfang hat Gott den siebten Tag gesegnet und ihn zum Ruhetag bestimmt. An zweiter Stelle stand das wöchentliche Passah-Gedenken an den Exodus: „Denke daran, dass auch du Knecht im Ägypterland gewesen bist und dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm hinweggeführt hat! Darum hat der Herr, dein Gott, dir befohlen, den Sabbat zu heiligen.“ (Dt 5, 15) Und schließlich sollte die Heiligung des Sabbats ein Zeichen der Bundestreue sein: „Haltet meine Sabbate, denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch in all euren Geschlechtern.“ (Ex 31, 13) – Immer wieder war es das große Anliegen der Propheten, eindringlich das Volk Israel zur Treue zu mahnen, die in der Heiligung des Sabbats ihren Ausdruck fand.
An die Stelle des Sabbats trat im Neuen Bund der Sonntag. In der Auseinandersetzung mit den Pharisäern bekräftigt Christus, dass der Menschensohn „Herr über den Sabbat“ ist (Mt 12, 8), dessen wahren Sinn er offenbart (Mk 2, 27; 3, 4) und den er aus dem vorbildhaften Schatten ins helle Licht der Erfüllung hinüberführt.
Von den ersten Anfängen an haben die Christen den Sonntag geheiligt. Das Johannesevangelium (20, 19 ff.) berichtet, wie am ersten Ostersonntagabend der Auferstandene den Jüngern erschien und wie sie acht Tage später, am zweiten Ostersonntag – diesmal mit Thomas – wieder versammelt waren. Weitere Zeugnisse für die urchristliche Glaubenspraxis sind Apg 20, 7 und 1 Kor 16, 2.
Schon sehr früh nannte man den Sonntag den Tag des Herrn (Offb 1, 9 f.). Im Lateinischen steht dafür das Wort Dominica, was auf Griechisch nichts anderes ist als Kyriake. Genau davon aber leitet sich das Wort Kirche ab. Sie selbst ist die Kyriake, das bedeutet, die dem Herrn (Kyrios) Gehörende, nämlich seine geliebte Braut. Sehen Sie den Zusammenhang? Der Sonntag als der Tag des Herrn ist der Tag der Kirche!
Zugleich ist der Sonntag auch der Tag der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, weshalb im traditionellen Römischen Ritus an jedem gewöhnlichen Sonntag nach Epiphanie und nach Pfingsten die Präfation zu Ehren der Aller-heiligsten Dreifaltigkeit gebetet wird. Dies ist darin begründet, dass Gott, der Vater, am Sonntag die Welt erschaffen hat, da er gemäß dem Schöpfungsbericht der Genesis am ersten Tag sprach: „Es werde Licht!“ Gleich der aufgehenden Sonne erfüllt Gott, der Sohn, den Ostersonntag mit dem hellen Lichtglanz seiner glorreichen Auferstehung. Und schließlich ist Gott, der Heilige Geist, am Pfingstsonntag in der Gestalt feuriger Zungen auf die junge Kirche herabgekommen.
Aus diesen drei heilsgeschichtlich so bedeutsamen Ereignissen (Schöpfung, Auferstehung, Herabkunft des Heiligen Geistes) wird deutlich, dass auch der deutsche Name Sonntag eine tiefe Berechtigung hat, denn er ist der Tag des Lichtes. Tatsächlich spricht schon im Jahr 139 der hl. Justinus in seiner ersten Apologie von dem „nach der Sonne benannten Tag“ und gibt dazu eine eindrückliche Schilderung des frühchristlichen sonntäglichen Gottesdienstes.
Weil nämlich der Höhepunkt, dem alles Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle ihrer Kraft (vgl. Vatikanum II, SC 10) die heilige Liturgie ist, hat die Kirche aus Apostolischer Tradition all ihren Gläubigen die Teilnahme am Messopfer als heilige Pflicht auferlegt (CIC can 1246). Der ‚Katechismus der Katholischen Kirche‘ formuliert das so: „Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen wichtigen Grund [z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen] entschuldigt … sind. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht eine schwere Sünde.“ (KKK 2181) Und weiter heißt es: „Die Teilnahme an der gemeinsamen sonntäglichen Eucharistiefeier bezeugt die Zugehörigkeit und Treue zu Christus und seiner Kirche.“ (KKK 2182)
