NEWS: Heftige Kritik an Papst Franziskus

Papst Franziskus I. ist wegen einer Aussage zum Ukrainekrieg in Teufels Küche geraten: Er hatte von der «weissen Fahne» geredet – das nimmt ihm die Ukraine übel.

Papst Franziskus hat zu Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine aufgerufen – und ist dabei voll in ein Fettnäpfchen getreten. «Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln», sagte der Papst in einem am Samstag vom Schweizer Sender RSI veröffentlichten Interview. «Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird», fügte er hinzu.

Er sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, «der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weisse Fahne zu hissen und zu verhandeln», sagte der Papst. Es gebe viele Akteure, die als Vermittler bereitstünden, darunter die Türkei.

Begriff falsch verstanden?

Das Bild der weissen Fahne, welche in Kriegen von Unterhändlern vor sich hergetragen wird, hatte der Journalist zuerst eingebracht, Franziskus nahm den Begriff aber dankbar auf. Häufig wird die weisse Fahne oder Flagge als Symbol für eine Kapitulation verwendet. Und genau das brachte die Menschen in der Ukraine auf die Palme. 

«Es erscheint merkwürdig, dass der Papst nicht zur Verteidigung der Ukraine aufruft, nicht Russland als Aggressor verurteilt, der Zehntausende Menschen tötet», schrieb der frühere Abgeordnete und Vizeinnenminister Anton Geraschtschenko auf X. «Wenn Papst Franziskus im Jahr 1940 leben würde, würde er Grossbritannien wahrscheinlich vorschlagen, sich zu ergeben, die Waffen vor Deutschland niederzulegen und mit Hitler zu verhandeln.»

Papst als «Kleingläubigen» bezeichnet

Olexander Scherba, der frühere ukrainische Botschafter in Österreich, nannte den Papst mit einem Bibelwort einen «Kleingläubigen». Offizielle Kiewer Stellen äußerten sich bisher nicht. Schon frühere Äusserungen des Pontifex hatten bei den Ukrainern das Gefühl geweckt, dass Franziskus mehr Verständnis für Russland aufbringt als für ihr angegriffenes Land.

«Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären», schrieb Polens Aussenminister Radoslaw Sikorski am Sonntag auf X. Auch aus Deutschland kam Kritik: «Unglaublich, das Oberhaupt der katholischen Kirche stellt sich auf die Seite des Aggressors», schrieb Kiesewetter im Internetdienst X. Der Papst liefere damit Russlands Präsident Wladimir Putin eine «Blaupause für weiteres Vorgehen», schrieb der CDU-Aussenpolitiker Roderich Kiesewetter.

Vatikan-Sprecher Matteo Bruni erklärte später in einem von «Vatican News» veröffentlichten Statement, dass Franziskus von der «weissen Flagge» gesprochen habe, «um eine Einstellung der Feindseligkeiten zu bezeichnen, einen Waffenstillstand, der mit dem Mut zur Verhandlung erreicht wurde». Er wiederholte den Aufruf des Papstes zu einer «diplomatischen Lösung auf der Suche nach einem gerechten und anhaltenden Frieden» in der Ukraine.

Quelle: dpa

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