Mittwochskolumne: Karwoche

Bern (novaradio.ch): Mit dem Palmsonntag steigen wir in die Karwoche ein. Ostern rückt näher und die Karwoche erinnert uns daran, dass es kein Ostern ohne das Kreuz gibt. Alle Freude, die für uns die Auferstehung Christi bedeutet, erlöst uns nicht im Hier und Jetzt von den Leiden, die das menschliche Leben mit sich bringt. Für den Glauben und das Denken eines Katholiken ist es zentral, sich immer wieder die Verbindung zwischen Kreuz und Auferstehung vor Augen zu führen. Durch das Kreuz hat Jesus die ganze Welt erlöst und auch wir sind aufgerufen, unseren Beitrag zu leisten, um in das Himmelreich Gottes einzugehen. Für viele Nicht-Christen ist es schwierig nachzuvollziehen, weshalb diese enge Verbindung zwischen Leid und Freud existiert. Der Sündenfall hat uns in eine Welt hineingeworfen, in der Tod und Leid existieren. Der ursprüngliche Plan Gottes war ein anderer, aber der Mensch hat sich durch seine Sünde in diese Lage gebracht. Ganz rational verstehen werden wir diese Verbindung zwischen Ursünde und Leid nie, jedoch können wir uns mit unserer Vernunft annähern an dieses grosse Geheimnis. Die Sünde der ersten Menschen war das fehlende Vertrauen und die Lieblosigkeit, die sie ihrem Schöpfer entgegenbrachten. Wir müssen dieses Leben nutzen, um dieses Vertrauen und diese Liebe zu Gott zu erlernen. Denn die höchste Form des Glücks ist die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Durch diese Liebe werden wir zu vollkommenen Menschen. Damit wir diese Liebe stärken, ist es wohl unausweichlich, manchmal auch Leid zu erfahren, auch wenn wir dies natürlich nie aktiv suchen. Wenn es keine Überwindung kostet, einem Menschen, den wir nicht mögen, etwas Gutes zu tun, erfahren wir nie, wie gross unsere Liebe sein kann. Auch bei geliebten Menschen ist es wichtig, über sich hinauszuwachsen, um zu erkennen, wie gross unsere Liebe sein kann. Heutzutage wird in den Medien so häufig das Wort Liebe verwendet, ohne sich zu überlegen, was dieses Wort wirklich bedeutet. Wenn das Wort nicht nur eine Hülle bleiben soll, muss es gefüllt werden mit Tugenden, die auch mit grosser Überwindung und Schmerzen verbunden sind. Der Begriff Liebe muss gefüllt werden mit Demut, Gehorsam und Opferbereitschaft. Jesus hat uns am Kreuz gezeigt, wie gross die Liebe Gottes zu uns Menschen ist. Wir werden seinem Beispiel in dieser Radikalität nie folgen können, wir können aber wie Simon von Cyrene helfen, das Kreuz zu tragen. Gott kann uns nicht ohne unseren Willen erlösen. Es braucht unser Ja zu seinem Heilsplan. Dieses Ja darf nicht nur ein Ja mit den Lippen sein, sondern muss auch durch unsere Taten bezeugt werden. Wenn wir unser eigenes Leiden willig annehmen, dann werden wir zu liebevolleren Menschen. Wir werden zu vollkommenen Menschen. Haben wir keine Angst, auch die Karwochen unseres Lebens anzunehmen und dadurch zum grossen Osterfest zu gelangen. DR

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