Meinst Du also, Du könnest ein lebendiger Zweig am wahren Weinstock sein, der Christus ist (Joh 15, 5, f.), wenn Du Dich aus der sakramentalen Gemeinschaft mit IHM durch die Nichtbeachtung des Sonntagsgebotes freiwillig ausschließt? Bitte verstehe mich richtig! Ich will nicht die Höllenkeule schwingen, sondern ich will all jene, die sowieso treu die Sonntagspflicht erfüllen, darin bestärken. Und ich möchte all jene Katholiken, die dem sakramentalen Leben entfremdet sind, von Herzen dazu ermutigen, neu zu beginnen, wieder den Weg zur sakramentalen Versöhnung mit Gott im Beichtstuhl zu finden und dem Besuch der hl. Messe am Sonntag jene höchste Priorität einzuräumen, die der Teilnahme (participatio) am heiligen Messopfer gebührt.
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Im Jahr 304, während der grimmigen Verfolgung unter Kaiser Diokletian, versammelte sich eine Gruppe von 49 Christen unter Lebensgefahr in Abitene im heutigen Tunesien, um trotz des kaiserlichen Verdikts am Sonn-tag die hl. Messe zu feiern. Sie wurden gefangen vor den römischen Statthalter geführt. Auf die Frage, warum sie trotz des kaiserlichen Verbots am Gottesdienst teilgenommen hätten, antworteten sie: „Sine dominico non possumus. – Ohne die Sonntagsfeier können wir nicht leben.“ Sie haben das Martyrium auf sich genommen, weil sie davon überzeugt waren, dass die Sonntagsmesse nicht nur fromme Tradition, sondern von innen heraus für jeden Christen lebensnotwendig ist.
Neben der Heiligung des Sonntags durch die Teilnahme an der hl. Messe bleibt freilich auch der ursprüngliche Anspruch, den Sonntag durch die Enthaltung von knechtlicher Arbeit zu heiligen, denn schon im Alten Bund war dem dritten Gebot hinzugefügt: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun. Der siebte Tag aber ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Da darfst du kein Werk tun, weder du selbst noch dein Sohn noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Fremde, der sich in deinen Toren aufhält. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde und das Meer und alles, was in ihnen ist, erschaffen; aber am siebten Tag ruhte er.“ (Ex 20, 9-11)
Während der großen Wanderung durch die Wüste hat Gott sein Volk mit Manna gespeist. Doch gab er dieses Manna nach einer heiligen Ordnung: „‚Das ist das Brot, das der Herr euch zur Nahrung gibt. Folgendes nun gebietet der Herr: Jeder sammle davon, soviel er zur Nahrung braucht.‘ … Die Israeliten taten so und sam-melten, viel oder auch wenig. … Jeder hatte, soviel er zur Nahrung brauchte. Moses sagte darauf zu ihnen: ‚Niemand lasse davon bis zum nächsten Morgen übrig!‘ Einige hörten aber nicht auf Moses und ließen doch bis zum nächsten Morgen etwas übrig; das wurde dann faul, wurmig und stinkend.“ (Ex 16, 15-21) Anders aber war es am sechsten Tag, denn da waren sie angewiesen, für den Sabbat die doppelte Menge aufzuheben, und das faulte nicht noch bildeten sich Würmer. Und Moses sprach: „Esst dies heute, denn Sabbat ist heute für den Herrn. Nichts werdet ihr heute auf dem Feld finden. Sechs Tage sollt ihr es sammeln, am siebten Tag ist Sabbat, an diesem gibt es nichts.“ (Ex 16, 25 f.)
Jesus Christus hat durch seine Grabesruhe am heiligen Karsamstag die Sabbatruhe im vollen Sinn des Wortes erfüllt. Zugleich hat er den Aspekt der Ruhe auf den christlichen Sonntag hinübergenommen. Die Enthaltung von knechtlicher Arbeit dient zur Pflege edler Muße. Die Muße ist freilich nicht zu verwechseln mit dem negativ konnotierten ‚Müßiggang‘, denn dieser ist „aller Laster Anfang“. Der Müßiggang steht für vergeudete Zeit, unmotiviert-sinnleeres Nichtstun oder gar ein Abgleiten in unehrenhaft-weltliche Vergnügen.
Die Muße hingegen ist sinnvoll genutzte freie Zeit. Als wesentlicher Bestandteil christlicher Sonntagskultur steht sie für innere Sammlung und Ruhe und für die Freiheit zu geistiger Entfaltung. Die christliche Woche beginnt mit einer kostbaren Auszeit, damit wir gewissermaßen ‚auftanken‘. Die erste Priorität sonntäglicher Ruhe ist „das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ (Mt 6, 33). In dankbarem Gedenken dessen, was Gott für uns getan hat, hat die Feier des Sonntags zugleich eine eschatologische Dimension, denn sie weitet den Blick über alles Irdisch-zeitliche hinaus und nährt die Hoffnung auf das ewige Leben. Da aber die Gottes- und die Nächstenliebe untrennbar verbunden sind, ist der Sonntag auch Tag der Familie, wie der Katechismus sagt: „Die Christen sollen den Sonntag auch dadurch heiligen, dass sie ihren Angehörigen und Freunden die Zeit und Aufmerksamkeit schenken, die sie ihnen an den übrigen Tagen der Woche zu wenig widmen können.“ (KKK 2186)
