NEWS: Geheimtreff von Prag

In Prag fand ein „geheimes Treffen“ hoher Prälaten statt, um über das jüngste Eindringen der Gender-Ideologie in die Kirche zu beraten. Das sorgt in Santa Marta für einige Unruhe.

Die Enthüllung erfolgte gestern durch Loup Besmond de Senneville, den Rom-Korrespondenten von La Croix, der Tageszeitung der französischen Bischöfe. Wenn die Öffentlichkeit von etwas noch nichts weiß, kann es entscheidend sein, wer sie informiert und wie sie informiert wird.

Besmond de Senneville beschrieb das Treffen ein wenig wie jene der Mafia von Sankt Gallen. Nur: In Prag trafen sich nicht progressive Geheimbündler und auch nicht jene, die das Treffen finanzierten, gehören jenen Zirkeln an. Im Gegenteil. Es soll also ein wenig der Eindruck erweckt werden, bei den Prager Beratungen handle es sich um eine Art Gegen-Mafia. Die Art der Enthüllung läßt jedenfalls erkennen, woher die Informationen kommen, und mehr noch, daß das Prager Treffen in Santa Marta für Unruhe sorgt.

Wahr ist: In Prag trafen sich im vergangenen September neun Kardinäle und elf Bischöfe, um über das Eindringen der Gender-Ideologie in die Kirche zu beraten. Zur Erinnerung: Mehrere Kardinäle hatten Papst Franziskus 2023 Dubia vorgelegt. Sie alle bezogen sich im weiteren oder engeren Sinn auf die Gender-Ideologie, entweder direkt auf das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia oder auf das Arbeitsdokument und weitere Vorbereitungen zur Synodalitätssynode. Auch der ehemalige Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka OP hatte solche Dubia vorgelegt.

Die Finanzierung des Treffens hatte eine US-amerikanische katholische Denkfabrik übernommen, das Austin Institute for the Study of Family and Culture, das aus der Perspektive von Santa Marta dem „indietristischen“ Spektrum zuzurechnen ist. Treffpunkt war das Hotel Mozart in der Prager Altstadt nahe der Karlsbrücke. Das Thema der mehrtägigen Beratungen vom 26. bis 28. September lautete: „Gender-Ideologie, Wissenschaft und das Wesen der göttlichen Offenbarung“. Das Austin Institute lud auch die Referenten ein, darunter P. Robert Gahl, ein Opus-Dei-Priester und Professor in Harvard, der zum Thema: „Gender-Ideologie und Inkarnation: Heilung der anthropologischen Häresie“ sprach. Zu den Referenten gehörte auch Kardinal Willem Eijk, der anhand der „lesbischen Identität“ und „Gender-Studien über die Braut, Mutter und Tochter Gottes“ die „Bedrohung der Gender-Theorie für die Familie und die Verkündigung des christlichen Glaubens“ aufzeigte.

Die Unruhe in Rom hat damit zu tun, daß sich in Prag nicht die „üblichen Verdächtigen“ versammelten. Die Mehrzahl der Kardinäle stammte aus Asien: Patrick D’Rozario (Bangladesch), William Goh (Singapur), Virgilio Do Carmo da Silva (Osttimor) und Oswald Gracias (Indien). Letzterer vertritt Asien seit 2013 im C9-Kardinalsrat. Weitere anwesende Kardinäle waren Willem Eijk, Erzbischof von Utrecht und Primas der Niederlande, und Angelo Bagnasco, unter Papst Benedikt XVI. langjähriger Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, und Ignatius Kaigama, der Erzbischof von Abuja (Nigeria). Kardinal Dominik Duka, der emeritierte Erzbischof von Prag und Primas von Böhmen, wurde bereits erwähnt.

Zu den in Prag anwesenden Bischöfen gehörte auch Msgr. Salvatore Cordileone, der Erzbischof von San Francisco in den USA.

Von einem „Geheimtreffen“ kann keine Rede sein, da Kardinal Kaigama sogar auf seiner Facebook-Seite davon berichtete.

Die Begegnung fand unmittelbar vor Beginn der Synodalitätssynode in Rom statt, die auch der Grund für das Prager Treffen war. Die meisten Teilnehmer reisten anschließend nach Rom weiter, um an der Synode teilzunehmen.

Das Austin Institute for the Study of Family and Culture hatte bereits Ende 2022 ein ähnliches Treffen organisiert. Bei diesem Treffen stellte der australische Kardinal George Pell sein in Buchform erschienenes Hafttagebuch vor und übte bei dieser Gelegenheit scharfe Kritik am Pontifikat von Franziskus. Wenige Tage später war der Kardinal tot. Seine Nachwirkung zeigte sich aber noch beim Prager Treffen, wo der ehemalige Pfingstlerpastor Robert Sirico, der sich zum katholischen Glauben bekehrt hatte und heute katholischer Priester ist, über das theologische Erbe von Kardinal Pell referierte.

Vorsitzender des 2012 gegründeten Austin Institute for the Study of Family and Culture ist Mark Regnerus, Professor an der Universität Austin. Ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Regnerus sind Homosexualität und homosexuelle Bindungen. Auf diesem Gebiet zählt er zu den wissenschaftlichen Koryphäen. Seine Studien zeigen, was Homo-Lobby und Mainstream nicht hören wollen, den destruktiven Lebensstil und die negativen Folgen der Homosexualität auf, bspw. die Schwierigkeiten, die Kinder im Erwachsenenleben haben, die bei Homosexuellen aufwachsen. Die Homo-Lobby reagierte mit Diffamierungskampagnen gegen Regnerus, dessen Entfernung von der Universität man durchsetzen wollte.

Besmond de Senneville schreibt zu den Hintergründen: „Das geheime Treffen in der tschechischen Hauptstadt fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem das Gefühl wächst, daß die Kirche angesichts des Alters von Papst Franziskus und seiner zunehmenden gesundheitlichen Probleme dem ‚Ende seiner Herrschaft‘ entgegengeht.“

Tatsache ist, daß das Treffen in Prag themenbezogen war. Allerdings, wie bei Begegnungen üblich, werden Kontakte geknüpft und findet Vernetzung statt.

Quelle: katholische.info

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