Abschließend noch ein Wort zum inneren Zusammenhang von Kult und Kultur. Beide Begriffe sind nicht nur sprachlich verwandt, sondern auch innerlich miteinander verbunden. Beim lateinischen Wort cultus denken wir nicht nur an Ackerbau und Viehzucht, sondern vor allem an den cultus divinus, nämlich den Gottesdienst. So verstanden ist der Kult die Wurzel jeder wahren Kultur und jeder Zivilisation. Die Kultur beeinflusst nicht nur die Architektur, die Kunst und die Musik, sondern ganz tiefgreifend auch das edle Miteinander der Men-schen in allen Bereichen des alltäglichen Lebens. Zur christlichen Familienkultur gehört neben der Gesprächs-kultur, der Streitkultur und der Tischkultur ganz wesentlich auch die Sonntagskultur. Wie schön und kostbar ist es, wenn eine Familie versteht, miteinander sowohl zu beten als auch ein festliches Mahl zu halten, zu musizieren und zu spielen.
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In den Erinnerungen meiner Kindheit gibt es noch die Feierlichkeit sonntäglicher Kleidung, das Geheimnis-volle der dem Sonn- und Feiertag vorbehaltenen ‚Guten Stube‘, das Sonntagsgeschirr und das Sonntagsbe-steck, ganz zu schweigen vom Duft des Sonntagsbratens. Gestorben ist die ‚Gute Stube‘ in den 1970er Jahren an der Ausbreitung des Fernsehers, der fortan zum Mittelpunkt des modernen ‚Wohnzimmers‘ wurde.
Wenn ich in Jerusalem weile, mache ich gerne am Samstagnachmittag einen Spaziergang durch Me’a Sche’arim. Das ist eines der ältesten Viertel der Jerusalemer Neustadt, welches hauptsächlich von sog. ultraorthodoxen Juden bewohnt wird. Als strikte Regeln gelten am Sabbat in diesem Bereich: Die Straßen sind für den Verkehr gesperrt. Es fährt kein Auto und keine Straßenbahn. Es gibt kein elektrisches Licht und überhaupt keine Elektronik, weder Telefone noch Computer noch Fernseher, nicht einmal Lichtschalter dürfen betätigt werden. Es ist streng verboten, am Sabbat Fotos zu machen oder Videos aufzunehmen. Einzukaufen, Geld zu benutzen oder Geschäfte zu öffnen ist untersagt. Stattdessen verwandelt sich das ganze Stadtviertel und atmet eine ruhige, fast zeitlose Atmosphäre. Auf den Straßen sieht man Menschen in traditioneller Kleidung. Die Männer tragen schwarze Anzüge, weiße Hemden und Hüte oder Schtreimel. Die Frauen tragen lange, elegante Röcke und Blusen, auf den Köpfen Sheitel und Tichel. Familien spazieren über die Straßen, Kinder laufen in Gruppen und spielen vergnügt mitten auf großen Kreuzungen. – Ja, es mutet seltsam an, und ‚kopieren‘ will man das keineswegs. Doch ehrlich gesagt befällt mich in Me’a Sche’arim eine Art von Wehmut, weil der Sonntag doch so viel höher steht als der Sabbat und weil in christlichen Landen von Sonntagsruhe häufig so ganz und gar nichts zu spüren ist.
Würden sich Christen in der Art und Weise, wie sie den Sonntag feiern, auch nur ein ganz kleines Scheibchen von dem oben Geschilderten abschneiden: würden sie dem Ruf der Glocken zur heiligen Messe folgen, wären sie etwas mehr füreinander da, würden sie sich ein klein wenig besser kleiden, ein klein wenig mehr Abstand zu Elektronik und Cyberwelt halten, wären sie am Sonntag offline und würden sie weder tiktoken noch gamen, würde es sonntags in den Städten und Dörfern die ein oder andere verkehrsberuhigte Zone geben, würde man lustwandelnde Familien und spielende Kinder auf den Straßen sehen und am Sonntag ein klein wenig mehr frohes Kinderlachen hören … – Wäre das nicht menschlich und religiös ein echter Gewinn?

Thalwil, den 27. Februar 2025
P. Martin Ramm FSSP, Pfarrer

FSSP: Nicht vergessen

Heilige Messe in der Wallfahrtskirche Melchtal

Zum Sonntag Quinquagesima, 2. März 2025, feiern wir um 10.30 Uhr eine feierliche hl. Messe in der Wallfahrtskirche Melchtal. Anlass ist das „Skilager für Väter und Söhne“, mit dem wir anschließend auf Melchsee-Frutt auf die Piste gehen. Zur hl. Messe ist jedermann herzlich willkommen!

Heilig-Jahr-Wallfahrt

Im Bistum Chur ist die herrliche Klosterkirche auf der Insel Rheinau Ablasskirche zum Heiligen Jahr. Deshalb werden wir am Fest Christi Himmelfahrt, 29. Mai 2025, eine familientaugliche Fußwallfahrt dorthin organisieren, die mit einer feierlichen hl. Messe um 15.00 Uhr endet. Details folgen. Auf Neudeutsch würde man einstweilen sagen: Save the date!

Varia

  • Für die zweite Woche unseres Familienlagers auf der Bettmeralp vom 2. – 9. August 2025 ist noch ein Zimmer frei!
  • Für die Ignatianischen Exerzitien vom 10. – 15. März in St. Pelagiberg und vom 31. März – 5. April 2025 in Marienfried wären ebenfalls noch wenige Plätze frei.
  • Auch für die Exerzitien in der Osterwoche in Marienfried kann man sich noch anmelden.
  • Für die Heilig-Land-Wallfahrt vom 4. – 18. Mai werden noch Pilger gesucht!

Kurhaus St. Pelagiberg

Gerne weise ich auf die aktuellen Angebote des Kurhauses Marienburg auf St. Pelagiberg hin:

Nach dem traditionellen Kalender beginnt am kommenden ‚Sonntag Septuagesima‘ die Vorfastenzeit. Es geht darum, sich im Hinblick auf die Fastenzeit schon ein wenig ‚aufzuwärmen‘ und sich geistig darauf einzustimmen, die Wochen der Vorbereitung auf Ostern gut zu nutzen.

FSSP: Neue Termine 2025

NEWS: Petrusbruderschaft und alte Messe – ein erfolgreiches Randphänomen?

Auch das Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland kam unlängst nicht umhin, den Erfolg der traditionsverbundenen Petrusbruderschaft (FSSP) zur Kenntnis zu nehmen: stetiges Wachstum, gut gefüllte Priesterseminare, junge Leute. Deren Anfang November veröffentlichte Statistik zeugt davon: Das Durchschnittsalter der 583 Mitglieder, davon 386 Priester 22 Diakone und 179 Seminaristen, beträgt 39 Jahre. Die mit der Petrusbruderschaft verbundene Konfraternität aus katholischen Laien und Priestern wuchs auf 10.515 Mitglieder.

„Mit ihrem Schwerpunkt auf der Alten Messe gelingt der 1988 gegründeten traditionalistischen Gemeinschaft, woran die Volkskirche verzweifelt.“

Eben. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, deklariert die Redakteurin Gabriele Höfling in ihrem Kommentar ein solches Wachstum als „absolutes Randphänomen“. Da kostet es auch absolut nichts, Glückwünsche zu formulieren. Deren „Herzlichkeit“ verursacht allerdings Unbehagen.

Natürlich kann man die Zahlen nicht an der Gesamtzahl aller Katholiken messen. Die Liturgiereformer haben ganze Arbeit geleistet. Über Jahrzehnte schwieg man die überlieferte Liturgie tot oder diskreditierte sie als veraltet und statisch. Wie vielen Jahrgängen von Kommunionkindern hat man die ordentliche Mundkommunion vorenthalten! Wie viele hat man um die überlieferte Liturgie betrogen.! Es ist die missionarische Dimension der überlieferten Liturgie, die man nicht erträgt und die letztlich auch einen Papst Franziskus auf den Plan gerufen hat. Das „Randphänomen“ soll ein solches bleiben. Während Papst Benedikt XVI. die überlieferte Liturgie mit Summorum Pontificum wieder in ihre Rechte eingesetzt hatte, soll Papst Franziskus‘ Motu proprio Traditionis custodes langfristig dafür sorgen, daß die traditionsverbundenen Gläubigen der alten Messe entwöhnt werden. Denn sie sind nicht anschlußfähig an die „andere“, die „moderne“ Kirche und ihr sich verflüssigendes Lehramt.

So ist es auch wenig verwunderlich, daß die Rückmeldungen der Gemeinschaften, die der überlieferten lateinischen Messe verbunden sind, bei der gerade beendeten sog. Bischofssynode eine untergeordnete Rolle spielten und spätestens im Schlußdokument gar nicht mehr erwähnt wurden. Edward Pentin analysierte dieses Schweigen im National Catholic Register.

Es sei in den Beiträgen der Traditionsgemeinschaften insbesondere um den Wunsch nach einer würdigeren Liturgie gegangen, um die Sorge vor Spaltung und die Ausgrenzung und Marginalisierung, der man sich ausgesetzt sieht, resümiert Joseph Shaw (Latin Mass Society of Great Britain). „Sie wurden gewissermaßen eliminiert“, erklärt er gegenüber dem National Catholic Register.

Die Synode habe diese Beiträge ignoriert, obwohl sie wohlüberlegt unterstrichen hätten, daß die überlieferte lateinsche Messe „ eine reiche Quelle von Berufungen, Konversionen und Reversionen“ und ihre Einschränkung „verletzend und grausam“ sei.

Das Schlußdokument der Synode habe sehr wohl die Krise der Berufungen gesehen, jedoch keine Lösungsansätze in der Förderung der überlieferten Liturgie gesucht. Man weigert sich eben beharrlich, das katholische Potential zu nutzen, das in der Tradition steckt, die nicht nur bei der FSSP, sondern auch in anderen Gemeinschaften weltweit lebendig wächst und gerade auch Massen junger Menschen anzieht, was sich alljährlich u.a. bei der Wallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres in überwältigender Weise zeigt.

Dessen ungeachtet marginalisiert auch Gabriele Höfling die Gläubigen der Tradition als „Anhänger bestimmter Positionen“, mit einem bestimmten Blick auf das „Familienbild oder den Lebensschutz“, mit ihrer „Faszination für längst vergangene Zeiten“ und der „Betonung strikter traditionalistischer Werte“. Katholischer Werte, wohlgemerkt.

Legitim sei das, aber „für die breite Basis kein Modell und kein Vorbild“. Es würde „Menschen im großen Stil vergraulen, aber keine neuen anwerben“. Den Beweis bleibt man allerdings schuldig. Man will ihn auch gar nicht antreten. Edward Pentin verweist auf Jean-Pierre Maugendre, Direktor der französischen Laienvereinigung Renaissance Catholique, der im April diesen Jahres eine Internationale Kampagne für die vollständige Freiheit der überlieferten Liturgie gestartet und seine Erklärung auch an das Synodensekretariat geschickt hatte. Nie habe er eine Empfangsbestätigung, geschweige denn eine Antwort erhalten. In seinem Schreiben hatte er den freien Zugang zur überlieferten Liturgie nach dem Römischen Meßbuch von 1962 als ultima ratio in einer Zeit des Glaubensschwundes und Rückgangs der Berufungen bezeichnet. Diese Liturgie spiele eine wichtige Rolle „durch ihre Transzendenz, ihre Schönheit, ihren überzeitlichen Charakter und ihre Lehramtstreue“.

Leider zeigt es sich, daß das so überaus synodale und hörende Rom auch weiterhin ganz bewußt Möglichkeiten zur Belebung des religiösen Lebens und Förderung von Berufungen, zur Stärkung des Glaubens und der Glaubenswiedergabe ignoriert. Man vermeidet, daß Gläubige „die Erfahrung der Tradition“ machen, wie Maugendre es formuliert, indem man der überlieferten Liturgie keine Chance gibt. Oder mit den Worten von Kardinal Hollerich am Ende der Synode gegenüber dem National Catholic Register„Ich kenne Leute, die die Messe im alten Ritus zelebrieren und ich bin mit ihnen befreundet. Ich kann mir vorstellen, daß sie in einer postmodernen Welt davon angezogen werden. Ich verurteile das nicht.“ Der Katholizismus der Tradition sei kein Diskussionsthema gewesen. Man sei „nicht gegen sie und nicht für sie gewesen“. Vermutlich sollten wir darüber im Schatten von Traditionis Custodes auch noch froh sein.

Hierzulande müssen wir uns also weiter auf die von Frau Höfling beschworene „breite Basis“ stützen und zuschauen, wie in „10.000 deutschen Gemeinden unzählige junge Leute als Ministranten dienen“, von denen viele aber außerhalb ihres Dienstes oft kaum noch die Sonntagsmesse besuchen. Die „breite Basis“ ist hier ganz offensichtlich das falsche Vorbild. Und nicht nur hier. Wir müssen sog. katholische Frauenverbände ertragen, die als synodale Geisterfahrer das Frauenpriestertum reklamieren und in manchen Diözesen schon den Predigtdienst okkupieren und sich nicht scheuen, als pseudoliturgisch gekleidete „Albinos“ den Altarraum unsicher zu machen, und wir müssen ideologisierten Jugendverbänden zusehen, die in schillernden Farben herumvagabundieren.

In der Tat: „Vermehrte Eucharistiefeiern auf Latein und die Betonung strikter traditionalistischer Werte sind da schwer vorstellbar.“ Priesterberufungen auch nicht. Und für die breite Basis, „die sich an den Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils orientiert“, ist es schon lange keine Sünde mehr, ihrer Sonntagspflicht nicht nachzukommen. Die katholischen Werte werden weiter verdunsten. Die Kirchenbänke werden sich weiter leeren.

Da ist es nur noch bizarr, wenn sich das eingangs erwähnte Nachrichtenportal am 9. November in einem Gedankenexperiment der kontrafaktischen Kirchengeschichte widmet und titelt: Die Kirche als „alte Oma: Eine Welt ohne Zweites Vatikanum. Damals sei man wegen des Rituals in den Gottesdienst gegangen, wird der Jesuit Andreas Batlogg zitiert, und nicht, weil man daraus etwas mitgenommen hätte. Die Messe ohne Konzil wäre heute ein „unverständliches Herumgemurmel, bei dem zwischendurch gebimmelt wird, was auf die Jugend heute wie eine Staatsoper wirken“ würde. Die Kirche wäre eine „alte Oma“, die vom Weltgeschehen nichts mehr mitbekommt.

Und für der Mainzer Dogmatiker Oliver Wintzek leben Traditionalisten in einer „Scheinwelt (…), um die Herausforderungen einer multioptionalen Gesellschaft auszublenden“.

Hier erübrigt sich endgültig jeder Kommentar.

Freuen wir uns stattdessen von ganzem Herzen über florierende junge Ränder, die papsttreu in voller Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche stehen und vorbildhaft katholisch sind. Herzlichen Glückwunsch und Gottes reichen Segen!

Quelle: katholisches.info

NEWS: Stehen die Visitatoren der Petrusbruderschaft fest?

Seit die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) Ende September eine bevorstehende Apostolische Visitation durch Rom bekanntgab, herrscht große Unruhe. Zu schlecht waren in den vergangenen zehn Jahren die Erfahrungen mit bergoglianischen Visitatoren, denen nicht selten Kommissare auf den Fuß folgten. Die Frage lautete seither: Wen wird die römische Ordenskongregation zur Überprüfung der Petrusbrüder entsenden? Darauf scheint es nun eine Antwort zu geben.

Die Rom-Korrespondentin Diane Montagna, vielen bekannt durch ihre mutigen Fragen während der Amazonassynode zur Pachamama und durch das Gesprächsbuch mit Bischof Athanasius Schneider, nannte auf X (vormals Twitter) zwei Namen. Demnach hat die Ordenskongregation zwei emeritierte Erzbischöfe als Visitatoren beauftragt: Msgr. Diarmuid Martin, emeritierter Erzbischof von Dublin in Irland, und Msgr. Bernard-Nicolas Aubertin, emeritierter Erzbischof von Tours in Frankreich.

Von Erzbischof Diarmuid Martin ist bekannt, dass er zur Umsetzung des Motu proprio Summorum Pontificum in seinem Erzbistum einen Messort für den überlieferten Ritus einrichtete, der noch heute existiert. Allerdings kritisierte er in der Vergangenheit auch schon Johannes Paul II. wegen dessen Verteidigung der kirchlichen Morallehre als „schlechten Theologen“, obwohl dieser ihn 1999 im Petersdom zum Bischof geweiht und schließlich zum Primas von Irland ernannt hatte. Msgr. Martin machte seine Karriere im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, ehe er 2003 nach Irland zurückgeschickt wurde. Es fällt auch auf, dass Erzbischof Martin, der bis 2020 Erzbischof von Dublin war, einen gewissen Gefallen am bergoglianischen Katholiken-Bashing zu haben scheint. Auch Martin beschimpfte bereits die Katholiken als „engstirnig und verbittert“, während er lobende Worte für andere Religionen fand. So begrüßte er den Islam als „Teil der irischen Familie“.
Auch zu anderen „Baustellen“ in der Kirche schwächelt der emeritierte irische Primas, so sprach er sich im Zuge der Vorbereitungen für die Synodalitätssynode für die Zulassung von Frauen zum Diakonat aus. Trotz einiger markiger Aussagen gilt vergleichbares auch in der Homo-Frage. Msgr. Diarmuid Martin war es der zusammen mit Rom 2018 das Weltfamilientreffen ausrichtete, bei dem erstmals Homo-Aktivitäten stattfinden konnten, die vom US-Jesuiten P. James Martin organisierte werden konnten, der einen direkten Draht zu Santa Marta unterhält.

Der Zisterzienser Msgr Bernard-Nicolas Aubertin war bis 2019 Bischof von Tours und zuvor von Chartres. Msgr. Aubertin gehört zweifelsohne nicht zu den Freunden der Tradition, zu sehr ist er selbst in die Windungen und Irrungen der modernen Liturgiereformen eingebunden. Da paßt es ins Bild, daß Papst Franziskus ihn 2016 im Zuge einer Säuberung in die römische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung berief. Während die traditionsverbundenen Kardinäle Burke, Ranjith und Pell von Franziskus entlassen wurden, nahmen der homophile Erzbischof von Wellington, der Bugnini-Sekretär Msgr. Piero Marini und eben Erzbischof Aubertin an ihrer Stelle Platz.
Jean Madiran warf Msgr. Aubertin vor, die von Benedikt XVI. angestrebte Heilung der Wunde, die der Kirche durch die radikale Liturgiereform von 1969 geschlagen wurde, „künstlich“ am Leben erhalten zu wollen.
Nach seiner Emeritierung zog sich Msgr. Aubertin in eine Zisterzienserabtei bei Freiburg im Üechtland zurück. In Freiburg befindet sich das Generalhaus der Petrusbruderschaft.

Die genaue Bedeutung dieser Ernennung zu Visitatoren, die von Rom noch nicht bestätigt wurde, muss sich erst noch zeigen.

Quelle: katholisches.info